Green Sex im Kommen: Tipps für ein nachhaltiges Liebesleben

Hinein ins Vergnügen!

Die einen besuchen einen Seifenworkshop, die anderen stellen ihr eigenes Gleitgel aus Aloe Vera her. Sapperlot! Sie brauchen unbedingt das Rezept? Dann folgen Sie uns – wir erklären Ihnen, was dies mit Green Sex zu tun hat, was das überhaupt ist und welche Produkte unsere Flora und Fauna schonen. Hinein ins Vergnügen!

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Bild: stock.adobe
Lässt sich jemand im Geschäft eine Plastiktüte mitgeben, wird besagte Person mittlerweile schräg angeschaut. Grund: Wir versuchen, Schadstoffe aus unserem Haushalt, dem Auto - ja unserer ganzen Lebensweise zu verbannen. Nur das Schlafzimmer wurde bisher nicht genau genug unter die Lupe genommen. Denn: Sexspielzeuge und Dessous sind häufig mit Weichmachern oder anderen Schadstoffen belastet. Diese Erkenntnis schlägt ein wenig auf die knisternde Stimmung. Ein Silberstreif am Horizont: Liebestoys, Kondome und Co. gibt es sehr wohl auch in natürlich und nachhaltig. 

Was bedeutet Green Sex?

Bei „Green Sex“ denken Sie vielleicht zuerst an Kondome aus Naturkautschuk. Und dieser Gedanke geht schon einmal in die richtige Richtung: Wenn hormonfrei verhütet wird, kommen meist Kondome aus Latex zum Einsatz. Diese sind schlecht abbaubar und oft mit Schadstoffen belastet. Die Bewegung Green Sex geht allerdings über vegane Gummiüberzüge hinaus. Sie steht für ein nachhaltiges Liebesleben, bei dem auf umweltfreundlichere und schadstofffreie Alternativen zurückgegriffen wird. Denn auch Sextoys und Dessous sind meist unter umweltschädigenden Bedingungen hergestellt und verstecken ein Potpourri an Schadstoffen hinter ihrem Tigerprint. Green Sex steht also für die Ausweitung des umweltfreundlichen Lebens auf das Liebesleben. Problematisch: Das Thema Nachhaltigkeit ist zwar in vielen Bereichen unseres Lebens in die Mitte unserer Gesellschaft gerückt, aber beim Koitus denkt unsereins selten an die Bienen und Blümchen. 

Viele Menschen wissen schlichtweg nicht, dass es auch in diesem Bereich gute und erschwingliche Alternativen gibt, die auf Plastik und gefährliche Substanzen verzichten. In vielen Sexspielzeugen wie Vibratoren stecken z.B. Weichmacher, Phenol und Nickel. Diese können die empfindlichen Schleimhäute im Intimbereich reizen und in unseren Körper eindringen.

Welche Produkte gibt es? 

Ausgesuchte Hersteller legen Wert darauf, dass ihre Spielzeuge die Bedürfnisse der Kunden befriedigen, ohne dabei der Umwelt zu schaden. Experimentierfreudige können ein Green-Sex-Modell aus einem ganz natürlichen Material verwenden – Holz. Das deutsche Familienunternehmen WaldMichlsHoldi stellt seine Vibratoren, Dildos und Plugs beispielsweise unter fairen Bedingungen her. Nach eigenen Angaben verwendet das Unternehmen ausschließlich zertifiziert nachhaltiges Odenwälder Fichtenholz. Die Spielzeuge sind schadstofffrei und entsprechen strengen Kinderspielzeug-Regelungen.

Sie finden das zu hölzern? Dann versuchen Sie ein Modell aus Glas. Auch Liebeskugeln, Spielzeug und Kugeln für das Beckenbodentraining gibt es aus Glas, Stein oder Kristall.

Oft eine schlechte Idee: Geschlechtsverkehr ohne Kondom. Sex mit den falschen Präservativen aber auch. Ökotest stellte bereits 2010 fest, dass einige Produkte gesundheitlich bedenkliche Schadstoffe wie allergieauslösende Latexproteine und potenziell krebserregende Nitrosamine enthalten. Außerdem wird das Kautschuk, aus dem die Gummis bestehen, von Plantagenarbeiter*innen in Asien, Afrika und Südamerika produziert – oft unter unzureichenden Arbeitsbedingungen und ohne Rücksicht auf unsere Umwelt. Veganer*innen müssen besonders aufpassen, welche Kondome sie kaufen, denn einige enthalten das Milchprotein Kasein.

Diese Aussichten hören sich ziemlich mau an. Inzwischen gibt es jedoch viele vegane Marken, wie zum Beispiel Fair Squared. Diese Vegan-Sex-Kondome bestehen ausschließlich aus fair gehandeltem Naturkautschuklatex und werden unter fairen Bedingungen in Deutschland produziert. Sie sind außerdem frei von Farbstoffen und Aromen und werden tierversuchsfrei hergestellt.

Auch bei Gleitmitteln ziehen Gewitterwolken auf. Viele wasserbasierte Mittel enthalten Glycerin, welches Pilzinfektionen begünstigen kann. Gleitmittel auf Öl-Basis müssen nach der Kissenschlacht mit Seife entfernt werden. Grund: Die Scheidenflora kann sonst zerstört werden und sie damit anfälliger für Pilze oder Blasenentzündungen machen. Auch Silikongele müssen mit Seife ausgewaschen werden - könnte die Romantik ein wenig stören. Lösung: DIY (Do-it-yourself)- Sympathisanten dürften sich über dieses Rezept somit freuen: Mit selbst gemachtem Gleitgel aus Aloe Vera steht der Freude nichts mehr im Weg. Einfach Aloe Vera Pflanze kaufen, Blatt abschneiden, ausdrücken, fertig. Sie haben keinen grünen Daumen? Dann ist eine Tube Aloe Vera-Gel fast genauso gut - bitte in Naturkosmetikqualität und mit wenig Zusatzstoffen. Nice to know: Der Saft der Pflanze soll gegen vaginale Trockenheit helfen. 

FAZIT: 

Die Umwelt spielt nicht nur in Politik, Lebensmittelindustrie und Tourismus eine Rolle, sondern dreht mittlerweile auch im Schlafzimmer eine Ehrenrunde. Und das nennt sich Green Sex. Wir wissen: Wollen wir unsere Erde für unsere Nachwelt lebensfähig und komfortabel hinterlassen, müssen wir mehr tun, als zu klatschen. Umdenken - auch im Liebesleben. Mit durchdachten Produkten können Sie sich mit Leichtigkeit in die Kissen werfen, ohne der Umwelt zu schaden. Wir wünschen Ihnen die größte Freude dabei. |Text: Stefanie Steinbach