Neuer Schlaf-Trend: Mouth Taping verspricht einen besseren Schlaf

Schadet die Mundatmung unserer Gesundheit?

Alle möglichen Menschen kleben sich derzeit den Mund zu – Ja, Sie haben richtig gehört und diese Personen behaupten dann auch noch, dass sich jener außergewöhnliche Trend positiv auf die Gesundheit auswirkt: Die Rede ist vom sogenannten Mouth Taping. Viele Prominente, Influencer sowie TikTok-User berichten auf Social Media von einem besseren Schlaf, von einem fitteren Start in den Tag und, und, und… Doch ist an diesem Schlaf-Hack wirklich etwas dran oder ist Mouth Taping einfach nur Humbug? Lesen Sie unbedingt weiter, denn es wird spannend!

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Bild: stock.adobe
Im Netz kursieren unzählige Trends, welche uns stets neuen Gesprächsstoff bescheren. Einen regelrechten Hype löst derzeit das Mouth Taping aus: Hierbei wird der Mund, vor dem zu Bett gehen, mittels eines „Pflasters“ zugeklebt. Diese Handlung soll dazu führen, dass die Atmung durch den Mund verhindert, die Nasenatmung wiederum aktiviert wird. Grundlegend wird die Atmungsweise durch die Nase im Schlaf sowie auch generell im Alltag befürwortet. Mouth Taping soll die Mundhygiene verbessern, bei morgendlichem Mundgeruch helfen, das Schnarchen verhindern und einen erholsamen Schlaf gewährleisten.

Sucht man im Internet nach einem Mund-Klebeband, so wird man schnell fündig: Zahlreiche Anbieter verkaufen zugeschnittene Patches in verschiedenen Ausführungen und werben ebenfalls mit den daraus resultierenden Gesundheitsvorteilen. 

Kann das Zukleben des Mundes zu einem besseren Schlafergebnis führen?
Wer sich oftmals über einen trockenen Mund und trockenen Rachen oder gar Halsschmerzen wundert, zählt ziemlich sicher zu den Mundatmern. Zu diesen Symptomen kommt es, da die für uns notwendige Luft unmittelbar an den Schleimhäuten vorbeizieht, ohne zuvor von der Nase erwärmt oder befeuchtet zu werden. Klagt der Partner oder die Partnerin zudem über lautes Schnarchen Ihrerseits, so ist dies ebenfalls ein Indiz dafür, dass Sie während des Schlafens durch den geöffneten Mund atmen. Gleiches gilt für wiederholte kurzzeitige Atemaussetzer – die sogenannte Schlafapnoe, welche eine erholsame Nachtruhe nicht zulässt. 

Bezieht man sich nun auf die „Mouth Taping“-Studie aus dem Jahre 2022, so kann man schnell erkennen, welche Wirkung das Zukleben des Mundes aufweist: Insgesamt wurden 20 Probandinnen und Probanden mit einer milden Form der obstruktiven Schlafapnoe untersucht. Allen wurde mit einem hypoallergenen Silikonband der Mund verschlossen. Das Resultat: Von den 20 Patientinnen und Patienten konnte bei 13 Teilnehmenden festgesellt werden, dass der Versuch Wirkung zeigte und bei ihnen deutlich weniger Atemaussetzer sowie kaum Lärmbelästigung durch Schnarchen aufgetreten ist. Sie runzeln gerade skeptisch die Stirn? Das ist durchaus verständlich, denn aktuell müsste man hier natürlich noch tiefer forschen, um weitere wertvolle Erkenntnisse finden zu können.

Probieren geht über Studieren
Wer beim Schlafen sowieso schon durch die Nase atmet, braucht Mouth Taping selbstredend nicht ausprobieren. Sie haben festgestellt, dass Sie ein nächtlicher Mundatmer sind und möchten sich nun gerne selbst Ihre eigene Meinung zum Schlaf-Hack bilden? Dann empfehlen wir dringend vorher den Arzt Ihres Vertrauens beziehungsweise den Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu Rate zu ziehen, denn der Trend kann auch Risiken bergen. Bei Einschränkungen wie zum Beispiel bei einer schiefen Nasenscheidewand, chronischen Schnupfen oder bei bestimmten Allergien, sollten Sie vom Mouth Taping lieber die Finger lassen. Andere Beschwerden oder Krankheitssymptome müssen im Vorfeld ebenfalls abgeklärt werden. Nur wer gesund ist und keine Schwierigkeiten mit der Nasenatmung hat, wird trotz des zugeklebten Mundes mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Bei erhöhtem Alkoholkonsum, bei Drogen sowie bei Verwendung von Schlafmitteln darf Mouth Taping nicht zum Einsatz kommen! Bitte den Trend keinesfalls bei Kindern anwenden. 

Sie wollen nicht direkt eine Packung mit den „Mund-Pflastern“ bestellen? Dann greifen Sie zum Erste-Hilfe Kasten und verwenden probeweise das darin enthaltene Klebeband für Wundverbände. Wer möchte, kann sich vor dem Aufkleben die Lippen mit einem Pflegestift einreiben. 

Gibt es sonst noch Risiken?
Gefährlich ist das Pflaster nach heutigem Stand nicht, denn selbst bei Nacht ist unser Körper sehr sensibel und merkt, wenn etwas nicht passt, beziehungsweise unangenehm ist. Bei der Anwendung kann es also entweder passieren, dass wir den Klebestreifen aufgrund von Beklemmung und fehlendem Wohlfühlfaktor wieder abreißen, oder uns Mouth Taping einen entspannten, tieferen sowie eventuell schnarchfreien Schlaf beschert. Keine Angst, unsere Kiefermuskulatur ist bei Unwohlsein durchaus in der Lage, den Widerstand des Pflasters zu überwinden und hat beim Enterfernen von diesem keine Probleme.

Persönliche Erfahrungen von Anwendern
Befürworter des Mundverschlusses berichten neben einer erholsamen Nachtruhe noch über weitere Vorteile. Ergänzt werden muss jedoch, dass es sich hierbei lediglich um eigene Erkenntnisse von Influencern oder anderen Personen handelt. Bisher gibt es zum Thema Mouth Taping noch so gut wie keine Studien oder Forschungsergebnisse. Über die folgenden positiven Effekte wird berichtet:
  • Mouth Taping verbessert die Verdauung und unterstützt dadurch beim Abnehmen
  • Linderung bei Rückenschmerzen, Migräne und Kopfschmerzen konnten beobachtet werden
  • Man startet konzentrierter in den Tag. Zusätzlich profitiert das Erinnerungsvermögen
  • Der Mundverschluss bringt uns Verbesserung bei schlaflosen Nächten 
  • Das Immunsystem wird durch das Zukleben des Mundes gestärkt 
  • Die Bildung von Karies wird verringert 
Hilft Mouth Taping wirklich gegen morgendlichen Mundgeruch und Karies?
Es ist ganz normal, wenn wir mit einem unangenehmen Geschmack am Morgen aufwachen, denn in der Nacht ist die Speichelbildung in unserem Mund reduziert. Dadurch können bestimmte Bakterien nicht aus unserem Mund beseitigt werden, vermehren sich aus diesem Grund verstärkt und der pH-Wert fällt in den sauren Bereich. All dies wird hauptsächlich durch die Mundatmung verursacht, weshalb Mouth Taping folglich für eine bessere Mundhygiene sorgt.

Nahezu 700 verschiedene Arten von Bakterien lassen sich in unserem Mund nachweisen – hierbei gibt es auch solche, die Karies sowie Parodontitis verursachen. Bei der nasalen Atmung werden die Zähne und der Mundraum befeuchtet, während der Mund-Rachenbereich bei der Mundatmung eher austrocknet. Wenn der Mund nachts geschlossen ist, wie bei Mouth Taping, wird der natürliche Speichelfluss unterstützt. Dieser hilft dabei, die Zähne vor Karies und anderen Mundproblemen zu schützen.

Sie wachen sehr oft durstig auf und Ihr Mund fühlt sich wie ausgeföhnt an? Auch dann könnte Ihnen der Trend Nutzen bringen: Mouth Taping verringert nämlich das Austrocknen des Mundes während des Schlafs, was insbesondere für Menschen mit nächtlicher Mundtrockenheit von Vorteil sein kann. 

Die Nase zum Atmen und der Mund zum Sprechen?
Mouth Taping hilft dabei, sich die Nasenatmung immer mehr anzugewöhnen. Auch beim Yoga ist diese effektive Form der Atmung eine wichtige Grundlehre, die stets praktiziert wird und dazu beiträgt, leichter in den Ruhemodus zu gelangen und Stress abzubauen. Sie haben sicherlich schonmal den Satz „Durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen“ gehört. Eine tiefe und richtige Atmung im Alltag ist in vielerlei Hinsicht wichtig! Vergleicht man die Nasenatmung mit der durch den Mund, so ist erwiesen, dass es bei erst genannter zu einer höheren Sauerstoffsättigung unseres Blutes kommt – Dies wiederum steigert die Versorgung unserer Organe mit Sauerstoff und der Körper regeneriert sich besser. 

Der Autor James Nestor, welcher unter einer chronisch verstopften Nase, Atemaussetzern bei Nacht und anderen Symptomen litt, hat sich viel mit dem Thema Atmung befasst. Neben einem Kurs in Atemtechnik ist er zudem dank verschiedener Selbstversuche zu wertvollen Erkenntnissen gekommen. So ließ sich Nestor über einen längeren Zeitraum, über zehn Tage hinweg, seine Nase professionell mit Silikon und Chirurgenklebeband verschließen. Das Resultat: Durch die gezielte Mundatmung ist sein Blutdruck massiv angestiegen, die Sauerstoffversorgung im Blut sank, sein Stresspegel nahm bedenklich zu, außerdem begann er zu schnarchen. Als der Autor direkt nach diesem Versuch bewusst durch die Nase atmete, ging es ihm gesundheitlich gut, was auch messbar festzustellen war. 

Doch warum ist nasales Atmen eigentlich so viel gesünder? 
Die natürliche Atmung ist die Nasenatmung, was man schon bei Neugeborenen beobachten kann. Die Nasenatmung dient bei Babys als Überlebensmechanismus, weshalb sie auch ausschließlich durch die Nase Luft holen. Dies ermöglicht es den Säuglingen, zeitgleich zu atmen und zu saugen. 

Eine nasale Atmung hat aber noch weitere Vorzüge: So zum Beispiel die nahezu optimale Filterung sowie die Befeuchtung und Erwärmung der Luft. In unserer Nase befinden sich feine Härchen, welche sämtliche Schmutzpartikel, Staub sowie Schadstoffe, die in unserer Luft herumschwirren, herausfiltern. Hier spielen auch die Schleimhäute eine wichtige Rolle. Dank des Zusammenspiels von Nasenhaaren und Schleimhäuten wird verhindert, dass die belastenden Fremdstoffe in die Bronchien und in die Lunge gelangen. 

Unsere Lunge bevorzugt angewärmte und feuchte Luft. Mithilfe von feuchtigkeitsproduzierenden Drüsen in unserer Nasenhöhle wird die Atemluft mit Feuchtigkeit angereichert. Dies ist besonders im Herbst und auch im Winter, bei trockener Luft bedingt durch den Einsatz von Heizungen, von Nöten. Angewärmt wird die Luft, da diese erst einmal durch die eng geführten Nasenwege gelangen muss, bevor sie die Lunge erreicht.

Achten Sie auch beim Sport auf eine Nasenatmung. Gerade nach vielen Treppen oder sonstigen Anstrengungen, sollte schnell wieder auf nasales Atmen umgestellt werden. Durch die Nasenatmung wird nämlich eine verstärkte Sauerstoffaufnahme ermöglicht und der Atem kann sich bei der durchgeführten körperlichen Betätigung schneller wieder normalisieren.

Tipps zur Umstellung auf nasales Atmen 
Wer hauptsächlich durch den Mund atmet, wird merken, dass die Umgewöhnung anfangs gar nicht so einfach ist – doch dranbleiben lohnt sich! Wer sowieso schon vermehrt durch die Nase atmet, dürfte vor allem bei Erkältungen einen starken Unterschied merken: Da das nasale Atmen bei einer verstopften Nase nicht möglich ist, kommt es zu Halskratzen durch Mundtrockenheit. 

Bei Kursen zur Atemtechnik oder beim Yoga kann man sich eine Nasenatmung angewöhnen. Auch im Alltag gibt es ein paar wertvolle Tipps:
  • Atmen Sie am Tage so oft wie möglich bewusst durch die Nase ein und aus
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Nase nicht verstopft ist. Hier kann beispielsweise eine Nasendusche gute Dienste leisten
  • Nutzen Sie wohltuende Düfte, denn diese aktivieren nasales Atmen auf natürliche sowie einfache Art und Weise
  • Sollte Ihnen auch beim Sport das Atmen durch die Nase wichtig sein, verlangsamen Sie das Tempo, sodass die „gesunde Atmung“ wieder leichter fällt
Das hilft noch für besseren Schlaf
Gesunder Schlaf ist für unsere körperliche und geistige Gesundheit von entscheidender Bedeutung. In unserem hektischen und stressigen Alltag wird der Wert des Schlafes oft unterschätzt. Dabei spielt dieser eine fundamentale Rolle für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit. Nur wer eine erholsame Nachtruhe hat, kann fit und motiviert in den Tag starten!

Um einen gesunden Schlaf zu fördern, ist es wichtig, eine regelmäßige Schlafroutine zu entwickeln. Dazu gehört ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus, bei dem man zu einer ähnlichen Zeit ins Bett geht und aufsteht. Zudem wirkt sich ein ruhiges und angenehmes Schlafumfeld positiv aus. Besonders ratsam ist es, sich vor dem Schlafengehen auf entspannende Aktivitäten zu konzentrieren. So eignen sich zum Beispiel verschiedene Entspannungstechniken wie Meditation, aber auch das Lesen eines Buches oder ein aromatisiertes Vollbad bereiten Geist und Körper auf den Schlaf vor. 

Um eine gesunde Nachtruhe zu fördern, sollten das Handy, der Computer beziehungsweise das TV-Gerät mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen gemieden werden. Intensive sportliche Betätigung sollte selbstredend ebenfalls nicht auf die späten Abendstunden gelegt werden. Eine bequeme Matratze, das passende Kissen sowie ein belüftetes und gut temperiertes Zimmer sind außerdem förderlich für erholsamen Schlaf! 

Auch das Essen und Trinken hat einen Einfluss auf unsere nächtliche Ruhe. Direkt vor dem Schlafengehen sollte im besten Fall auf schwere Mahlzeiten verzichtet werden – Gleiches gilt für den Genuss von Alkohol, Koffein oder Nikotin. 

Unsere ultimativen Tipps:
  • Warme Füße wirken Wunder. Wer mit kalten Füßen versucht einzuschlafen, ist eher in einem wachen Zustand und nicht so schläfrig.
  • Verschiedene Atemübungen helfen dabei, zur Ruhe zu kommen. Haben Sie schon einmal was von der sogenannten „4-7-8-Atmung“ gehört? Hierfür platziert man seine Zungenspitze direkt hinter den Vorderzähnen beziehungsweise drückt diese leicht an den Gaumen. Während der Mund geschlossen ist, wird nun durch die Nase langsam eingeatmet – dabei in Gedanken bis vier zählen. Nun wird der Atem für insgesamt sieben Sekunden angehalten, danach folgt ein Ausatmen durch den Mund mit einer Dauer von acht Sekunden.
  • Lavendel – ob innerlich oder äußerlich angewendet – hilft aufgrund seiner entspannenden Wirkung sowie durch sein angenehmes Aroma effektiv bei Schlafstörungen und lässt uns schneller Einschlafen. Auch Hopfen, Melisse, Passionsblume und Baldrian wirken schlaffördernd und beruhigen uns.
Ein Mangel an gesundem Schlaf kann schwerwiegende Folgen haben. Kurzfristig führt er zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und verminderter geistiger Leistungsfähigkeit. Langfristig kann chronischer Schlafmangel zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Deswegen sollte jeder seinem Körper ausreichend Schlaf gönnen, denn nur so bekommen wir auch die Erholung, die wir benötigen!

FAZIT:
Insgesamt kann Mouth Taping für bestimmte Personen eine sinnvolle Maßnahme sein, um die Nasenatmung während des Schlafs zu fördern und die damit verbundenen Vorteile für die Gesundheit sowie die Schlafqualität zu erzielen. Es ist jedoch wichtig, Mouth Taping verantwortungsbewusst anzuwenden. Es sollte niemals das Atmen erschweren oder zu Unbehagen führen. 

Wenn jemand Probleme mit der Nasenatmung hat, wie zum Beispiel verstopfte Nasenwege, sollte vor dem Mouth Taping ein Arzt konsultiert werden, um mögliche zugrunde liegende Ursachen zu klären.

Da der Trend aktuell wissenschaftlich noch nicht so gut erforscht ist, gilt: Probieren geht über Studieren! Vielleicht bemerken Sie ja eine positive Veränderung. Über dies hinaus helfen uns noch andere, einfache Tricks für eine erholsame Nachtruhe. Einfach mal testen – Immerhin verbringen wir rund ein Drittel unseres Lebens schlafend.

*Alle Angaben ohne Gewähr