Kinderschutzbund lehnt Altersgrenze für Internetplattformen ab
In der Debatte um ein Verbot von Onlinenetzwerken wie Tiktok und Instagram für Kinder und Jugendliche hat der Kinderschutzbund vor einer Altersgrenze gewarnt und stattdessen sichere Räume im Internet gefordert. Auch Kinder hätten ein Recht auf digitale Teilhabe, sagte der Vizepräsident des Kinderschutzbundes, Joachim Türk, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Dazu seien sichere Räume im Internet nötig, fügte Türk hinzu.
"Das Netz ist bislang nur an wenigen Orten sicher." Die Plattformen müssten altersgerechte Angebote entwickeln, etwa mit kindgerechten Layouts und Hilfsangeboten, forderte er.
Pauschale Verbote, wie etwa der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU) sie vorschlägt, lehnt Türk ab. Dadurch würden Jugendliche "unvorbereitet" in die Erwachsenenwelt entlassen, argumentierte er.
Streeck hatte sich für strikte Altersgrenzen für Plattformen wie Tiktok, Youtube und Instagram ausgesprochen. Kinder und Jugendliche, die in hohem Maße nicht altersgerechte Inhalte konsumieren, seien anfälliger für riskantes Suchtverhalten und problematischen Drogenkonsum, sagte der CDU-Politiker. Seinen Angaben zufolge verbringen Minderjährige im Schnitt vier Stunden täglich in Onlinenetzwerken, hinzu kommen zwei Stunden Computerspiele und zwei Stunden Streamingdienste. Altersvorgaben könnten das Verhalten aus seiner Sicht eindämmen.
Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) sprach sich gegen Streecks Vorschlag aus. Zwar sei die Debatte wichtig, restriktive Lösungen wären aber falsch, sagte die SoVD-Vorsitzende Michaela Engelmeier dem RND. "Die Herausforderungen der Digitalisierung lassen sich nicht zurückdrehen. Ein Mindestalter mag sinnvoll klingen, ist aber kein respektvoller Umgang mit Jugendlichen." Stattdessen seien Vorbilder für gesunden Konsum, verbindliche Medienbildung an Schulen und ein aktives Einbeziehen der jungen Generation in Lösungen nötig.
Der Verein "Aktiv gegen Mediensucht" erklärte, Kinder hätten "häufig noch nicht die geistige Reife, um mit den manipulierenden Technologien in den sozialen Medien verantwortungsvoll umzugehen", wie Vereinsvorstand Niels Pruin dem RND sagte. Eine abgestufte Altersreglementierung könnte deshalb aus therapeutischer Sicht sogar begrüßenswert sein. Entscheidend seien jedoch gesetzliche Vorgaben und schulische Medienbildung, etwa in Form eines verpflichtenden Unterrichtsfaches Medienkompetenz.
Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) lässt strengere Regeln für die Nutzung von Plattformen wie Tiktok und Instagram prüfen. Die angekündigte Expertenkommission Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt werde bald ihre Arbeit aufnehmen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums Mitte August.
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