Gutachten: Für zukunftsfähigen Nahverkehr sind zusätzliche Milliardenausgaben nötig
Ein leistungsstarker Nahverkehr würde einem Gutachten zufolge bis 2040 zusätzliche Ausgaben in Milliardenhöhe nötig machen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnete für die am Donnerstag vorgestellte Studie zwei unterschiedliche Szenarien durch, die zusätzlich 1,44 Milliarden Euro oder zusätzlich 3,36 Milliarden Euro pro Jahr kosten würden.
Demnach müssten für ein "Modernisierungsszenario", das vor allem den bisherigen Stand sichere und zudem qualitativ verbessere, durchschnittlich 1,44 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr ausgegeben werden. Für das weitergehende "Deutschlandangebot" mit einem umfassenden Ausbau in Fläche und Taktung würden 3,36 Milliarden Euro zusätzlich benötigt pro Jahr.
Der VDV hatte das Gutachten bei Widen Beratungsunternehmen Ramboll, PwC und Intraplan in Auftrag gegeben, um "eine fachlich fundierte Grundlage für den von der Bundesregierung angekündigten ÖPNV-Modernisierungspakt zu liefern und sich dabei an den Zielen des Koalitionsvertrags zu orientieren".
In dem Vertrag von Union und SPD heißt es zur "Stärkung des Nahverkehrs", Bund und Länder würden einen "Modernisierungspakt starten": "Wir werden den Status quo sichern, steigende Kosten auffangen und Spielräume für neue Verkehre schaffen."
Die Situation im ÖPNV sei "vielerorts angespannt: steigende Kosten, Fachkräftemangel und ein massiver Modernisierungsstau gefährden die Qualität und Quantität des Angebots", erklärte VDV-Präsident Ingo Wortmann. "Mit den heute zur Verfügung stehenden Geldern ist nicht mehr möglich, daher kann es kein 'Weiter so' geben." Derzeit finanzieren Bund, Länder und Kommunen den Nahverkehr laut VDV mit rund 26 Milliarden pro Jahr.
Beide Szenarien des Gutachtens setzen nach Angaben des VDV auf "Digitalisierung, emissionsfreie Antriebe, Automatisierung und effiziente Strukturen in den Verkehrsunternehmen". Dem Modernisierungsszenario geht es aber vor allem darum, den Status Quo zu halten und zu verbessern. Das Deutschlandangebot baut die Kapazitäten den Angaben zufolge sowohl auf dem Land als auch in den Städten massiv aus.
Voraussetzung für einen leistungsstarken Nahverkehr sei jedenfalls "eine erhöhte und über 15 Jahre planbare Finanzierung durch Bund und Länder", erklärte der VDV. "Wir reden nicht über ÖPNV de luxe, sondern über flächendeckend funktionierende Daseinsvorsorge und die Erreichung von Klimaschutzzielen im Verkehrssektor", fügte Wortmann hinzu.
Der Deutsche Städtetag begrüßte die Untersuchung. "Das Gutachten ist eine gute Basis, um zwischen Bund, Ländern und Kommunen die künftige bundesweite ÖPNV-Finanzierung neu zu vereinbaren", erklärte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. "Die Grundfinanzierung des ÖPNV muss schnellstmöglich aufgestockt werden."
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