Jaka Lakovic und Thorsten Leibenath von ratiopharm ulm im Saisonabschluss-Interview

„I’m proud of my team”

Aus war der Traum im Halbfinale für die Basketballer von ratiopharm ulm. Eine zehrende aber dennoch erfolgreiche Saison nahm ihr Ende in Berlin beim amtierenden Meister. Hier zeigten die #uuulmer eine überragende Form, konnten sich aber nur um ein paar Haarspitzen nicht an ALBA vorbeikämpfen. Über das Ausscheiden im Playoff-Halbfinale ist man in Ulm enttäuscht, auch wenn die Saisonbedingungen um fehlende Zuschauer und eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten bei der Spielersuche alles andere als einfach waren. Im Interview resümieren Headcoach Jaka Lakovic und Sportdirektor Thorsten Leibenath die Saison und blicken optimistisch in eine neue Saison, mit weniger Corona und mehr Zuschauern.

TRENDYone: Wie ordnen Sie persönlich die abgeschlossene Saison ein?
Jaka Lakovic: Die Saison war für mich ein voller Erfolg. Ich glaube wir hatten tolle Erfahrungen und insgesamt eine erfolgreiche Saison. Ich bin happy und stolz in der Position des Cheftrainers dieser Gruppe an hervorragenden Jungs zu sein. Sie haben über die gesamte Saison hinweg viel gearbeitet und sich stetig verbessert. Die Philosophie und Spielstrategie des Clubs und das Endergebnis passen gut zusammen und das macht mich natürlich glücklich. Alle unserer Spieler wurden zu noch besseren Spielern, die Performances wurden von Spiel zu Spiel besser. Natürlich war das Saisonende bitter, da wir das entscheidende enge Spiel nicht für uns entscheiden konnten. 

Wo könnte die Saison in der Entwicklungsgeschichte des Clubs einsortiert werden?
Thorsten Leibenath: Ein solches Ergebnis spiegelt nicht 1:1 die Entwicklung eines Clubs wider. Es gab schwächere Ergebnisse in Saisonen, in denen sich der Club trotzdem positiv entwickelt hat. In meinen Augen ist die starke Performance in der zweiten Saisonhälfte und damit auch das Erreichen des Halbfinales ganz klar als Erfolg und Beweis zu bewerten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Trotz der Corona bedingt schwierigen Phase und einem deutlichen reduzierten Budget hat es die Mannschaft trotzdem geschafft, sich im oberen Drittel festzusetzen und spielerische Akzente zu setzen. Es spielte eine junge Mannschaft, die zusätzlich noch von Verletzungspech geplagt war. Jaka hat es geschafft, dieser Mannschaft eine ganz klare Identität zu verleihen. Dies nicht als Erfolg zu werten, wäre falsch.

In welchen Bereichen haben sich einzelne Spieler/das Team in dieser Saison weiterentwickelt?
Jaka Lakovic: An oberster Stelle steht die Verbesserung des Zusammenspiels meiner Mannschaft. Das Team wusste auch, wie man die kritischen Situationen der Saison überspielt. Alle Spiele die wir in der ersten Hälfte der Saison nur knapp verloren, konnten wir im Rückspiel für uns entscheiden. Aus jeder unglücklichen Situation konnten wir noch stärker herausfinden. Oftmals waren wir mehr als zehn Punkte im Rückstand und konnten uns mit Charakter und großem Willen zurückkämpfen. Der mentale Charakter der Mannschaft ist enorm gestiegen. Deswegen stehen wir auch in vielen offensiven und defensiven Statistiken der Liga ganz oben. Individuell könnte ich viele Einzelspieler aufzählen, die eine tolle Entwicklung genommen haben. Am Ende zählt aber der Teamgedanke.

Wie sieht der Alltag nun in der Sommerpause aus?
Thorsten Leibenath: Langweilig wird es uns mit Sicherheit nicht (lacht). Wir sind natürlich in Gesprächen mit den Spielern und deren Beratern. Zum einen haben wir die Aufgabe, deutsche Spieler aber auch Importspieler unter Vertrag zu nehmen. Dabei wollen wir vor allem junge Spieler weiterentwickeln. Zum anderen wollen wir die derzeitige Mannschaft natürlich größtenteils weiterhin an den Verein binden. Ich habe den Eindruck, dass sich viele Spieler bei uns sehr wohl fühlen. Es liegt in der Natur der Dinge, dass man nach den frühsten Erfolgen davon ausgehen kann, dass einzelne Spieler auch Begehrlichkeiten bei anderen Teams wecken. Es wird also wieder ein turbulenter Sommer. Natürlich wollen wir in der neuen Saison wieder mit Gesichtern an den Start gehen, die man hier in Ulm schon kennt. Gleichzeitig ist es aber keine Sensation, dass man sich auch an das eine oder andere neue Gesicht gewöhnen wird. 

Wird das Budget für Spielertransfers wieder ähnlich gering sein, wie vor dem Beginn der letzten Saison?
Thorsten Leibenath: Im Vergleich zur Saison 2019/20 haben wir für die vergangene Spielzeit das Budget um circa 40 Prozent reduziert. Wenn ich ehrlich bin, war die Prognose für die Saison einen Tick zu optimistisch. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass wir über die gesamte Spielzeit ohne Zuschauer auskommen mussten. Jetzt scheint es aber durch die Impfungen so zu sein, dass wir nach dem Ende der dritten Welle wieder Normalität im Stadion erwarten können. Es wird aber eine veränderte Normalität sein. Uns gibt keiner die Sicherheit, dass wir in der kommenden Saison 6.200 Zuschauern empfangen dürfen und diese auch kommen werden. Ich bin sehr skeptisch und glaube wir tun gut daran, erneut eine eher konservative Schiene bezüglich des Budgets zu fahren.