Kältekammern: Therapie bei minus 110° Grad

Frostschock mit Wirkung?

Noch kennt man Kältekammern vor allem aus Amerika. Aus der Welt der Schönen und Reichen, der Welt der Models und des Profisports – als Maßnahme zur Gewichtsreduzierung, Gewebestraffung oder Muskelentspannung. Dabei können die unterschiedlichen Formen der Kältetherapie viel mehr als nur zur äußeren Optimierung zu verhelfen. Sie können vielmehr zur physischen wie auch psychischen Verbesserung der Gesundheit beitragen. Dass extreme Kälte nicht nur vernichtende sondern auch heilende Kräfte besitzt, ist wissenschaftlich zwar noch nicht nachgewiesen, allerdings berichten Studien von deutlichen gesundheitlichen Vorteilen. Was eine Kältekammer ist, wie sie funktioniert und wirkt, erklären wir Ihnen hier. Erfahren Sie, wie auch Sie vom gesundheitlichen Nutzen profitieren können, was Sie beachten sollten und welche Voraussetzungen Sie für den Gang in die Kälte erfüllen müssen.

Der FC Bayern hat bereits eine und immer mehr Anbieter werben mit der Kälte zugunsten der eigenen Gesundheit. Vor allem zur Regeneration und bei Verletzungen in der Sportmedizin gibt es verschiedene Arten der Kältetherapie: Eissprays und Eisbäder, Kältekammern und Kryo- bzw. Kältesaunen. Was sich für jeden von uns zunächst unvorstellbar anhört, bedeutet für manche die Erleichterung von großen gesundheitlichen Beschwerden. Immer lauter wird die Beschreibung des Prinzip: „Fit und gesund mit Hochgefühl durch einen Kältekick.“ Sogar von Erholung ist die Rede. Kältekammern wirken in zwei wichtigen Feldern: Sportlich regenerativ sowie auf medizinischer Ebene. Eine Kältekammer ist dabei ein Aufenthaltsraum, in dem extreme Minusgrade herrschen und in welchem sich der Patient für nur wenige Minuten aufhält. Ursprünglich kommt die Methode aus Japan und wurde dann für schmerzgeplagte Rheumapatienten entwickelt. Mittlerweile berichten Kammerfans von Adrenalinkicks und Endorphinschüben. Eine Session über zwei bis drei Minuten in der Kältesauna kostet um die 39 Euro, während der Kältegang in die Kammer mit nur etwa 20 Euro zu Buche schlägt. 

Funktion und Wirkung 

Über immer geringer temperierte Kammern nähert man sich der mit der niedrigsten Temperatur an. Diese liegt dort teilweise bei minus 160 Grad. Man bleibt dort für ein bis maximal drei Minuten. Im Körper konzentriert sich dabei das Blut und die Wärme auf die überlebenswichtigen Organe in der Mitte des Körpers und schüttet natürlich produzierte Endorphine aus. In der kältesten Kammer gilt es, schnelle Bewegungen zu vermeiden; vielmehr sollte man langsam im Kreis gehen. Zwar kühlt die obere Hautschicht auf etwa fünf Grad ab, die Körpertemperatur bleibt jedoch durch Gegenregulation meist stabil. Sollte es dem Kältegänger möglich sein, werden in einem Behandlungszyklus etwa zehn bis 15 tägliche Einheiten verordnet. Danach sollte sich der Patient aktiv bewegen und in speziellen Fällen im direkten Anschluss die Schmerzfreiheit für eine Physiotherapie nutzen. Wichtig ist, dass möglichst viel Haut mit der Kälte in Kontakt kommt. Aus diesem Grund geht man zusammen mit Schuhen und Socken in Badekleidung in die Kammer. Zum Schutz der Lunge und der Körperteile, die dringend warmgehalten werden müssen, trägt man Mundschutz, Stirnband und Handschuhe. Gute Nachrichten für Skeptiker: „Die Kälte wird gar nicht so intensiv wahrgenommen, wie man es vermutet.“ Vielmehr würde man hinterher spüren, wie das Blut, das sich zusammengezogen hat, sich nun wieder ausbreite und den Körper neu belebe. Wer der Sache mit der extremen Kälte noch immer nicht traut, den kann der Sportmediziner beruhigen: Nein, die Kältetherapie sei nicht gefährlich. Dafür sei die Anwendungsdauer zu kurz und die Kerntemperatur sinke in den wenigen Minuten des Aufenthaltes im Gegensatz zur Gewebetemperatur nur sehr wenig. Vielmehr kommen den Kunden die extrem niedrigen Temperaturen nicht bedeutend kälter vor als ein paar Grad Minus.  

Therapeutische Effekte durch die Kältekammer

Die regenerativen Auswirkungen der extremen Kälte sollen wahren Wundern gleichen. Für nur wenige Minuten bei deutlich unter minus 100 Grad zu frieren, soll auf gleich drei Feldern positive Effekte bewirken: Bei chronischen Schmerzen, bei der Regeneration nach dem Sport und sogar beim Pfunde Schmelzen. Und tatsächlich ist sich die Medizin trotz des Mangels an wissenschaftlichen Nachweisen über die positiven Auswirkungen der extremen Kälte in der Praxis bewusst und einig. Die Kälte soll abschwellende, schmerz- sowie entzündungshemmende Mechanismen in Gang setzen. Dadurch hilft die Kältetherapie-Kammer bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthrose oder Rheuma, aber auch bei Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis. Erfolge zeigen sich auch in der Therapie von Schlafstörungen, Depressionen oder dem Burnout-Syndrom. Außerdem hilft der Aufenthalt in der Kälte dabei, das Immunsystem zu stärken, Schmerzen zu lindern, beanspruchte Muskeln zu regenerieren, Fett zu verbrennen sowie die Haut zu straffen. Insgesamt wird der Stoffwechsel angekurbelt und die Leistungsfähigkeit deutlich verbessert. Bekannt sind auch die positiven Auswirkungen der Kälte auf die menschliche Psyche im Allgemeinen.   

Welche Voraussetzungen gelten sollten

Einige Aspekte sollten Sie vor einem Besuch in der Kammer mit den arktischen Temperaturen dringend beachten: Schlaganfallpatienten, Herzkranken und Personen mit Bluthochdruck sowie Magersüchtigen ist von einer Anwendung dringend abzuraten. Haut und Haare müssen bei dem Gang in die Kälte komplett trocken sein; Pflaster, Piercings und Kontaktlinsen müssen entfernt werden und es darf nichts angefasst werden. Das wichtigste Kriterium für zukünftige Kammergänger ist, sich ein Studio mit fachärztlicher Präsenz auszuwählen.   

Diese Form der Kältetherapie ist zwar extrem, aber weder gefährlich noch bedenklich. Sollten Sie also alle körperlichen Anforderungen erfüllen – warum dann nicht ausprobieren? Vielleicht entdecken ja auch Sie die zahlreichen positiven Effekte auf die Gesundheit oder sogar die Heilkraft der Kälte für sich. Wie jedoch bei allen Projekten, die man sich seiner Gesundheit zuliebe vornimmt, gilt allerdings: Erst die Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg.