Local Hero Interview mit Melanie Leupolz
"Ratzenried ist einfach meine Heimat und ich fühle mich dort sehr wohl"
Sie ist eine Allgäuerin im Herzen: dennoch zog es Profi-Fußballerin Melanie Leupolz der Liebe zum Sport wegen in die Großstadt. Seit 2014 spielt die in Wangen im Allgäu geborene 25-Jährige bei Bayerns Vorzeigeclub, dem FC Bayern München in der Bundesliga. Abseits vom Trainingsplatz fand die Nationalspielerin Zeit und sprach mit TRENDYone über ihre noch junge Karriere und die Bedeutung von Heimat.
Melanie Leupolz: Mein erster großer Erfolg war die Frauen-Europameisterschaft 2013, die wir gewinnen konnten. Danach habe ich meine erste Weltmeisterschaft gespielt bei der wir auf dem vierten Platz landeten – für die Erwartungen des Teams war das Enttäuschung pur. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio konnten wir dann als Sieger vom Platz gehen. Parallel dazu habe ich beim FC Bayern München gespielt, wo ich mit meinem Team zwei Mal die Deutsche Meisterschaft feiern konnte. Für einen Sieg im Pokal-Finale 2018 hat es dann gegen den VfL Wolfsburg nicht gereicht.
Nennen Sie uns drei Gründe warum Frauenfußball vielleicht sogar attraktiver als Männerfußball ist..
Dazu hat natürlich jeder seine eigene Meinung. Frauenfußball ist meines Erachtens auf jeden Fall attraktiv und wurde in den letzten Jahren auch noch attraktiver. Wir spielen einen technisch guten Fußball und ich würde behaupten, dass er deutlich athletischer geworden ist. Außerdem finde ich, dass Frauenfußball auch sehr von diesem „Wir-Gefühl“ lebt. Zum einen bildet die Mannschaft eine Einheit und auch die Fans werden intensiver eingebunden.
Wann und wie hat das „Abenteuer Fußball“ für Sie begonnen?
Ich habe in der Grundschule angefangen mit den Jungs zu kicken und dann beim TSV Ratzenried angefangen. Bis ich 14 Jahre alt war habe ich dort in einer Jungenmannschaft gespielt. Dann bin ich zum TSV Tettnang in die weibliche Jugend gewechselt und habe dort zwei weitere Jahre gespielt. Im Jahr 2010 startete das Abenteuer in der Profimannschaft des SC Freiburg in der zweiten Liga und im Anschluss direkt der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Nach vier Jahren habe ich den Schritt gewagt nach München zu gehen und spiele hier seit der Saison 2014/15 bis heute.
Wie sah Ihr persönlicher beruflicher Werdegang bisher aus?
Ich besuchte die Realschule in Wangen im Allgäu und bin anschließend auf das Wirtschafts-Gymnasium in Freiburg gegangen. Dort habe ich dann ein Studium begonnen, welches ich mit dem Wechsel nach München jedoch kurzzeitig unterbrochen habe. In München habe ich weiterführend meinen Fachwirt in Sportmarketing gemacht und mich an einer Fern-Uni eingeschrieben. Dann machte ich den Bachelor in BWL und Management und derzeit studiere ich im Masterstudiengang Wirtschaftspsychologie. Ich möchte für mein Berufsleben nach der Fußballkarriere gut gewappnet sein.
Kam bei Ihnen bisher der Wunsch auf, auch im Ausland zu spielen?
Die ausländischen Ligen, speziell in Europa, entwickeln sich sehr rasant, es wird viel in den Frauenfußball investiert. Das Niveau und die Professionalität steigt. Das ist natürlich interessant und lockt viele Spielerinnen ins Ausland. Auch viele meiner ehemaligen Mitspielerinnen beim FC Bayern haben den Schritt ins Ausland gewagt. Beispielsweise Sara Däbritz zu Paris SG oder Manuela Zinsberger und Leonie Maier zu Arsenal London.
Wie wichtig ist Ihnen der Zusammenhalt und die Stimmung im Team?
Die sind schon wichtig. Bei der Nationalmannschaft ist das Gefühl aber ein anderes, als in der Bundesliga. Wenn man rausfliegt, geht jeder in seinen Heimatverein zurück und verarbeitet die Niederlage für sich. Bei einer Vereinsmannschaft ist es anders, weil man Höhen und Tiefen gemeinsam durchsteht und es dann einfach abhakt und weitermacht. In beiden Teams herrscht aber ein guter Mannschafts-Zusammenhalt und das ist unfassbar wichtig.
Welche Ziele stehen noch auf Ihrer Bucket-List?
Sportlich gesehen geht es immer um Titel. Ansonsten möchte ich mein Studium relativ zeitnah abschließen. Solange ich noch aktiv Fußball spiele, ist es schwierig, einen richtigen Beruf auszuüben. Aber sobald ich meine Karriere beende, möchte ich den Sprung ins Berufsleben gut meistern, damit ich einen tollen Job bekomme. Danach beginnt für mich das Leben, wie wir es alle kennen von Freunden und der Familie.
Was ist Ihr persönliches Lebensmotto?
Ich würde mich als einen sehr positiven Menschen beschreiben. Ich versuche immer in jeder Situation das Positive herauszuziehen und bin gleichzeitig sehr ehrgeizig. Ich weiß, dass wenn man im Leben etwas erreichen möchte auch dafür hart arbeiten muss – das ist ein Stück weit mein Lebensmotto.
Wie stark würden Sie die Verbundenheit zum Allgäu einschätzen?
Ich versuche immer, wenn es geht nach Hause zu fahren und meine Familie und Freunde zu besuchen. Leider ist das aber nur nur circa einmal in zwei Monaten möglich. Deshalb ist es umso schöner, dass meine Eltern jedes zweite Wochenende nach München kommen und meine Heimspiele immer verfolgen. Der Kontakt ist sehr intensiv, denn Ratzenried ist einfach meine Heimat und ich fühle mich dort sehr wohl. Es ist auch immer sehr schön, nach Hause zu kommen, denn dort gibt es keinen Handyempfang und alles ist so entschleunigt und erholsam im Gegensatz zu einer Großstadt wie München.