Schadenersatzklage von Wirecard-Anlegern im Oktober vor Bundesgerichtshof
Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelt im Oktober über eine Schadenersatzklage von Anlegern des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard. Das Karlsruher Gericht setzte am Montag den 16. Oktober als Verhandlungstermin fest. In dem Verfahren geht es um die grundsätzliche Frage, ob Aktionäre in einem Insolvenzfall wie Gläubiger behandelt und mit Schadenersatzansprüchen an der Insolvenzmasse beteiligt werden können. (Az.: IX ZR 127/24)
Rund 50.000 Wirecard-Aktionäre haben Schadenersatzansprüche von rund 8,5 Milliarden Euro angemeldet. Zusammen mit den Forderungen weiterer Gläubiger summieren sich die Forderungsanmeldungen nach Gerichtsangaben auf rund 15,4 Milliarden Euro. Die derzeit vorhandene Insolvenzmasse beträgt demnach rund 650 Millionen Euro.
Der Insolvenzverwalter von Wirecard und ein Zusammenschluss von Gläubigern halten die Aktionäre mit ihren Ansprüchen für nachrangig gegenüber den übrigen Insolvenzgläubigern. Die Aktionäre - im konkret beim BGH zu verhandelnden Fall eine Kapitalanlagegesellschaft - argumentieren, von Wirecard getäuscht worden zu sein, und begründen so ihre Schadenersatzansprüche. Ihnen stehe daher ein Teil der Insolvenzmasse zu. Der Anteil der Gläubiger würde sich dadurch erheblich reduzieren.
In erster Instanz gab das Landgericht München dem Insolvenzverwalter und den Gläubigern recht - die Aktionäre sollten nur im Fall eines Überschusses am Insolvenzverfahren beteiligt werden. Das Oberlandesgericht München revidierte dies jedoch und erlaubte den Aktionären, ihre kapitalmarktrechtlichen Schadensersatzforderungen als Insolvenzforderungen geltend zu machen. Nun soll der BGH in letzter Instanz entscheiden.
Wirecard galt einst als deutscher Hoffnungsträger und seine Aktie als gute Investition. Doch die Chefetage des Münchner Unternehmens soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht und den Umsatz so immer weiter künstlich aufgebläht haben. So schaffte es das Unternehmen in den Deutschen Aktienindex. Ende Juni 2020 meldete Wirecard dann Insolvenz an, tausende Anleger verloren viel Geld.
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