Bayerische Staatsministerin Melanie Huml zu Gast in Kempten
Entlassung aus dem Krankenhaus - was dann?
Kempten…Rund 230 Teilnehmer, darunter viele Ärzte, Betroffene und Akteure aus dem Pflegebereich nahmen die Gelegenheit war, um den Ausführungen der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml, MdL und Fachleuten zum Thema „Entlassung aus dem Krankenhaus - was dann?" zuzuhören. Eingeladen zur Veranstaltung ins Ärztehaus am Klinikum, hatte der Fraktionsvorsitzende der CSU im Bayerischen Landtag und Kemptener Stadtrat Thomas Kreuzer sowie die Bezirksrätin Renate Deniffel. Als Teilnehmer konnten die folgenden Referenten gewonnen werden: Gabriela Dorn und Antje Steglich vom Kliniksozialdienst, der Pflegedienst Fallmanager Fabian Trenkle, Prof. Dr. Georg Täger, Chefarzt Orthopädie, Dr. Roland Treiber, Chefarzt Geriatrie, Dr. Stefan Grämlich, Vorsitzender Hausarztverein Oberallgäu und Ulrich Gräf, Geschäftsführer der Allgäu Pflege. Unter den vielen Gästen der Veranstaltung weilten u.a. Gebhard Kaiser, Vorsitzender im Aufsichtsrat des Klinikverbundes Kempten-Oberallgäu und die beiden Geschäftsführer des Klinikverbundes Kempten-Oberallgäu Andreas Ruland und Michael Osberghaus.
Von zentraler Bedeutung für den nachgelagerten Genesungsprozeß von stationär in Krankenhäusern behandelten Patienten ist die Frage, wie es für die Betroffenen nach der Entlassung weitergeht. Dann sind in der Regel verschiedene Akteure von Nöten, um die Übergänge zurück in den Alltag individuell zum Wohle des Patienten zu meistern. Dabei geht es immer auch um eine optimale Abstimmung der beteiligten Kräfte. Zu dieser Poblematik, die häufig für Betroffene auch eine Frage nach der Kostenübernahme darstellt, legten die eingeladenen Akteure gemeinsam mit der bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml ihre Standpunkte dar.
Medizinerin und Ministerin
In ihrer Rede verdeutlichte Staatsministerin Melanie Huml, dass bedingt durch den demographischen Wandel die Zahl derer steigt, die aufgrund ihres Alters nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ambulante oder sogar stationäre Nachversorgung benötigen. „Im schlimmsten Fall…", so die studierte Medizinerin, „…gibt es für manche Patienten leider keine Rückkehr in die gewohnten „vier Wände". Damit die Zeit nach dem Klinikaufenthalt für den Patienten kein Fall ins Bodenlose wird, sondern dieser im „Idealfall" zeitnah eine adäquate Nachversorung erhält, dafür wurde,„…insbesondere auf Drängen der CSU die Krankenhäuser dazu verpflichtet, ein effektives Entlassmanagement einzuführen.", so die Staatsministerin Melanie Huml. 2015 wurde das „Entlassmanagement" im Sozialgesetzbuch (SGB V) verankert. Nach der 2. Kabinettssitzung unter dem neuen Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder wurde ein Rahmenvertrag für Kliniken verabschiedet, in der zudem die „Ausfallbürgschaft" verabschiedet wurde. Aus der Praxis weiss Staatsministerin Melanie Huml, dass stationäre Kurzzeitpflegeplätze für Patienten oftmals nicht verfügbar sind, da die Träger solcher Einrichtungen darauf verweisen, dass diese nicht rentabel sind. Hier soll nun der Freistaat ins Spiel gebracht werden. Mit einer Ausfallbürgschaft in Höhe von 100 Euro pro Platz wird den Trägern von Kurzzeitpflegeplätzen ein Angebot gemacht, genügend solcher Plätze vorzuhalten. „Für dieses Jahr sind 100 Ausfallbürgschaften vorgesehen, im kommenden Jahr sollen diese auf bayernweit 400 ausgeweitet werden.", so die Staatsministerin. Lob fand die Staatsministerin für Gesundheit und Pflege auch für die 2015 in Kraft getretene gesetzliche Erneuerung, die es Klinikärzten ermöglicht, ihren entlassenen Patienten für eine Dauer von 7 Tagen Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmittel zu verordnen. „Das war ein wichtiger Schritt, denn wo sollten am Wochenende entlassene Patienten einen Termin beim Hausarzt oder Facharzt bekommen?", stellt Melanie Huml in den Raum. Die Staatsministerin räumt ein, dass es auch im Bundesland Bayern zu wenige Pflegekräfte gibt und fordert zum einen mehr Wertschätzung für Pflegeberufe, tritt aber auch gleichzeitig für eine angemessene, tarifliche Bezahlung ein.
Zu wenige Pflegkräfte
Auf den Pflegenotstand kamen insbesondere die nachfolgenden Redner zu sprechen. Eine fehlende Personalbereitstellung und zu wenig Kurzzeitpflegeplätze wurden insbesondere von Gabriele Dorn und Antje Steglich vom Kliniksozialdienst und dem Pflegedienst Fallmanager Fabian Trenkle konstantiert. Eine Aufstockung beim Personal, bei ambulanten und stationären Pflegediensten tut auch im Allgäu Not, so das Fazit der drei Praktiker. Fallmanager Fabian Trenkle hält es darüber hinaus für dringend geboten, die Selbstpflegekompetenz von Betroffenen und die Pflegekompetenz der Angehörigen zu stärken. „Angehörige müssen mehr einbezogen werden. Da wo es möglich ist, sollen Betroffene lernen sich selbst zu helfen.", so dass Credo des Fachmanns. Das zukünftig die Pflege und Gesundheitsversorgung das Thema der Zukunft ist, verdeutlichen Zahlen, die der Vorsitzende Geschäftsführer des Klinikverbundes Andreas Ruland nannte: Gegenüber dem Vorjahr ist die Behandlung im gleichen Halbjahr von über 70-jährigen um 8% gestiegen, deren Nachsorge gar um 10%. Von den 44.000 Pateienten des Jahres 2017 waren 17000 über 70 Jahre.
Fazit
Thomas Kreuzer, der zur Veranstaltung ins Klinikum Kempten eingeladen hatte, zeigte sich erfreut über das große Interesse am Thema und über die vielseitigen Meinungen und Sichtweisen der Referenten, „…die das Thema Nachversorgung nach Klinikaufenthalten für alle Gäste hervorragend und umfassend ausgeleuchtet haben."