Die Zecke: Das gefährlichste Tier Deutschlands ist aktuell wieder besonders aktiv

Achtung Blutsauger!

Sie sind wieder unterwegs und wollen nur eines – unser wertvolles Blut. Die blutsaugenden Monster lassen erst von uns ab, wenn sie ihre Körper wieder neu zum Leben erweckt haben. Sie lauern uns auf, denn sie benötigen viel Energie und holen sich diese von unserem Körpersaft. Ihre außergewöhnlichen Eigenschaften versetzen uns in Angst und Schrecken. Ein Holzpflock ist hier nicht die richtige Gegenwehr – gemeint sind nämlich keineswegs die aus Horrorfilmen gefürchteten Vampire, sondern vielmehr winzig kleine und lästige Übeltäter. Man sieht sie kaum, doch sie warten im hohen Gras, in Büschen, auf Sträuchern, im Unterholz oder auch in unseren Gärten auf Mensch sowie Tier und können schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen – die Rede ist von ungeliebten Zecken…

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Bild: stock.adobe
Zwar ist im Sommer Hochsaison der zähen Biester, doch Vorsorgemaßnahmen sollten auch dann getroffen werden, wenn die Temperaturen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen über die 7-Grad-Marke hinaus gehen. In Deutschland wurden die Zecken als gefährlichstes Tier eingestuft, denn kein anderes Lebewesen verursacht hierzulande so zahlreiche Krankheitsfälle wie die kleinen Plagegeister. Der größte Feind der Minivampire ist die Trockenheit, denn ihr Überleben ist nur dann gesichert, wenn es feucht und warm, aber nicht heiß ist. 

Aufgrund seiner Größe wird der weltweit verbreitete Parasit leicht übersehen und den Einstich der achtbeinigen Spinnentiere bemerkt man meist nur durch Zufall, da dieser absolut schmerzfrei erfolgt. Bei einer Attacke ist es der Speichel von Zecken, welcher die Haut von uns sowie von Tieren betäubt. Im Anschluss schieben die Blutsauger ihren Stechrüssel bevorzugt in warme Körperregionen mit weicher Haut, möglichst suchen sie sich dabei geschützte Stellen aus. 

Für Zecken ist die Wahl der richtigen Hautpartie sehr wichtig und entscheidet über deren Fortbestehen, weshalb es auch mal ein paar Stunden dauern kann, bis der Parasit zusticht. Bei uns Menschen werden Stellen wie beispielsweise am Kopf, am Hals, im Achselbereich, in unseren Ellenbeugen oder in den Kniekehlen sowie im Genitalbereich bevorzugt. Zecken empfinden Bereiche unter enganliegender Kleidung als sicher und sind aus diesem Grund beispielsweise gerne im Hüftbereich zu finden. 

Bis die Zecke komplett ausgewachsen ist, durchläuft sie insgesamt drei Entwicklungsstadien. Aus den zahlreichen Eiern schlüpfen sechsbeinige Larven, die nach der Häutung als sogenannte Nymphen bezeichnet werden – Diese sind nun achtbeinig und geschlechtslos. Nach deren erneuter Häutung entwickeln sich die Nymphen zu erwachsenen Zeckenweibchen und Zeckenmännchen – genannt adulte Zecke. Für alle drei Entwicklungsstufen benötigt der Parasit eine Blutmahlzeit.

Bevorzugen Zecken ein bestimmtes Blut?
Damit diese Frage geklärt werden kann, ist es wichtig zu verstehen, wie sich die Krabbeltiere überhaupt orientieren. Zecken haben nämlich keine Augen, sondern verfügen über das sogenannte Haller’sche Organ. Mit diesem kann der Parasit Gerüche wie Ammoniak, Buttersäure sowie Kohlenmonoxid ausmachen, welche Zecken magisch anlocken. Die spezielle Duftmischung geben nicht nur Menschen, sondern auch Tiere ab, was wiederum erklärt, warum auch das Blut von Vögeln, Igeln, Mäusen oder unseren Haus- und Nutztieren auf dem Speiseplan der Spinnentiere steht. Auch auf Bewegungsreize oder die Körperwärme reagieren Zecken. 

Die Zecke – Ein Lauerjäger
Warum manche Menschen nun aber vermehrt von den Blutsaugern attackiert werden, hängt zudem von den freizeitlichen Aktivitäten ab. Wer viel im Garten arbeitet, durch hohe Wiesen läuft oder sich gerne im Wald aufhält, streift selbstredend häufiger Zecken ab. Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass Zecken sich von Bäumen herabfallen lassen oder uns sogar anspringen – dies entspricht beides allerdings nicht der Wahrheit, denn die äußeren Parasiten halten sich lieber in bodennahen Vegetationen in einer Höhe von bis zu 60 Zentimetern auf.

Das schnelle Absuchen nach Zecken ist wichtig!
Möglichst direkt nach dem Aufenthalt in der Natur sollte man seinen Körper und auch die Kleidung gründlich nach den äußeren Parasiten absuchen. Wird dies nämlich zeitnah ausgeführt, besteht die Möglichkeit, dass man die Plagegeister noch bei der Suche nach der für sie geeigneten Hautpartie entdeckt. Auch das Duschen kann umherlaufende Zecken wegspülen, ersetzt ein Absuchen jedoch nicht! 

Sitzt der Übeltäter bereits in der Haut fest, so sollte ebenfalls schnellstmöglich und richtig gehandelt werden – mit Ausnahme des sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann dadurch die Möglichkeit zur Übertragung bestimmter Krankheitserreger reduziert werden. Vor allem die Borreliose und die FSME sind gefährliche und sehr ernstzunehmende Krankheiten. Es gibt allerdings noch bis zu 50 weitere Infektionsgefahren, die Zecken verursachen können. Dazu gehören beispielsweise Fleckfieber, Babesiose, Ehrlichiose und das Krim-Kongo-Fieber. Die Krankheitserreger für FSME werden innerhalb weniger Minuten auf den Wirt übertragen, bei Borrelien können ein bis zwei Tage vergehen. Bei einem Zeckenstich gilt generell: Nie auf die leichte Schulter nehmen, die Einstichstelle immer genau beobachten und Symptome nie ignorieren, sondern lieber schnellstmöglich einen Arzt zu Rate ziehen!

Wie werden Zecken richtig entfernt?
Achtung! Bitte unter keinen Umständen versuchen, die in der Haut befindliche Zecke mittels Öl, Nagellack, Klebstoff oder Fettcreme zu ersticken. Diese Entfernungsmaßnahme galt früher als Tipp, bewirkt allerdings, dass die Zecke in Panik verfällt und vermehrt Speichel sowie andere Sekrete absondert, welche infektiös sein können. 

Für das Entfernen des lästigen Parasiten gibt es verschiedene Hilfsmittel – so zum Beispiel die Zeckenzange, die Zeckenkarte, die Zeckenschlinge, eine Pinzette oder in der Not einfach die Fingernägel. Wichtig ist, dass beim Einsatz aller Werkzeuge das Krabbeltier immer möglichst hautnah entfernt wird und man die Zecke nicht quetscht. Aus diesem Grund greifen sehr viele zur Zeckenkarte, da man mit dieser den Übeltäter schnell und ohne großen Schaden aus der Haut bekommt. Beim Herausziehen gilt allgemein: Niemals abrupt, sondern gegebenenfalls leicht rütteln und mit einer kontrollierten Bewegung senkrecht aus der Haut herausheben. 

Im Anschluss sollte man überprüfen, ob die Zecke auch wirklich vollständig ist. Manchmal kommt es nämlich vor, dass die Beißwerkzeuge in der Haut zurückbleiben – irrtümlich denken dann viele, es sei der Kopf, über welchen Zecken als Milbentiere jedoch gar nicht verfügen. Normalerweise ist es unbedenklich, wenn Teile der Beißwerkzeuge in der Haut bleiben – empfehlenswert ist es aus diesem Grund nicht, nachträglich in der Wunde herumstochern, denn der Körper regelt das Abstoßen des Fremdkörpers meistens von selbst. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte einen Arzt konsultieren – entzündet sich der Stich, ist dies sogar dringend erforderlich.

Hilfreiche Tipps rund um die Zeckenentfernung
Neben den oben erwähnten Ratschlägen gibt es noch ein paar ergänzende Maßnahmen, die beim Entfernen der Spinnentiere effektiv sind:
  • Es passiert nicht selten, dass der erste Entfernungsversuch scheitert. Nicht verzagen und gegebenenfalls eine andere Person um Hilfe bitten. 
  • Wurde eine Zecke gesichtet, sollte der Körper dennoch nach eventuell weiteren Artgenossen abgesucht werden.
  • Direkt nach der Zeckenentfernung sollte die Wunde mit Alkohol oder einer jodhaltigen Salbe desinfiziert und dann in Ruhe gelassen werden.
  • Bitte die Einstichstelle regelmäßig beobachten und bei eventuellen Veränderungen diese im besten Fall fotografisch festhalten.
  • Bildet sich eine ringförmige Hautrötung, schwillt die betroffene Stelle an beziehungsweise schmerzt oder pocht diese, sollte sofort der Arzt hinzugezogen werden. Gleiches gilt für Symptome wie Fieber oder Ähnliches.
Das richtige Entsorgen von Zecken
Egal ob erfolgreich aus der Haut entfernt oder noch beim Herumkrabbeln am Körper entdeckt – in beiden Fällen stellt sich die Frage: Wohin mit dem Schmarotzer? Zecken sollte man nicht einfach in der Toilette herunterspülen, denn sie sind unglaublich widerstandsfähig und überleben sogar unter widrigsten Umständen. Selbst ein Wasch- mit Schleudergang bei 40 Grad und mit Weichspüler kann den Plagegeistern nichts anhaben. Auch im Gefrierfach können die Minivampire bei minus 12 Grad Celsius circa 24 Stunden lang überleben! Am besten das Krabbeltier zwischen ein zusammengefaltetes Papier legen und im Anschluss mit einem harten Gegenstand wie beispielsweise einer Flasche oder einem Glas zerdrücken – dann ab damit in den Hausmüll. 

So kann man sich in der Natur vor Zecken schützen 
Um sich besser vor Zecken schützen zu können, gibt es verschiedene hilfreiche Verhaltensregeln:

Optimalerweise sollte man sich gar nicht erst an Standorten aufhalten, an welchen das Gras hoch ist. Auch Dickicht sowie Gebüsche bitte möglichst meiden! Beim Wandern sollte man lieber auf den Wegen bleiben und im Wald nicht unnötig im Unterholz umherlaufen.

Durch das Tragen heller Kleidung entdeckt man mögliche Zecken leichter. Zusätzlich sollte idealerweise kaum freie Haut sichtbar sein. Es empfiehlt sich, die langen Hosenbeine in die Socken zu stecken, ein Schuhwerk mit höherem Schaft oder Gummistiefel zu tragen und auch ansonsten lieber zum langärmligen Oberteil zu greifen. Kinder sollten eventuell mit einer Kopfbedeckung ausgestattet werden. Die Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien absuchen sowie ausschütteln.

Da man die Parasiten möglichst schnell entfernen sollte, ist es von Vorteil, eine Zeckenzange oder -karte im Gepäck zu haben. Im Handel sind ebenfalls viele zeckenabwehrende Mittel erhältlich, welche vor dem Spaß im Grünen angewendet werden können.

Auch bei der Gartenarbeit gibt es Tipps und Tricks
Da sich Zecken gerne im hohen Gras aufhalten, sollte der Rasen regelmäßig gemäht werden. Zudem ist es wichtig, den Garten sauber zu halten: So sollten Laubhaufen vom Herbst unbedingt entfernt werden, da diese ansonsten ideale Bedingungen für ein Zeckennest bieten.

Schaut zwar etwas gewöhnungsbedürftig aus, ist jedoch durchaus effektiv: Man nehme ein Stück Klebeband und wickelt es mit der Klebeseite nach außen um die Knöchel am Fuß. So könnten etwaige Zecken gefangen werden, da diese daran kleben bleiben. 

Kieselgur ist ein Mittel zur biologischen Zeckenbekämpfung. Das Pulver lässt die Parasiten austrocknen und somit absterben. Es ist unbedenklich für Kinder, Erwachsene sowie Haustiere. Beim Auftragen empfiehlt sich ein Mundschutz und abschließend das gründliche Abwaschen der Hände.

Um die Zecken aus dem Garten zu vertreiben, leistet ein Sud aus Zitronen gute Dienste. Diesen Sud einfach mittels eines Pflanzenzerstäubers im Garten anwenden.

Die besten Hausmittel gegen Zecken
  • Naturbelassenes Kokosöl ist als Abwehrmittel gegen Zecken bekannt, hat zudem einen angenehmen Geruch und pflegt die Haut. Die in Kokosöl enthaltene Laurinsäure besitzt eine abschreckende Wirkung auf Zecken. 
  • Schwarzkümmelöl wird nicht nur in der orientalischen Küche als Gewürz geschätzt, sondern könnte womöglich auch Zecken fernhalten. Das Öl enthält Vitamine, essenzielle Fettsäuren und einen großen Anteil an ätherischen Ölen. Zecken empfinden den Duft womöglich als abstoßend.
  • Wirksam und zusätzlich gesund ist der Verzehr von Knoblauch. Wer nach Knoblauch riecht, „schmeckt“ den kleinen Übeltätern nämlich nicht. Hilfreich ist es deswegen ebenfalls, seine Haut mit Knoblauch einzureiben.
  • Mit ein paar Tropfen Zedernöl kann man gefährdete Hautpartien wie etwa Hals und Nacken einreiben. 
  • Achtung: Trotz aller Vorkehrungen kann es den Zecken dennoch gelingen, den Weg zu uns Menschen zu finden. Aus diesem Grund ersetzen die Tipps das Absuchen nach den Parasiten nicht! 
Zecken lauern ebenfalls auf unsere Haustiere
Egal ob beim Herumtoben, Gassigehen oder Streunen – auch unsere Haustiere sind vor den Minivampiren nicht sicher. Zecken sind für uns Menschen gleichermaßen wie für unsere vierbeinigen Lieblinge eine Gesundheitsgefahr. Nach einem Aufenthalt im Freien sollten unsere treuen Begleiter gründlich nach den Parasiten abgesucht werden. Bei Tieren mit langem Fell empfiehlt es sich, dieses zu scheiteln und dann die abgeteilten Partien sorgfältig absuchen. Je schneller die Zecken entfernt werden, umso besser! Auch wenn es aufwendig erscheint, suchen Sie Ihr Haustier bitte dennoch regelmäßig und nach jedem Kontakt mit der Natur gewissenhaft nach den gefährlichen Krabbeltieren ab. Hat sich die Zecke nämlich noch nicht festgesaugt beziehungsweise noch keine geeignete Stelle am Köper unserer Fellfreunde gefunden, so könnten diese auf den Mensch übergehen – die Minivampire wollen ihren Bluthunger stillen und somit ihr Fortbestehen sichern.

Es gibt verschiedene chemische Substanzen, welche als Zeckenschutz eingesetzt werden können. Nicht jedes Mittel ist hierbei für jedes Tier geeignet, weshalb man den tierärztlichen Rat unbedingt miteinbeziehen sollte. Wer lieber zu natürlichen Mitteln greifen möchte, findet zahlreiche Alternativen, die auch bei uns Menschen Einsatz finden. So gibt es für unsere geliebten Vierbeiner ebenfalls natürlichen Zeckenschutz für die innerliche wie für die äußerliche Anwendung. 

Zecken-Fakten – Was Sie ansonsten noch wissen sollten…
  • Die Minivampire können in unseren vier Wänden einige Zeit lang überleben. Das hängt unter anderem davon ab, wie viel Luftfeuchtigkeit in dem Raum herrscht, in welchem sie sich befinden. So ist ihr Fortbestehen beispielsweise im Badezimmer für mehrere Wochen gesichert, in anderen Räumen haben die Parasiten eine Überlebenschance von knapp einer Woche. 
  • Eine erwachsene weibliche Zecke legt im Herbst circa 2.000 Eier ab, welche dann bis zum Frühjahr überwintern. Bestimmte Zeckenarten können sogar bis zu 20.000 Eier bilden!
  • Weibliche Zecken sterben nach Ablage der Eier, die männlichen Parasiten nach der Fortpflanzung. 
  • Zecken stellen die größte Milbenart dar. Die äußeren Parasiten sind keine Insekten, sondern zählen zu den Spinnentieren – unter anderem, weil sie im ausgewachsenen Stadium acht Beine besitzen.
  • Weltweit existieren über 800 verschiedene Zeckenarten. In Deutschland gilt der sogenannte „gemeine Holzbock“ als gefährlichster Übeltäter.
  • Minivampire beißen nicht, sondern sie stechen uns. Zwar wird gerne von einem Zeckenbiss gesprochen, dies ist jedoch aus wissenschaftlicher Sicht falsch.
  • Durch eine Blutmahlzeit können Zecken ungefähr das 100-fache ihres Körpergewichts zunehmen.
  • Zecken haben nur wenige Feinde: So zum Beispiel die sogenannte Zeckenwespe, Fadenwürmer sowie bestimmte Vogelarten.
FAZIT:
Graf Dracula würde vor Neid erblassen, denn so klein der Minivampir „Zecke“ auch ist – sie gilt wohl als gefährlichstes Tier Deutschlands. Die Krabbeltiere sind nicht vom Aussterben bedroht und haben auch nur wenige Feinde. Zecken verfügen über ausgeklügelte und hoch spezialisierte Strategien, welche beim Stich zum Einsatz kommen: So bleiben Zeckenstiche oft unbemerkt und dank bestimmter Stoffe in ihrem Speichel kann das Blut nicht gerinnen – So ist es dem Spinnentier möglich, sich ungehindert an dem wertvollen Saft unseres Körpers zu bedienen. Wer gerne viel Zeit in der Natur verbringt, sollte sich und seine treuen vierbeinigen Freunde gut schützen und bei einem Befall schnellstmöglich handeln!