Generation im Krisenmodus - aber nicht ohne Zukunftsglauben
Trendstudie "Jugend in Deutschland"
Zukunft made in Germany - die Hoffnung der Jugend trotzt Krisen, Krieg und Koalitionsvertrag
bleibt dennoch bemerkenswert hoffnungsvoll. Das ist die zentrale
Botschaft der achten Trendstudie "Jugend in Deutschland" von Simon
Schnetzer, Kilian Hampel und Klaus Hurrelmann. Trotz
Wirtschaftskrise, Inflation, Wohnungsnot, Klimakrise und wachsender
politischer Unsicherheit zeigt die Jugend nicht Resignation, sondern
Verantwortungsbewusstsein, Leistungsbereitschaft und den Wunsch nach
aktiver Mitgestaltung. Ihre Erwartungen richten sich dabei klar an
die neue Bundesregierung: Sie soll nicht nur verwalten und von den
Jungen fordern, sondern eine lebenswerte Zukunft ermöglichen.
Die Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025 mit
Generationenvergleich" basiert auf einer soziografisch
repräsentativen Befragung von 6.034 Personen im Alter von 14 bis 69
Jahren, die im Zeitraum vom 10.01.2025 bis 26.02.2025 durchgeführt
wurde.
Eine Generation im Krisenmodus - aber nicht ohne Zukunftsglauben
Die Lebenswelt junger Menschen in Deutschland ist geprägt von
strukturellen Unsicherheiten. Während frühere Generationen sich mit
Bildung und Fleiß ein Leben und den Ruhestand in gewissem Wohlstand
erarbeiten konnten, erleben die unter 30-Jährigen heute eine
Realität, in der dieses Versprechen nicht mehr greift. Krieg in
Europa, finanzielle Nöte und die Spaltung der Gesellschaft nagen an
dem Sicherheitsgefühl und dem Glauben an ein Leben in Wohlstand.
Allen Sorgen zum Trotz blickt die Mehrheit der jungen Befragten (65%)
insgesamt zufrieden auf ihre persönliche Zukunft. "Die junge
Generation zeigt sich solidarisch gegenüber den Älteren, ist
leistungsbereit und orientiert sich an traditionellen Tugenden",
fasst Studienleiter Simon Schnetzer zusammen.
Verantwortungsbereit - aber nicht mehr blind loyal
Der Glaube an das politische System ist in der jungen Generation
stark erschüttert, weshalb sich viele junge Menschen alternativen
oder radikalen Kräften zuwenden. Diese Entwicklung ist, wie die
Studie zeigt, kein Ausdruck von Gleichgültigkeit, sondern ein Zeichen
tiefer Enttäuschung. Sie fühlen sich von der Politik nicht
repräsentiert - ihre Lebensrealität, so ihr Eindruck, spielt in den
Entscheidungsetagen kaum eine Rolle.
Gleichzeitig zeigt sich am Beispiel der Rentendebatte eine
bemerkenswerte Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu
übernehmen. Die Mehrheit der jungen Menschen wäre bereit, steigende
Rentenkosten zu tragen, um die Versorgung der Älteren zu sichern,
obwohl der Anteil an verschuldeten Jungen mit 20 Prozent einen neuen
Rekordwert erreicht und nur 11 Prozent an eine sichere Rente glauben.
"Diese solidarische Haltung unterstreicht den Wunsch nach einem
fairen Generationenvertrag", sagt Kilian Hampel. "Doch dafür braucht
es Bildung für den Umgang mit Geld und Altersvorsorge sowie
politische Antworten auf die Frage: 'Wie sichern wir die Zukunft
dieser Generation?' - und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt."
Hohe Leistungsbereitschaft und hohe Belastung
Die Vollzeitquote bei jungen Erwerbstätigen (81%) liegt deutlich
höher als bei älteren Generationen. Sie sind bereit, bei der Arbeit
ihr Bestes zu geben, doch ein Drittel der Jungen fühlt sich
regelmäßig ausgebrannt aufgrund von Stress, hohen Erwartungen und
mangelnder Wertschätzung. Simon Schnetzer fasst zusammen: "Unser
Generationenvergleich zeigt, dass die faule Jugend ein Mythos ist.
Doch für ihre Leistungsbereitschaft erwartet sie eine gute
Arbeitsatmosphäre, Work-Life-Balance und Sicherheit - genauso wie die
ältere Belegschaft."
Auch die mentale Gesundheit leidet: Das Niveau von Stress (49%),
Erschöpfung (34%), Selbstzweifel (32%) und Antriebslosigkeit (30%)
hat sich gegenüber dem Vorjahr zwar leicht entspannt, bleibt aber auf
hohem Niveau. Jeder vierte junge Mensch schätzt den eigenen
psychischen Zustand so ein, dass eine Behandlung notwendig wäre.
Kraft schöpft die junge Generation vor allem aus der Familie,
Partnerschaft oder Zielen im Leben - kaum dagegen aus dem Glauben
oder der Natur. "Digitale Medien, Social Media und Künstliche
Intelligenz prägen das Leben junger Menschen - mit Licht- und
Schattenseiten", erklärt Klaus Hurrelmann. "Die Studie zeigt klare
Zusammenhänge zwischen digitalem Nutzungsverhalten und psychischer
Belastung. Es braucht eine umfassende digitale Bildungsoffensive, die
Resilienz, kritisches Denken und Medienkompetenz stärkt."
Ein klarer Auftrag an die neue Bundesregierung
Die Trendstudie formuliert eine eindeutige Erwartung: Die neue
Bundesregierung steht in der Verantwortung, die wirtschaftliche und
soziale Lage junger Menschen spürbar zu verbessern. Bezahlbarer
Wohnraum, gerechte Bildungschancen, ein stabiles Rentensystem,
politische Teilhabe und Zukunftskompetenzen für eine lebenswerte
Zukunft sind die zentralen Anliegen. "Zukunft entsteht nicht durch
Appelle zur Resilienz, sondern durch gerechte Rahmenbedingungen",
betont Simon Schnetzer. "Die junge Generation will nicht nur
funktionieren, sie will gestalten - und erwartet von der neuen
politischen Führung, dass sie diesen Gestaltungswillen ernst nimmt."
Information zur Trendstudie
Die achte Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025 mit
Generationenvergleich" basiert auf einer repräsentativen Befragung
von 2.027 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren. Die
Längsschnittstudie wurde 2010 gegründet, wird seit dem Jahr 2020 in
regelmäßigem Abstand wiederholt und erscheint zum zweiten Mal mit
Generationenvergleich, wofür zusätzlich 4.007 Personen im Alter von
30-49 und 50-69 Jahren befragt wurden. Dialogische Validierung der
Ergebnisse erfolgt durch Schulworkshops und Trendlabore.
Die Trendstudie wird vom Datajockey Verlag unter der Leitung von
Simon Schnetzer herausgegeben und fachlich von Dr. Kilian Hampel und
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann begleitet. Der Verlag finanziert die
Durchführung der Studie durch den Studienverkauf.
www.jugend-in.de