Mindestlohnentscheidung: Handel warnt vor Jobverlusten - Bauernchef will Ausnahme
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hält die vorgeschlagene Mindestlohnerhöhung auf 14,60 Euro bis 2027 für nicht tragbar. "Die Entscheidung der Mindestlohnkommission setzt im Einzelhandel zahlreiche Stellen aufs Spiel", erklärte HDE-Präsident Alexander von Preen am Freitag. Bauernpräsident Joachim Rukwied bekräftigte seine Forderung nach einer Ausnahme für Saisonarbeitskräfte vom gesetzlichen Mindestlohn.
Auch die Logistikbranche kritisierte die Mindestlohnerhöhung. "Angesichts der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Lage wird es für viele Unternehmen der Logistikbranche äußerst herausfordernd, einen höheren Mindestlohn zu erwirtschaften", erklärten die Verbände der Branche in einer gemeinsamen Erklärung. Zudem löse der Mindestlohnanstieg bei angrenzenden Lohngruppen ebenfalls Erwartungen für Lohnsteigerungen. "Dadurch erodiert das Gesamttarifgefüge."
Der Handelsverband kritisierte, dass die Entscheidung der Mindestlohnkommission unter "starkem Druck aus der Politik" getroffen worden sei. "Die Politik muss sich aus der Lohnfindung raushalten", forderte von Preen.
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, sprach von "sehr ambitionierten Erhöhungen". "Für die betroffenen Betriebe stellen diese Steigerungen eine erhebliche Belastung dar, die sich auch auf die Baukosten auswirken könnte", erklärte er. An die Politik appellierte er, die Empfehlung zu "respektieren".
Die unabhängige Mindestlohnkommission hat der Bundesregierung eine Anhebung des Mindestlohns auf 13,90 Euro im Jahr 2026 und auf 14,60 Euro im Jahr 2027 empfohlen. Insbesondere die SPD hatte eine Erhöhung auf 15 Euro gefordert. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Rufe gegeben, notfalls auch über einen politischen Beschluss eine Mindestlohnhöhe von 15 Euro festzusetzen.
Der Bauernpräsident Rukwied mahnt hingegen seit Monaten, dass eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro gravierende Folgen für die Landwirtschaft hätte. Auch die nun beschlossenen Erhöhungen seien kaum tragbar, sagte Bauernpräsident Rukwied. "Wir brauchen eine Sonderregelung beim Mindestlohn für saisonale Arbeit", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Gewerkschaften und die SPD lehnen Ausnahmeregelungen strikt ab. Die Sozialdemokraten müssten dann "wenigstens so ehrlich sein und sagen, dass sie keinen Obst-, Gemüse- und Weinanbau in Deutschland mehr wollen", kritisierte Rukwied.
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