Gütesiegel: Praktische Orientierungshilfe oder frei erfundenes Marketinginstrument?

Fair und nachhaltig einkaufen

Wer kennt es nicht? Der Einkaufszettel ist lang und die Auswahl im Supermarkt riesig. In den Regalen sammeln sich Produkte in zahlreichen Variationen – der Überblick geht bei vielen Verbrauchern schnell verloren und der Griff zum richtigen Artikel wird somit erschwert. Wer auf qualitativ hochwertige Produkte sowie auf Nachhaltigkeit und Fairness setzt, orientiert sich dann meistens an den verschiedenen Gütesiegeln. In Deutschland gibt es mehr als 1.000 dieser Umweltzeichen – die größte Verbreitung finden die Label im Lebensmittelmarkt.

Gütesiegel stellen für uns Konsumenten nicht nur einen äußerst praktischen Rat bei notwendigen Anschaffungen dar, sondern heben auch die Vertrauenswürdigkeit der einzelnen Anbieter hervor. Seriosität, ein fairer Umgang in Bezug auf die Natur und den Handel sowie die Erfüllung weiterer Kriterien sind dabei oberste Priorität. Unsere Kaufentscheidung hängt in vielen Fällen von den Gütesiegeln ab – schließlich soll der Einkauf ja so nachhaltig wie nur möglich sein. Doch halten Gütesiegel auch wirklich das, was sie versprechen oder verbirgt sich hinter ihnen eine reine Marketingstrategie? 

Frei erfunden oder garantiertes Qualitäts-Merkmal?
Aus dem Handel und dem Dienstleistungssektor sind Umweltzeichen mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Die Label zieren zahlreiche Verpackungen sowie eine Vielzahl von Produkten und kennzeichnen außerdem verschiedene Serviceleistungen. Die Kaufbereitschaft der Kunden steigt zunehmend, sobald ein Gütesiegel abgedruckt wird. Das einzige Problem: Es existieren nur in wenigen Fällen gesetzliche Bestimmungen – in der Regel ist das Kreieren von Umweltzeichen also möglich. Zwar ist eine solche Handlung irreführend, aus Marketinggründen greifen aber immer mehr Firmen zum frei erfundenen Umweltlabel. 

Durchblick im Gütesiegel-Dschungel
Gütesiegel können umweltspezifisch oder sicherheitsbezogen sein, sie können aber auch auf die Zertifizierung bestimmter Unternehmen hinweisen. Begriffe wie „umweltgerecht“, „aus der Region“ und „unbehandelt“ sind längst eine feste Komponente auf unzähligen Verpackungen. Aber Vorsicht: Nicht alles, was abgedruckt wurde, ist auch wirklich wahrheitsgemäß. Wird zum Beispiel damit geworben, dass bestimmte Produkte regional sind, entspricht diese Bezeichnung nicht immer zu hundert Prozent den wirklichen Gegebenheiten. Denn welche Bedingungen überhaupt erfüllt werden müssen, damit ein Artikel „aus der Region“ stammt, ist alles andere als transparent. Es fehlt hierzu einfach eine passende Regelung im sogenannten Lebensmittelrecht – somit existiert auch keine  gesetzliche Definition. Zwar lassen uns die Hersteller in dem Glauben, dass regionale Produkte vom Bauern nebenan stammen, der Grundgedanke dahinter ist jedoch rein werblich. Selbstverständlich gibt es Artikel, die dem lokalen Gedanken entsprechen und Waren die dies nicht tun, sind natürlich keinesfalls schlechter in Bezug auf die Qualität – Verbraucher erwarten sich in diesen Fällen nur einfach mehr von der eingekauften Ware. Das Thema Regionalität sollte beim Einkauf stets Beachtung finden, vergessen werden sollte aber nie, dass erhoffte Bedingungen oftmals einfach nicht gegeben sind.   

Bio-Regel oder doch nur Bio-Reklame? 
Unbelastet, eine umweltschonende Produktion, zertifizierte Qualität und im Endeffekt ein gutes Gewissen nach dem Besuch im Supermarkt – das verbinden wohl die meisten Verbraucher mit der Bezeichnung „Bio“. Ob dieses Siegel auch wirklich das verspricht, was zugesichert wird, lässt sich einfach feststellen. Denn im Lebensmittelbereich ist darauf Verlass: Bio ist wirklich Bio. Um dieses Label verwenden zu dürfen, müssen nämlich zunächst strenge Kriterien erfüllt werden. Zusätzlich unterliegen diese Waren einer konsequenten Kontrolle und eine vorherige Zertifizierung ist Pflicht. Dass die Bezeichnung „Bio“ im Lebensmittelbereich geschützt ist, beweist außerdem die ökologische Herstellung der Produkte. Das bekannte EU-Bio-Siegel steht demnach für transparent definierte, gesetzliche Auflagen in Produktion sowie Verarbeitung. So wird zum Beispiel genau festgelegt, welche Pflanzenschutz-, Dünge- oder Futtermittel überhaut erlaubt sind. Auch in Bezug auf die Tierhaltung gelten klare Regeln, welche zwingend eingehalten werden müssen. Vorsicht ist wiederum bei Begriffen wie „natürlich“ „Qualitätsware“ oder „kontrollierter Anbau“ geboten. Hierbei handelt es sich nämlich um Bezeichnungen, die nicht geschützt sind – ein Blick auf die Inhaltsstoffe ist in Hinsicht auf einen nachhaltigen Einkauf empfehlenswert. 

Welche Regeln gelten im Kosmetik- und Textilbereich?
Während im Lebensmittelbereich Bio-Produkten wirklich größtes Vertrauen geschenkt werden kann, sieht es im Bereich Körperpflege und Kosmetik schon etwas anders aus: Eine vorherige Zertifizierung ist hier nämlich nicht unbedingt erforderlich. So landet „Biokosmetik“ und „Naturkosmetik“ zwar guten Gewissens im Einkaufswagen, Verbrauchertäuschungen sind jedoch nicht auszuschließen. Auch wenn solche Irreführungen eher selten auftreten, da jedes einzelne Unternehmen Image-Schäden vermeiden möchte, heißt es dennoch Augen auf beim Einkauf. Hilfreiche Orientierung bieten bestimmte Label, wie beispielsweise das Siegel „kontrollierte Naturkosmetik“ des Bundesverbands Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen. Seit 2001 wurde dieses Prüfzeichen für Reformwaren, Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel eingeführt. Die Herstellung aller zertifizierten Produkte, erfolgte ausschließlich mit Rohstoffen, die

den strengen Vorgaben des sogenannten BDIH Standards entsprechen – Umweltfreundlichkeit erhält hier somit oberste Priorität. Über dies hinaus sind die Produkte tierversuchsfrei. Für Kleidung und Textilien gibt es zwar eine Menge Label, leider fehlen jedoch auch hier beschlossene, EU-weite gesetzliche Rechtsvorschriften.  

Den Einkauf gezielt und geplant steuern 
Nachhaltiges Einkaufen hängt von vielen Faktoren ab. Damit die Wahl im Supermarkt oder der Drogerie vereinfacht wird, sollte bereits im Vorfeld ein Einkaufszettel geschrieben werden. So fällt es dann später wesentlich leichter, sich beispielsweise auf die Gütesiegel zu konzentrieren und somit einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten. Bio-Produkte sind nicht nur umweltschonend, sondern auch für uns ergeben sich daraus einige Vorteile: Gerade Obst und Gemüse sind häufig mit Pestiziden belastet. Da die Wirkung dieser Schädlingsbekämpfungsmittel auf uns bisher noch unzureichend erforscht ist, lohnt sich hier der Griff zum Bio-Produkt. Granatäpfel sowie Mangos aber auch andere exotische Früchte überschreiten oft den Pestizid-Grenzwert und sollten deswegen lieber in Bio-Qualität gekauft werden. Noch besser: Der ökologische Fußabdruck wird noch kleiner, wenn hauptsächlich saisonales Obst im Einkaufswagen landet – mit dem Verzicht auf sogenannte „Flugware“ werden lange Transportwege vermieden. Hülsenfrüchte sind zwar gesund, jedoch werden Pestizide hier ebenfalls in großen Mengen verwendet – auf das Bio-Siegel zu achten lohnt sich! Der Blick auf die Zutatenliste bietet eine grobe Orientierung in Bezug auf die Inhaltsstoffe der unterschiedlichen Produkte. Wer aber wirklich konsequent nachhaltig bleiben möchte, sollte überdies noch weiteres beachten: So zum Beispiel bei einer veganen oder vegetarischen Ernährung. Zu hinterfragen gilt hierbei stets, ob Lebensmittel vielleicht nur augenscheinlich pflanzlich sind. Auf abgedruckten Zutatenlisten werden nämlich keine Produktions-Hilfsstoffe aufgenommen, sodass zugesetzte Bestandteile durchaus tierischen Ursprungs sein können. Wer also auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte bei jedem Einkauf die Augen offenhalten:

Als handfeste Orientierungshilfe bewähren sich sowohl das vegetarische als auch das vegane V-Label – durch die auffällige farbliche Gestaltung in grün und gelb sind diese nicht so leicht zu übersehen.

Nachhaltig einkaufen – nur wo?
Wer mit einem guten Gewissen einkaufen möchte, legt seine Prioritäten immer darauf, dass nahezu ausschließlich sozial sowie ökologisch unbedenkliche Produkte im Einkaufskorb landen. Bio-Läden oder der Wochenmarkt direkt um die Ecke locken dabei mit ihrer regionalen und nachhaltigen Ware – doch Umweltfreundlichkeit geht auch anders! Egal ob Bio-Obst, Fairtrade-Kakao oder rein pflanzliche Produkte: Discounter haben schon lange die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und fleischlose Ernährung in ihrem Sortiment aufgenommen. So zum Beispiel ALDI Süd. Hochwertige Artikel, die umweltschonend und nachhaltig produziert sind, nehmen hier einen besonders hohen Stellenwert ein. ALDI Süd bietet den Verbrauchern somit ein breit gefächertes Angebot an zertifizierter Ware – ein nachhaltiger Einkauf wird folglich definitiv gewährleistet.  

Fazit

Ein nachhaltig gestaltetes Leben wird in Hinsicht auf unsere Umwelt immer wichtiger. Gerade beim Einkauf von Lebensmitteln oder weiteren Produkten des täglichen Bedarfs, kann bereits mit kleinen Tricks viel bewirkt werden. Egal ob Bio, Fairtrade oder weitere Zertifizierungen: Gütesiegel sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken und geben uns in Hinsicht auf einen besonders umweltschonenden Einkauf eine hilfreiche Orientierung. Vertrauen und Sicherheit wird bei der Verwendung dieser Label stets großgeschrieben. Geachtet werden sollte immer darauf, ob es sich auch wirklich um ein bekanntes Umweltzeichen handelt, da zugesicherte Qualitäts-Merkmale auch oftmals frei erfunden sein können. Der Durchblick im „Gütesiegel-Dschungel“ ist also relevanter denn je. 


Eine genaue Auflistung der Gütesiegel finden Sie in unserem e-paper auf Seite M2: https://www.trendyone.de/magazin?month=6&year=2021