Drei HNU-Professoren sind Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Spielwissenschaft

cropped-1752149880-250709_hnu_pm_spielwissenschaft_foto-1
Bild: Hochschule Neu-Ulm
Ein entscheidender Schritt für die akademische und kulturelle Landschaft Deutschlands: Am 28. Juni versammelten sich Professorinnen und Professoren sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, um mit der Gründung der “Deutschen Gesellschaft für Spielwissenschaft e.V.” (DGSW) einer inter- und transdisziplinären Wissenschaftsdisziplin eine institutionelle Eigenständigkeit zu geben. Prof. Michael Hebel, Professor für Game Art und Design an der Hochschule Neu-Ulm (HNU), ist Vorstandsmitglied, Prof. Dr. Dr. Rudolf Inderst und Prof. Guido Kühn sind Mitbegründer.

„Das Phänomen Spielen in all seinen unterschiedlichen Formen – vom freien Spiel, Spielzeug, Rollenspiel, Konstruktionsspiel, Brettspiel bis zur digitalen Game-Produktion – erfährt nun die wissenschaftliche Anerkennung, die seiner gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Relevanz gerecht wird“, betonte der Vereinsvorstand, zu dem Prof. Michael Hebel gehört.

„Die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Spielwissenschaft ist ein starkes Signal für die Sichtbarkeit und Relevanz eines Forschungsfeldes, das längst über den Status der Nische hinausgewachsen ist. Als Hochschule mit einem klaren Fokus auf digitaler Innovation und gesellschaftlicher Verantwortung freuen wir uns, dass drei unserer Professoren diesen wichtigen Impuls mitgestalten“, sagte Prof. Dr. Uta M. Feser, Präsidentin der Hochschule Neu-Ulm.

Ziele und Inhalte der Spielwissenschaft

Die neue Disziplin versteht sich einerseits als theoretische und kulturelle Reflexionsebene rund um das Spielen und die damit verbundenen Medienwerke. Andererseits bildet sie einen akademischen Ausbildungsbereich für den noch wachsenden Games-Standort Deutschland – mit praxisorientierter Forschung und Entwicklung, die eng an aktuellen gesellschaftlichen und technologischen Fragestellungen ausgerichtet ist. Im Zentrum stehen:

  • Game Design und Game Development
  • Kulturelle Bedeutung und Geschichte des Spiels
  • Game Studies
  • Gamification
  • Pädagogische Potenziale von Spiel- und Lernsystemen, Spiel als Methode
  • Psychologische Wirkmechanismen des Spielens
  • Soziale Systeme und ihre Dynamiken sowie partizipative Spielformen
  • Spielbasierte Innovationen in Wirtschaft, Gesundheit und Stadtentwicklung für nachhaltig wirksame Konzeptionen

Studiengänge aus dem Bereich Game Design, Game Development und Game Studies werden dabei nicht nur als Ausbildungsorte für kreative und technische Fachkräfte verstanden, sondern auch als wichtige Forschungsfelder für die methodische und gestalterische Weiterentwicklung spielbasierter Systeme.

Zukünftige Vorhaben

Zentrale erste Themen nach der Gründung der Gesellschaft werden die Einrichtung von Arbeitsgruppen und einer akademischen Plattform für Forschung, Vernetzung und Wissenstransfer sowie die Organisation von Fachtagungen und Jahrestreffen sein. Erste Schritte zur Etablierung eines eigenen wissenschaftlichen Journals sollen die Sichtbarkeit und Qualität spielwissenschaftlicher Forschung weiter erhöhen. Darüber hinaus wird die Anerkennung entsprechender Studiengänge und Förderlinien angestrebt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der kulturpolitischen Anerkennung von Medienwerken sowie der Entwicklung geeigneter Forschungsgrundlagen in diesem Bereich.

Die beteiligten Gründungsmitglieder betonten, dass die deutsche Spielwissenschaft sich in ein wachsendes internationales Forschungsfeld einreiht. In Ländern wie den USA, Südkorea oder Finnland sind zum Beispiel „Game Sciences“ stärker institutionell verankert. Mit der Gründung der DGSW positioniert sich Deutschland als zentraler Akteur im globalen Diskurs um die Bedeutung des Spiels in der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts.

Die Initiatorinnen und Initiatoren verstehen diesen Schritt als Signal an Politik, Hochschulen und Gesellschaft, dem Spielen einen entsprechenden Stellenwert einzuräumen: als ernstzunehmendes Feld der Forschung, als Quelle kultureller und persönlicher Bildung und als Innovationsmotor einer zunehmend spielerisch zu erschließenden und zu verändernden Welt.

Ziel der DGSW: den Austausch innerhalb der Spielwissenschaft stärken

Die DGSW richtet sich an Lehrende und Forschende an staatlichen und privaten Bildungs-, Forschungs- und Kultureinrichtungen. Ziel ist es, den wissenschaftlichen und künstlerischen Austausch innerhalb der Disziplin Spielwissenschaft zu stärken – national wie international.

„Das Spiel, ob analog oder digital, ist so viel mehr als nur eine unterhaltende Freizeitbeschäftigung, es ist ein wesentlicher Ausdruck menschlicher Kreativität, ein emotionalisierendes Lern- und Erkenntnismedium, ein motivierender Antrieb für soziale Innovationen und ein zentrales Instrument für High-Tech Produktionen “, sagte Professor Stephan Jacob (Hochschule Darmstadt) in seiner Antrittsrede als neuer Vorsitzender.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses. Dieser Personenkreis ist herzlich eingeladen, sich an der nun anstehenden Vereinsarbeit mit einer Mitgliedschaft oder auch persönlich zu beteiligen.