Ratiopharm ulm nach 3 EuroCup Spielen immernoch sieglos

Von Patras ausgebremst

Am Ende waren es zwei Ballbesitze, oder „Details“, wie es Head Coach Jaka Lakovic ausdrückte, die ein hart umkämpftes und für beide Parteien so wichtiges Spiel entschieden.

70 Sekunden vor dem Ende hatte Derek Willis ratiopharm ulm mit 67:65 in Führung gebracht, „dann waren es zwei Eins-gegen-Eins-Situationen, in denen wir Patras nicht stoppen konnten“, wie Lakovic die entscheidenden Details erklärt. Davor war es Patras gelungen, das Tempo der Partie zu verlangsamen und ratiopharm ulm in insgesamt 18 Ballverluste zu zwingen. „Ich würde es nicht als Schlüsselspiel bezeichnen, aber es war ein entscheidendes Spiel im Kampf um den vierten Platz der Gruppe. Wir haben noch sieben Spiele vor uns und wir wollen unser Bestes geben im Kampf um den Top16-Einzug“, so der Ulmer Head Coach, der auf den angeschlagenen Tyler Harvey verzichten musste.


Im Fokus: Am Mann, auf den sich viele Ulmer Fans besonders gefreut hatten, hat es nicht gelegen. Mit fünf Punkten und keinem getroffenen Dreier (bei neun Versuchen) erlebte Chris Babb bei seinem Ulmer Comeback einen gebrauchten Abend. Auch die im Vorfeld oft thematisierten Rebounds waren nicht ausschlaggebend. Es waren Details – wie das Plus von acht Freiwürfen, die Patras mehr zugesprochen bekam, die zahlreichen Bälle, die den Ulmern wieder aus dem Korb rollten, oder die fünf Steals mehr, mit denen Patras die Gastgeber zu 18 Ballverlusten zwang – die letztlich den Unterschied ausmachten. „Die Niederlage ist bitter, weil wir viel investiert haben und es am Ende Kleinigkeiten waren, die uns den Sieg gekostet haben“, formulierte es Andi Obst, dessen Dreier in der letzten Spielsekunde am Korb und am Ausgleich vorbeiflog.

Das Spiel „ein bisschen anspeeden“, war der Ulmer Plan, den Assistant Coach Danny Jansson vor dem Spiel verriet. Und das klappte zu Beginn auch sehr gut (4:0). Während die Ulmer also aufs Tempo drückten, so wie Killian Hayes, der einen Steal von Dragic im Schnellangriff zum 13:10 ablegte, waren die Griechen aus dem Setplay durch ihre Dreipunkteschützen brandgefährlich. Mit dem vierten Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie gelang Patras so der 18:18-Ausgleich. In die erste Pause ging ratiopharm ulm, das allein in den ersten zehn Minuten drei Mal mit ansehen musste, wie sich sicher im Korb geglaubte Bälle wieder herausdrehten, mit einem Ein-Punkt-Rückstand (19:20).
Je länger die Partie dauerte, umso mehr war Patras in der Lage, diesem seinen köperbetonten Stempel aufzudrücken. So verloren die Ulmer in den ersten zwei Minuten des zweiten Viertels gleich vier Mal den Ball. Doch auch ratiopharm ulm packte zu, zwang Patras zwei Mal zur Überschreitung der 24-sekündigen Angriffszeit und glich durch ein Dreipunktspiel von Seth Hinrichs in der 13. Minute aus (22:22). Und so knapp blieb die Partie bis zur 17. Minute (31:31). Dann gelang den Griechen ein 7:0-Lauf, den erst Dragic mit seinem Dreier zum 34:38 stoppen konnte. Mit nur 15 erzielten Punkten in Viertel zwei und sieben Ulmer Assists nach 20 Minuten (Patras 12) hatte es Patras geschafft, den Speed der Gastgeber zu drosseln.
Wenngleich ratiopharm ulm nach der Pause enorm viel investierte, belohnte es sich nach fünf gespielten Minuten mit lediglich fünf Punkten. Da Patras in dieser umkämpften Phase auch nur ein Punkt mehr gelang, blieb es beim knappen Vorsprung der Griechen (39:44). Und da die Ulmer schnell die Teamfoulgrenze überschritten hatten und die Griechen von der Freiwurflinie kaum etwas liegen ließen – was die Gastgeber dazu zwang, den Ball immer wieder von der Grundlinie einzuwerfen – behielt Patras die Spielkontrolle. Doch die Partie blieb „on the line“ weil Günther und Hinrichs „big shots“ gelangen. In der 29. Minute war es dann Dragic, der mit einem listigen Korbleger im Rücken seines Verteidigers die erste Ulmer Führung seit dem ersten Viertel erzielte (51:50).
Den Minivorsprung, den sich ratiopharm ulm mit viel Leidenschaft zum Viertelende erkämpft hatte (53:50), machte Patras mit einem 8:0-Lauf wett (53:58, 33.). Doch die Ulmer hielten gegen und verkürzten durch vier Punkte von Grant Jerrett in Folge auf 59:61. Und war die Intensität bis dato schon hoch gewesen, packten beide Teams nun noch etwas härter zu. Nachdem ratiopharm ulm Patras erneut zur Überschreitung der 24-sekündigen Angriffszeit gebracht hatte, war es Dragic der zunächst den Ausgleich (63:63) und danach sogar die Ulmer Führung erzielte. Doch nachdem Willis 1:10 Minute vor dem Ende sein Team das letzte Mal in Führung geworfen hatte (67:65) konterten die Griechen zweimal nervenstark und zwangen Obst den Dreier zum möglichen Ausgleich mit Ablauf der Spieluhr zu werfen.

O-Ton

Jaka Lakovic (ratiopharm ulm): „Ich denke wir haben ein solides Spiel gemacht. Aber das ist nicht genug, um auf diesem EuroCup-Level zu bestehen. In den letzten Minuten ging es nur um Details und hier haben wir unseren Fokus verloren. Zwei Angriffe waren heute der Schlüssel zum Sieg. Und in diesen haben wir defensiv unser Eins-gegen-Eins Matchup verloren. Das hat das Spiel entschieden. Unseren letzten Angriff wollten wir für unseren besten Werfer laufen, allerdings hat das nicht wie geplant funktioniert. Ich würde es nicht als Schlüsselspiel bezeichnen, aber es war ein entscheidendes Spiel im Kampf um den vierten Platz der Gruppe. Wir haben noch sieben Spiele vor uns und wir wollen unser Bestes geben im Kampf um den Top16-Einzug.“

Gerasimos Giatras (Promitheas Patras): „Es war ein schweres Spiel heute und ein harter Kampf für uns. Aus unserem Scouting wussten wir, dass Ulm ein aggressives Team ist, vor allem wenn sie zuhause spielen. Deshalb wollten wir das Tempo reduzieren. Wir haben viele Ballverluste provoziert, aber nicht alle unsere offenen Würfe getroffen. Dafür haben wir die entscheidenden Würfe am Ende verwandelt und das Spiel gewonnen. Ich möchte meinen Spielern zum Sieg gratulieren. Und ich möchte auch den Fans in Ulm gratulieren. Die Stimmung in der Halle war unglaublich. Ulm ist ein sehr gutes Team und ich wünsche ihnen nur das Beste für den Rest der EuroCup-Saison.“

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