Interview mit „The Voice of Germany“- Coach Yvonne Catterfeld

„Wenn ich ein Talent wirklich will, bekomme ich es am Ende auch“

Yvonne Catterfeld begibt sich auf die Suche nach der besten Stimme Deutschlands. Als studierte Jazz- und Popularmusikerin hat sie ein Ohr für besondere Talente und rechnet sich Chancen aus, als erster weiblicher Coach „The Voice of Germany“ zu gewinnen. Im Interview erzählt die Sängerin, warum für sie Emotion vor Perfektion steht und mit welcher Strategie sie die Männer im Kampf um die Talente aussticht.

Yvonne, du bist der einzige weibliche Coach bei „The Voice of Germany“, wie schaffst du es, dich gegen diesen geballten Haufen Testosteron durchzusetzen?
Als Schauspielerin habe ich oft eher mit männlichen als mit weiblichen Partnern gespielt. Deshalb ist es für mich überhaupt kein Problem, mich da durchzusetzen und eher Kumpel als Frau zu sein. Aber ich wusste natürlich nicht, wie ich in einer Situation bin, in der man spontan reagieren muss. Ich hasse es, nicht vorbereitet zu sein. Aber es hat funktioniert, wir waren alle auf Augenhöhe, ich konnte einstecken und auch gut austeilen.

Wie hast du deine Coach-Kollegen kennengelernt? Andreas kanntest du vorher ...
Es ist hilfreich, wenn man jemanden schon kennt und gleich mit ihm auf einer Ebene ist. Ich hatte Andreas vorher angerufen und er hat mir sehr offen erzählt, wie er es empfunden hat in seiner ersten Staffel. Man merkt dann schon, dass da eine gewisse Vertrautheit da ist und man auch mal einen bösen Scherz reißen kann. Die Fantas sind meine direkten Sitznachbarn. Mein Freund ist immer großer Fanta-Fan gewesen, genauso wie seine Schwester und ich fand ihre Musik auch immer cool, da ist schon ein bisschen Ehrfurcht in mir aufgekommen. Aber Michi und Smudo sind so herzlich und lustig, dass man das sofort wieder vergisst. Mit Samu bin ich auch schnell warmgeworden, durch seinen Humor.

Was ist für dich das Besondere an „The Voice of Germany“?
Es sind mehrere Faktoren. Zum einen ist es für mich die einzige Familienunterhaltungsshow im Fernsehen, die man von klein bis groß, von jung bis alt gucken kann. Die Talente sind sehr sorgfältig ausgewählt, mit Hinblick auf die Stimme und nicht, ob jemand eine Sensations-Story zu bieten hat. Hier wird keiner vorgeführt, sondern mit großem Respekt und Wertschätzung miteinander umgegangen. Und dann natürlich der große Unterhaltungsfaktor der Show.

Was macht den Unterhaltungsfaktor aus?
„The Voice“ ist eine bunte Mischung aus Überraschungen, emotionalen Geschichten, bis hin zum Kampf der Coaches vor allem in den Blind Auditions. Und am Ende rückt man Zuhause ja auch ein bisschen in die Funktion der Coaches. Man sitzt nicht nur passiv vor dem Fernseher, sondern da wird mitgeflucht oder sich über die Coaches aufgeregt und über die Entscheidungen, die sie treffen. Ich kann mich noch gut an mich selbst erinnern ...

Wie war es für dich, das erste Mal in dem Coach-Stuhl zu sitzen und nur die Stimmen zu hören?
Ich habe zuhause den Vortest gemacht und mir bewusst ein paar ‚The Voice‘-Staffeln angeguckt, die Augen zugehalten und dann auf einen imaginären Buzzer gedrückt, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Aber irgendwie kommt dann auch alles von selber. Am Anfang habe ich noch ein bisschen viel links und rechts geguckt, was die Kollegen so machen. Aber als mir dann einer durch die Lappen gegangen ist, dachte ich mir: ‚Nein, ich muss auf mein Bauchgefühl hören.‘ Man ist sehr in diesem Moment, alle Sinne sind geöffnet – außer dem Seh-Sinn natürlich – und dann gibt es nur noch die Fantasie. Wobei ich mir komischerweise gar kein Bild von den Talenten gemacht habe. Ich habe mich überraschen lassen. Die ersten Blind Auditions waren trotzdem ganz schön schwierig, weil man noch keine Referenz hat. Es hat etwa einen Tag gedauert, bis ich das Niveau ungefähr einschätzen konnte.

Auf was hörst du bei den Talenten besonders?
Erstmal auf die Stimmfarbe und vor allem: Was macht die Stimme mit mir? Berührt sie mich? Reißt sie mich aus dem Sessel? Fesselt sie mich? Was für ein Energielevel erreicht sie? Macht sie mich melancholisch oder vielleicht sogar traurig? Das finde ich das Faszinierende, was letzten Endes einen guten Sänger ausmacht. Was mich glaube ich von den anderen Coaches unterscheidet ist, dass ich manchmal nochmal mehr ein Auge zudrücke, wenn ich Aufregung als Hindernis spüre. Emotion vor Perfektion!

Wie überzeugst du die Talente, in dein Team zu kommen?
Ich habe gemerkt, dass sich viele Talente wünschen, erkannt zu werden als Menschen und in dem, wo sie musikalisch hin wollen oder zumindest, was sie möchten. Manchmal habe ich auch einfach die Jungs machen lassen, während ich versuche, eine Connection aufzubauen, nach dem Motto: ‚Lass die mal ihren Männerkampf austragen, wir verstehen uns schon‘. Das hat bei Frauen ganz gut funktioniert (lacht). Aber wenn ich ein Talent wirklich will, dann kämpfe ich umso mehr und am Ende bekomme ich diejenigen dann meistens auch.

Was willst du deinen Talenten mit auf den Weg zu geben?
Ich arbeite mit ihnen vorwiegend an der Haltung. Klar, das Technische ist wichtig, um sicher auf der Bühne zu sein und die Möglichkeiten einer Stimme zu ergründen. Aber es steht und fällt alles mit dem, was man sagen will. Also mit der Haltung, die man zu dem Song hat. Vom Herzen aus zu gehen. Weil das wiederum die Stimme prägt. Ansonsten versuche ich den Talenten mitzugeben, dass das eine Fernsehshow ist und es nicht nur darum geht zu gewinnen. Durch die Erfahrungen, die sie machen, die Freundschaften, die sie schließen, gehen sie so oder so mit einem Gewinn raus. Außerdem lernen sie sich selbst besser kennen, wissen danach besser was sie wollen und noch viel wichtiger, was nicht, und lernen, auf ihre Intuition zu hören.