Erfolgsstory: Herbert Grönemeyer
Lieder von Poesie bis Ruhrpott-Liebe - wie Worte zu Kunst werden Er steht mitten im Leben – Herbert Grönemeyer wirkt gefestigter denn je. Das kann man sehen. Das kann man auch fühlen. Und man kann es vor allem hören. In seinem neuen Album „Dauernd Jetzt“, das im November erschien, schlägt der Künstler ungewohnt positive Töne an, welche bereits im vorhergehenden Studioalbum „Schiffsverkehr“ teilweise durchklangen.
Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer wurde am 12. April 1956 als jüngstes von drei Kindern in Göttingen geboren. Als er etwa ein Jahr alt war zog die Familie nach Bochum, wo er aufwuchs. Noch heute hat Grönemeyer eine starke Verbindung zum Ruhrpott, obwohl er schon seit vielen Jahren in London lebt. Er besang die Stadt sogar. „Bochum, ich häng an dir“ – ein Liebesgeständnis der besonderen Art. Dort, „tief im Westen“ erhielt er, wie zuvor seine Brüder, mit acht Jahren Klavierunterricht. Später arbeitete er im „Schauspielhaus Bochum“ als Pianist.
Die Anfänge
1974 konnte er als Korrepetitor erstmals eigene Kompositionen zum Besten geben und wurde darauf sogar musikalischer Leiter des Theaters. Auch als Darsteller bekam er viele Rollen. Jahre später erklärte er, er sei nie ein großer Schauspieler gewesen. Trotzdem bekam der „Ruhrpottler“ auch die Chance, an einigen Fernsehfilmen mitzuwirken. Highlights seiner Schauspiel-Karriere sind die Filme „Das Boot“ und „Väter und Söhne“. Sein musikalischer Erfolg dagegen blieb außerhalb des Theaters zunächst aus. Das Solodebüt-Album „Grönemeyer“ erhielt die „Goldene Zitrone“ für das hässlichste Cover des Jahres. Auch das zweite Album „Zwo“ aus dem Jahr 1981 verkaufte sich kaum.
Große Karriere und schwere Stunden
Der Durchbruch gelang ihm mit „4630 Bochum“ 1984. 79 Wochen lang konnte es sich in den Top 100 der Hitparade halten, wurde zum Album des Jahres und gerade die Single „Männer“ machte den Sänger aus dem Ruhrpott in ganz Deutschland bekannt. Danach war Grönemeyer aus der deutschen Musik-Branche nicht mehr wegzudenken – jedes Album wurde ein Erfolg. Mit englischsprachigen Titeln wurde er auch im Ausland berühmt. Den unglaublichen Ruhm konnte der heute 58-jährige jedoch nur kurze Zeit genießen. Nur wenige Tage nach dem Tod seines Bruders Wilhelm am 1. November 1998 verlor auch seine Frau, Anna Henkel-Grönemeyer, den Kampf gegen den Krebs. Anna war unter anderem von Herberts Bruder Dietrich behandelt worden. Dieser war bis 2012 leitender Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke und auch als Autor bekannt. Nach diesen Schicksalsschlägen brauchte Grönemeyer über ein Jahr Pause, bis er sich wieder seiner Kunst widmen konnte. Die Trauer spiegelte sich auch in seiner Musik wider. Seiner Frau widmete er später das Lied „Der Weg“ auf dem Album „Mensch“ (2002).
Heute ist der deutsche Ausnahmemusiker wieder neu verliebt. Seit zweieinhalb Jahren führt er eine glückliche Beziehung. „Es ist wohltuend, dass sich nach der langen Zeit, die jetzt vergangen ist, das Leben in seiner Pracht wieder zeigt, aufmacht, dass man es wieder auskosten kann. Das glaubt man ja lange Zeit nicht“, sagte er gegenüber der österreichischen „Kronen Zeitung“. Auf dem neu erschienenen Album „Dauernd Jetzt“ ist dies deutlich spürbar. Gleich geblieben ist jedoch das, was Herbert Grönemeyers Musik ausmacht: tiefgründige, bewegende Texte, eine manchmal fast unverständliche, aber dennoch berührende Stimme und eine Magie, die bei jedem einzelnen Wort mitklingt. Grönemeyer ist beides: Rockstar und Poet. Und trotzdem steht für ihn nie er selbst im Vordergrund, sondern die Musik.