Local Hero - Oliver Fischer

Oliver Fischer ist seit 2008 Geschäftsführer der ATTACKE Werbeagentur GmbH, und seit 2015 einer der beiden Geschäftsführer der VMV GmbH, die das Ulmer Volksfest veranstaltet. Hier erklärt er im Interview, was ihn dazu bewegt hat seine Agenur ATTACKE zu gründen und was sich dadurch in seinem Leben verändert hat.

Welches waren die Meilensteine Deiner Karriere?

Da ich in zwei unterschiedlichen Bereichen tätig bin, gibt es natürlich ein paar mehr Meilensteine, als gewöhnlich, obwohl im Nachgang betrachtet manches wirklich fließend ineinander überging. In meinem Hauptjob als „Werber“ war einer der Meilensteine sicher die Entscheidung, einen Job in einer großen Ulmer Werbeagentur anzutreten, der ich über 10 Jahre lang die Treue gehalten und mich vom Azubi zum Creativ Director hochgearbeitet habe. Zwischendrin habe ich die Posten gewechselt und bin von Agenturseite ins Marketing gegangen, um beim „Neustart“ des Traditionshauses abt am Münsterplatz als Marketingleiter zu arbeiten. Während dieser Zeit hatte ich, weil ich den Agenturjob einfach liebe, meine Agentur ATTACKE gegründet, da einige Menschen auf mich zukamen, denen gefiel, was ich für abt entwickelt hatte. Irgendwann wurde dieses „ATTACKE-Baby“ zu groß, um es nebenbei zu betreuen und so folgte der logische Schritt in die Selbständigkeit.

Wer hat Dich am meisten beeinflusst und wie?

Niemand. Wobei: Beeinflusst haben mich einige Menschen insofern, dass ich nie so werden möchte, wie sie schon sind. Das dient mir immer als grober Wegweiser, wie es vielleicht besser geht. Und ich versuche lieber aus mir selbst raus, einen eigenen Weg zu finden. Nicht immer bequem für mich oder für andere. Aber zumindest ehrlich.

Wann und warum kam bei Dir die Entscheidung eine Agentur zu gründen?

Die Idee kam aus der Leidenschaft zur Werbung. Zu Werbung, die unterhält, anstatt zu langweilen. Und die am Ende auch Erfolge bringen soll, denn nur dann lohnt sich das. In meinem damaligen Marketingleiter-Job juckten mir manchmal die Finger, wieder für mehrere verschiedene Kunden arbeiten zu dürfen. Was so als feierabendliche Fingerübung gedacht war, wuchs plötzlich immer weiter.

Welche Veränderungen hast Du seitdem wahrgenommen – in Deinem beruflichen und privaten Umfeld?

Zeit ist das Wichtigste überhaupt geworden. Mit zwei Unternehmen wird es selten langweilig. Privat? Mein Freundeskreis hat sich verringert. Und soll ich Euch was sagen: es ist nicht schlimm. Die richtigen Menschen um sich zu haben, ist mir inzwischen viel wichtiger, als jeden „Bekannten“ gleich „Freund“ zu nennen. Gut ist natürlich wenn die eigene Familie da auch mitspielt. Und da habe ich unglaubliches Glück gehabt, dass ich in meiner Beziehung hundertprozentige Rückendeckung habe, für das, was ich tue. Das macht viel Mut und bügelt Manches aus, auch wenn’s mal stressig wird oder nicht so glatt läuft. Kurz: ich habe nicht mehr Menschen, aber die richtigen um mich herum. Und mit denen verbringe ich meine Zeit bewusster. Und beruflich: mit einer kleinen One-Man-Show am rauen Agenturmarkt zu starten war mutig. Inzwischen sind unserer Büro in der Ulmer Altstadt auf eine handvoll Leute gewachsen, die zusammenarbeiten. Das sind noch immer viele Stunden, die ich da jede Woche verbringe. Aber am Ende lieb ich das eben.

Wieviel Freizeit bleibt Dir neben Deinen vielfältigen Aufgaben?

Ganz kurz gesagt: Wenig. Nächste Frage. Ich hab wenig Zeit.

Wie nutzt Du diese Freizeit am liebsten?

Manchmal hab ich mir schon gedacht „Mein Gott, Oliver, was war das nur für eine blöde Idee, das eigene Hobby rund ums Volksfest auch noch zum Beruf zu machen“. So bezahlt man die Leidenschaft mit noch weniger Zeit. Aber ich fahre noch immer gerne auf verschiedene Festplätze. Auch, da einige meiner besten Freunde aus der Schaustellerbranche kommen. Inzwischen mach ich dann auch mal einen Tag bewusste Pause. Dann fahren wir einen Tag nach München, machen einen Städtetrip, um mal wieder etwas Inspiration außerhalb Ulms zu bekommen, oder fahren im Sommer mal zwei Wochen nach Italien. Sonst mal essen gehen mit Freunden, oder ein gemütlicher Abend daheim. Das war’s dann aber auch. Ach ja: ich fahre leidenschaftlich gern Auto, das entspannt mich.

Wie kam Dein Engagement für’s Ulmer Volksfest zu Stande?

Lange Geschichte. Ich war drei, vier Jahre alt. Ein Besuch auf dem Ulmer Volksfest mit meinen Eltern führte wohl dazu, dass bei mir der Funke der Begeisterung für all das entfacht wurde. Lästermäuler sagen, dass es bei mir eher die Sicherung raus gehauen hat. Von da an hab ich jegliches Wissen zu Fahrgeschäften oder Schaustellern als Hobby gehabt. Über eine bekannte Stuttgarter Schaustellerin, Thea Kinzler, die seit meiner Kindheit auf dem Ulmer Volksfest mit Ihrem „Musik-Express“ gastierte, lernte ich dann die Gründer der IG Ulmer Volksfest – Claus Steinmüller und Friedrich Binder – kennen, die mich ab 2008 für das Marketing des Ulmer Volksfests engagierten. Seit 2015 bin ich nun mit meinem Geschäftspartner Michael Steinmüller – Claus Steinmüllers Sohn – für das Volksfest als zweitgrößte, jährliche Ulmer Veranstaltung als Geschäftsführer verantwortlich.

Was hat sich der Auszeichnung als Finalist beim Ulmer Marketingpreis 2013 und 2015, die zweifache Auszeichnung beim International Corporate Design Award oder dem Branchensieg beim „Jahr der Werbung 2015“ für Dich und die Agentur verändert?

Ulm ist nun nicht gerade Deutschlands Werbehochburg, was eigentlich auch im Hinblick auf die HfG-Vergangenheit bedauerlich ist. Das macht es Werbeagenturen nicht so leicht. Doch auch überregional sind dank unserer Arbeiten und der Awards auch Unternehmen auf ATTACKE aufmerksam geworden, die früher beim Stichwort „Kreativ-Agentur“ immer nur an München oder Stuttgart gedacht haben. Die Preise haben den großen Vorteil, dass unsere Arbeit nicht von uns selber gelobt wird, sondern von anderen. Und so haben wir mit der vergleichsweise jungen Agentur ein gutes Maß an Bekanntheit erlangt. Gefühlt kontaktieren uns zunehmend Unternehmen, die sich wünschen, auch mal mit der eigenen Kampagne wieder richtig aufzufallen und so auch Erfolg zu haben. Je mehr Auszeichnungen für die Arbeit, desto mehr Freiheiten bei bestehenden und potenziellen neuen Kunden, ergeben sich. Und diesen Vertrauensvorschuss auch mutig zu nutzen, das machen wir mit Nachdruck. Die Agentur heißt ja „ATTACKE“.

Wer ist Dein persönliches Vorbild?

Ich bin kein Fan von Vorbildern. Ich mach lieber mein Ding. Vermutlich sind alle Menschen ein Vorbild, die gute Ideen haben. In allen Bereichen. Da sind Kampagnen großer Agenturen, die ich immer schon genial fand. Da wäre zum Beispiel die alte Kampagne von „Lucky Strike“ oder Astra-Bier. Schon in der Schule hab ich immer gedacht, wie cool das wäre, sowas von mir selbst mal an den Plakatwänden einer Stadt zu sehen. Mich hat es immer fasziniert, wenn Werbung so gut ist, dass sie Spaß macht. Wenn es um Humor geht, hat sicher Loriot bei mir seine Spuren hinterlassen. Ohne ihn hätte ich vielleicht meine bessere Hälfte nicht kennengelernt. Vorbilder hab ich also keine. Aber Inspirationsquellen, denen ich dankbar bin.