Karrierekante: Was hilft bei beruflichem Stillstand?

Fördern und fordern!

Für Bergsteiger geht es immer weiter. Immer höher. Immer bergauf. Vielleicht kurz eine Pause zwischendurch, aber dann gleich wieder auf die Beine und los! So auch im Beruf: Die meisten Menschen möchten sich weiterentwickeln, Fortschritte machen. Gefordert werden, um daran zu wachsen. Stillstand gleicht einer beruflichen Talfahrt. Doch was passiert, wenn es im Beruf plötzlich nicht mehr weiter geht? Wenn kein Gipfel in Sicht ist? Die Karrierekante steckt die berufliche Entwicklung in eine Sackgasse. Hartgesottene Gipfelstürmer fangen verzweifelt an zu hyperventilieren. Nichts geht mehr. Dieser Zustand ist in der Tat gefährlich – für Mitarbeiter wie Unternehmen. Warum? Uns nach: Der Berg ruft!

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Was ist eine Karrierekante?
Jeder Mensch kommt von Zeit zu Zeit an einen Punkt, an dem die Karriere stagniert. Dies ist völlig normal. Die Karrierekante ist in diesem Zusammenhang eine Hürde, die sich durch einen Stillstand in der beruflichen Entwicklung kennzeichnet. Wir erklären es chronologisch: Es gibt in unserer Entwicklung als Mensch beim Lernen sogenannte Plateauphasen. Während der Schulzeit, der Ausbildung oder des Studiums lernt jeder von uns kontinuierlich. Die Lernkurve steigt hier stark an. Gleicher Effekt trifft auf Mitarbeiter zu, die bereits Berufserfahrung haben, jedoch eine neue Stelle antreten: Sie werden eingearbeitet und orientieren sich. In solchen Phasen ist der Input größer als der Output. Irgendwann verfestigen sich neu erworbene Informationen, bis wir uns sicher auf diesem Terrain bewegen können. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Prozess circa zwei Jahre braucht und mit der erlernten Tätigkeit das dazugehörige Plateau erreicht wird. Die Lernkurve wird in diesen zwei Jahren immer kleiner, bis eine berufliche Routine entsteht und die Kurve versandet.  

Meist befinden sich Menschen nun im Zwiespalt: Routiniertes Arbeiten gibt zum einen Sicherheit und ermöglicht effiziente Abläufe, zum anderen verleiten sie dazu, sich in der eigens geschaffenen Komfortzone bequem zu machen. Verwerflich? Nein, aber die berufliche Kuschelzone erschwert das zukünftige Vorankommen. Und so stehen Sie vor einer Karrierekante: Sie verharren für geraume Zeit auf einem Karrierelevel, auf dem Sie sich bestens auskennen, aber mit der Zeit trotzdem weiter wollen.

Woran erkennen wir die Karrierekante?
Das wohl auffälligste Merkmal sind die immer gleichbleibenden Aufgaben. Wir haben das Gefühl, in einer Dauerschleife festzusitzen. Unsere Aufgaben empfinden wir als monoton und denken nicht mehr nach. Unser Gehirn stellt seine Arbeit auf Standby. Unsere Sorgfalt lässt nach und Fehler schleichen sich ein, welches sich ebenfalls negativ auf das Unternehmen auswirkt. 

Bekommen wir jedoch neue Aufgaben, erfordern diese eine höhere Aufmerksamkeit. Unsere Denkarbeit bleibt im Training durch die Abwechslung im Job. Das tut gut und wir sind - anstatt in einem Dämmerzustand - hellwach.

Ein anderes Merkmal ist die fehlende Verantwortung im beruflichen Umfeld. Normalerweise bekommen Mitarbeiter, die lange in einem Unternehmen sind in bestimmten Bereichen Verantwortung zugeschrieben. Fehlt diese, spricht dies meist für wenig Vertrauen und geringe Wertschätzung in die Fähigkeiten des betroffenen Angestellten. 

Haben Sie sich schon einmal nach Ihren Perspektiven umgesehen? Finden Sie keine, dann haben Sie vermutlich eine Karrierekante vor sich. Ohne neue Aufgaben oder Verantwortung können wir uns nicht bewähren. 

Es folgen daraus zwei Szenarien, sollte der jeweilige Mitarbeiter eine hohe Strebsamkeit besitzen: Entweder er kündigt oder er befolgt Dienst nach Vorschrift, welches einer inneren Kündigung gleichkommt.

Welche Risiken gibt es?
Hier beginnt das Problem: Sie sehen womöglich andere an Ihnen vorbeiziehen, während Sie nach ein paar Jahren motiviert und vollkommen klar bereit für neue Aufgabenbereiche oder mehr Verantwortung wären. 

Für Menschen, die sich nicht mit ihren erreichten Leistungen zufrieden geben oder ihr Potenzial nicht vollends ausschöpfen konnten, ist dieses Szenario besonders schwer zu ertragen. 

Laut Untersuchungen sind vor allem Frauen von dem Phänomen der Karrierekante betroffen, die aufgrund von Kinderbetreuung und familiären Strukturen karrieretechnisch festhängen. Die dunkle Seite der Karrierekante kann dazu führen, dass Mitarbeiter ihre Grenzen missachten und sich zusätzlichen Stress aufbürden - inklusiv beachtlichen Überstunden. Diese Prozedur hat Symptome im Gepäck, die denen des Burnout-Syndroms ähnlich sind. 

Überwindungs-Tipps
Haben Sie das Gefühl beruflich an einem Punkt zu stehen, an dem es nicht weitergeht? Dann zücken Sie gern einen Stift oder heften sich folgende Punkte an den Kühlschrank:

1. Formulieren Sie Ziele: Reflektieren Sie Ihre Ausgangslage und schreiben Sie auf, an welchen Stellen in ihrem beruflichen Leben Sie etwas bewegen möchten. 

2. Suchen Sie das Gespräch: Nicht immer kommunizieren wir so klar, wie wir es uns vorstellen. Besprechen Sie deshalb mit Ihrem Vorgesetzten Ihre berufliche Entwicklung. 

3. Erweitern Sie Ihren Horizont: Für Arbeitgeber ist es meist von Interesse, dass ihre Mitarbeiter sich weiterbilden. Nutzen Sie die Weiterbildungsmaßnahmen, um Ihr Wissen zu erweitern und somit neue Aufgabenbereiche zugeteilt zu bekommen.

FAZIT:
Während die Unzufriedenheit bei Mitarbeitern wächst, wenn Sie in vor einer Karrierekante stehen, hat dies auch negative Folgen für das Unternehmen. Arbeitgebern wird geraten, ihre Angestellten zu fördern und zu fordern. Mitarbeiter sollten zudem aktiv bleiben und beruflich unbefriedigende Situationen nicht einfach hinnehmen. Mit Engagement und Eigeninitiative finden Sie immer neue und erfüllende Wege, Ihre berufliche Situation zu verbessern. Jause einpacken, Ärmel hochkrempeln und bergauf. |Text: Stefanie Steinbach