Neues Internet-Sprachphänomen: Was ist das für 1 Wort vong Bedeutung her?

„I bims“ als falsch geschriebene Form von „Ich bin’s“.

Die einen sind schon total genervt, die meisten anderen aber immer noch begeistert von der „neuen Sprache“ im Internet: Immer wieder tauchen mittlerweile auch im normalen Sprachgebrauch das Wort „vong“ sowie weitere auf den ersten Blick merkwürdige Formulierungen wie „I bims“ statt „Ich bin’s“ auf. Doch woher kommt dieser Hype, wer hat ihn erfunden und warum findet er überhaupt so großen Anklang bei den Leuten?

Auf den ersten Blick macht das neue Sprachphänomen wenig Sinn. Trotzdem verbreiten zahlreiche Nutzer im Internet die Konstruktion „vong...her“ so stark, dass daraus ein regelrechter Hype wurde. Nicht nur verschiedene Unternehmen haben die Formulierung für ihre Werbung aufgegriffen, sondern sogar Linguisten sowie der Duden beschäftigen sich damit. Daher ist natürlich die Frage interessant, wie es überhaupt dazu kam?

Moneyboy war’s vong Ursprung her

Der österreichische Rapper und Internet-Trendsetter Moneyboy hatte bereits den Trend in die Welt gesetzt, die Artikel „ein“ beziehungsweise „eine“ durch die Ziffer 1 zu ersetzen („Was für 1 geiles Lied“). Auch die Kombination „vong...her“ wählte er des Öfteren in seinen Posts, wobei dies erst durch eine andere Facebook-Seite zum richtigen Massenphänomen wurde. Mittlerweile fast 350.000 Fans hat „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, die die typischen Facebook-Bilder mit ihren vermeintlich tiefsinnigen Texten (und dabei meist vielen Fehlern) auf die Schippe nehmen. Der Macher der Seite versieht dabei hässliche Bilder mit absichtlich vielen Fehlern, um Kritik daran zu üben.

Eigentlich als Gag gedacht

Der Macher der Seite heißt eigentlich Sebastian Zawrel, wobei er sich als Kunstfigur Willy Nachdenklich inszeniert. Der 33-Jährige kommt aus Amberg und gründete „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, als er krank im Bett lag und im Internet gesurft ist. Dabei war er auf zahlreiche ganz ernsthaft geteilte Fotos mit sentimentalen Sprüchen gestoßen, die ironischerweise nur so vor Fehlern strotzten. Daher bastelte der Großhandelskaufmann Bild-Text-Kombinationen und tippte absichtlich Fehler hinein. Dazu gehört auch „I bims“ als falsch geschriebene Form von „Ich bin’s“, das sich mittlerweile einer ähnlich großen Beliebtheit wie „vong“ erfreut. Generell häufig zu finden ist auch der Austausch von „n“ durch „m“ oder wie bei „1“ statt „eins“ die Verwendung verschiedenster Zeichen für einzelne Wortteile wie „π“ für „Pi“.

Aus Spaß wurde Trend

Auf unerklärliche Weise – wie so oft bei Internetphänomenen – wurde das Ganze von zahlreichen Nutzern begeistert aufgefasst und vielfach geteilt und verbreitet. Es entwickelte sich eine Art Eigendynamik und die Seite bekam in kürzester Zeit eine Menge Likes auf Facebook.
Willy Nachdenklich hält mittlerweile sogar Lesungen in der Kunstsprache und will zudem im Herbst ein Buch herausbringen. Auch gibt es eine eigene Seite mit dem Namen „vong“, die bereits über 500.000 Fans auf Facebook hat und täglich mehrere Bilder mit den verschiedensten Sprachkreationen postet. Die beiden Wörter „vong“ und „her“ geben dabei eine meist eher sinnlose Zusatzinformation wieder. Einfache Beispiele für derartige Sätze sind „Ich bin satt vong Hunger her“ oder „Kann ich dich anrufen vong Zeit her?“. Seit kurzem gibt es auch das Taschenbuch „VONG: Was ist das für 1 Sprache“zu kaufen. Dabei will Autor H1 (Heinz) seinen Lesern die Sprache näher bringen und bietet ein vong-Wörterbuch, sein eigenes Tagebuch, unterhaltsame Kurzgeschichten sowie vong-Sprüche für alle Gelegenheiten sowie jede Menge Bonusmaterial.

Begeisterung bei den Linguisten

Gerade wegen der eigentlichen Sinnfreiheit ist es umso erstaunlicher, wie oft „vong“ auch im realen Sprachgebrauch von vielen verwendet wird. Auch Sprachwissenschaftler sind daher stark an dem Phänomen interessiert und loben vor allem die indirekt ausgeübte Sprachkritik daran. Zudem gibt die Langenscheidt-Redaktion, die bekanntlich das Jugendwort des Jahres kürt, den Begriff „vong“ 2017 in die Online-Abstimmung. Wann der Trend abflachen wird, ist dabei nur schwer vorherzusehen. Allerdings wird „vong“ nicht nur ausschließlich von Jugendlichen aufgegriffen, sondern sehr viele Erwachsene verwenden die Formulierung ebenfalls. Daher scheint es auch nicht unbedingt als Werbemaßnahme für eine junge Zielgruppe geeignet zu sein. 

Unternehmen werben mit Sprachphänomen

Vor allem Vodafone erntete nämlich Kritik für ihre neueste Kampagne, die ganz in der neuen Sprache gehalten war. Der Telefonanbieter hatte zwei Wochen lang extra im Umkreis von Schulen und Universitäten großflächige Plakate kleben lassen mit der Aufschrift „Der Monent wenn dein Datenvolumen vong Vormonat her noch da ist.“ Dabei wird nicht nur „m“ durch „n“ ersetzt, was normal umgekehrt wie bei „I bims“ üblich ist, sondern auch „vong“ wird falsch verwendet, weil ein zeitlicher Bezug dargestellt wird. Auch wurde der Versuch, hip und „Internet-cool“ zu sein von vielen Nutzern kritisiert und von manchen sogar als Zeitpunkt gesehen, ab dem die Nutzung von „vong“ wieder out war. Die Werbung der Sparkasse wurde sogar direkt von der Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ aufgegriffen und kommentiert, kam jedoch vergleichsweise besser an. Auf Facebook hatte das Unternehmen ein Bild mit dem Text „Gönn dir ist einfach. Wenn man 1 gute Bank hat vong Vorsorge her.“ veröffentlicht.

Duden springt ebenfalls auf Hype auf

Sogar der Duden beteiligte sich an dem Hype und postete ein Bild mit dem Spruch „Man muss immer auf korrekte Rechtschreibung 8ten. Vong Grammatik her.“ Darauf kamen anschließend zahlreiche und oftmals auch positive Reaktionen von vielen Seiten. Eine Sprecherin sagte dazu, dass solche Posts auch zeigen sollen, dass die Entwicklung der Sprache sowie der kreative Umgang mit ihr sehr genau beobachtet werden und es auch Spaß macht, mit der Sprache zu spielen. Zur Aufnahme des Wortes „vong“ in den Duden wäre es allerdings noch ein weiter Weg: So müsste es über einen längeren Zeitraum und in einer Streuung über verschiedene Textsorten hinweg in der Sprache präsent sein. Das bleibt jedoch erst einmal abzuwarten – vong Zeit her.