Mit seinem Debüt-Programm "Leben mit dem Isarpreiß“ ist Markus Stoll alias Harry G seit Mitte 2014 auf Tour. Mehr als 150 Aufführungen – darunter 3 Mal im ausverkauften Circus Krone in München – machen Harry G zu einem der erfolgreichsten Kabarett und Comedy Senkrechtstarter der letzten Jahre. Bei seinem Auftirtt in der alten Schweißerei in Schrobenhausen durfte TRENDYone den Grantler interviewen.
„Merkt euch eins: ein Dirndl ist nie, Neon Pink oder Neon Gelb!“
Über 40 Millionen Mal wurden seine einzigartigen Videoclips in den Sozialen Medien angeschaut und mit über 240.000 Fans auf Facebook ist er als zeitgemäßer Botschafter bayerischer Lebensart bereits bestens bekannt. Auf der Bühne und in seinen Clips erzählt Harry G skurrile Geschichten aus dem Leben in der Landeshauptstadt und schlüpft dabei in die Rolle der unterschiedlichsten Figuren.
TRENDYone: Wie kam es zu der Figur Harry G.?
Harry G.: Das war ein Spitzname von meinem Vater Harald G. (Nachname darf ich nicht sagen) und der war so ein kleines bisschen wie der ursprüngliche Harry. Der ursprüngliche Harry war das, was jetzt der Günther ist, eine Art „gscherte Drecksau“. Aber das passt jetzt nicht mehr ganz so, weil der eigentliche Harry bin ja jetzt quasi ich selbst.
Was hat Dich von der Betriebswirtschaftslehre zum Kabarett geführt?
Ja das Geld (lacht). Das war so, dass ich einfach keine Lust mehr hatte. Ich habe bei dem Investmentfond ganz normal gearbeitet, dort war ich im „Controlling“. Und dann war es so, dass Du entweder sagst: Gut da bleibe ich und der Karriereweg, der geht dann immer so weiter oder Du sagst halt irgendwann, was wahrscheinlich jeder denkt „Ich hab keine Lust auf so einen Job“. Ich mach etwas unsicheres, etwas wovor jeder Angst hat.
Findest Du diesen Harry G., den „Grantler“, auch öfters mal in Dir?
Ja, jeder regt sich mal über irgendetwas auf, das ist halt leider so. Aber eigentlich ist das auch normal, man macht sich immer irgendwo ein bisschen Luft. Jetzt ist bei mir der Vorteil, dass ich das auf der Bühne machen kann und es mit ganz vielen anderen Leuten teilen kann, denen es vielleicht genau so geht. Aber das reicht natürlich auch nicht immer, da man sich auf der Bühne immer über dasselbe aufregt. Und dann kommen da noch andere Sachen dazu, wie der Stau vor einem Auftritt zum Beispiel, der regt mich immer unglaublich auf, das wissen alle meine Mitfahrer.
Was genau fasziniert Dich dann am Kabarett?
Richtig faszinierend ist dieser Turnus, alle zwei oder drei Tage wieder auf einer Bühne zu stehen und eine Resonanz von echten Menschen zu bekommen, denn der Internetuser ist halt irgendwo nicht echt, den gibt’s zwar, aber den kann man nicht greifen. Auf der Bühne wird gelacht, es wird geklatscht und man nimmt das alles anders wahr. Man geht vom einen Termin zum anderen und das Feedback ist einmal gut und ein anderes Mal vielleicht mal ein bisschen schlechter. Das ist etwas, was einen extrem antreibt. Wenn man regelmäßig auf der Bühne ist, dann lebt man anders, das heißt, man passt ein bisschen besser auf sich auf und versucht fit zu bleiben.
Woher holst Du Dir die Inspiration für Deine Shows?
Comedy und Kabarett haben im Grunde genommen immer das gleiche Prinzip: Man hat Alltagssituationen und dann treibt einen das selbst immer ein bisschen in so eine Fantasie hinein. „Jetzt steige ich einfach aus auf der Autobahn und schrei’ alle Leute an“, des ist dann gerade das, was man nicht macht, aber auf einer Bühne kann man so was natürlich gut erzählen.
Was bedeutet für Dich selber „Bayerische Tradition“?
Das ist bei mir ehrlich gesagt mittlerweile schon eine schwere Frage, denn „Bayerische Tradition“ hat immer ein bisschen was mit der Vergangenheit zu tun, eine gewisse Verbundenheit zur Heimat. Tradition bedeutet mir genau so viel, wie jedem anderen Menschen auf dieser Welt auch. Denn Tradition heißt ja irgendwie die Geschichte von meiner Heimat, von den Menschen, die mich umgeben.
Gibt es irgendetwas, das Du Deinen Zuschauern speziell vermitteln möchtest?
Das einzige, was ich besonders in München vermitteln möchte, ist, dass das Leben da draußen nicht ganz so einfach ist. Umso weiter man von München wegfährt, umso weniger interessieren sich die Leute für die neuesten Trends, sei es sportlich oder ernährungstechnisch.
Ist schon ein neues Bühnenprogramm in Planung?
Ich schreibe gerade an meinem zweiten Programm. Am 25. November beginnt der Vorverkauf für die Tour, die ab 30.08.2016 startet. Diese Tour wird dann von Ende 2016 bis Anfang 2018 laufen. Dann werde ich die nächsten zwei Jahre wahrscheinlich noch ein drittes Programm schreiben.
Wo siehst Du Dich selbst in 5 bis 10 Jahren?
In fünf Jahren wird es vermutlich genau so wie vorher weitergehen: Neue Programme, Auftritte im Radio und Fernsehen. In zehn Jahren hoffe ich, dass ich sogar ein bisschen mehr Freizeit haben werde und natürlich auch den Erfolg bundesweit ausbauen kann.
Hast Du als Bayer etwas gegen die Preußen?
Es ist natürlich der alte Witz, den wir alle kennen „Bayerisch vs. Hochdeutsch“, beim Ski fahren in Innsbruck, wo ich ja auch lange studiert habe, ist das dementsprechend lustig. Es gibt Ideale und der Preuße schafft es immer wieder, aus der Reihe zu tanzen. Da kann man gar nicht anders, als über ihn lachen. Aber ich bin nicht Preußen feindlich.
Warst Du früher in der Schule eher der Klassenclown oder eher ein braver Schüler?
Ich war eher beides. Ich war zwar der Klassenclown, ich hab mir immer aus allem einen Spaß gemacht. Aber die Kunst ist es, der Klassenclown zu sein, der trotzdem irgendwo so brav ist, dass er damit noch etwas erreicht. Denn die richtigen Klassenclowns, die werden dann immer schlechter in der Schule und fallen dann letztendlich irgendwann durch.