So entsteht Milch aus Salat

Eine neue Alternative zu Kuhmilch?

Hafermilch, Sojamilch und Co. – diese Milch-Alternativen sind hinlänglich bekannt und etabliert. Doch mittlerweile gibt es auch weitere, eher ungewöhnliche Ansätze. Dazu zählt etwa die Idee eines Startups aus Israel, welches versucht, Milch aus Salat herzustellen. Doch wie funktioniert das Ganze und schmeckt das auch wirklich?

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Bild: stock.adobe
Die konventionelle Milchproduktion steht heutzutage immer öfter in der Kritik. Schließlich werden dabei oftmals Massentierhaltungssysteme eingesetzt, die auf die Maximierung der Milchproduktion ausgerichtet sind. Das kann zu schlechten Lebensbedingungen für die Kühe führen, wie etwa zu übermäßig engen oder unhygienischen Ställen, zu mangelhafter Gesundheitsversorgung und zu unnatürlichen Fütterungsmethoden. Auch der Einsatz von Antibiotika beziehungsweise Hormonen sowie der dafür notwendige zusätzliche Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche und an Wasser oder Futter wird als negativ angesehen. Zudem haben immer mehr Menschen Bedenken hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen und bezogen auf die Qualität der konventionellen Milch – unter anderem wegen der möglichen Rückstände von Antibiotika und Hormonen.

Auch Milch-Alternativen überzeugen nicht gänzlich
Milch-Alternativen erfreuen sich daher mittlerweile nicht nur bei vegan lebenden Personen einer hohen Beliebtheit – doch auch hier fällt die Umweltbilanz je nach Anbau- und Herstellungsmethode der pflanzlichen Rohstoffe nicht immer optimal aus. Zudem enthalten sie teilweise Zusatzstoffe wie Süßstoffe, Emulgatoren und Stabilisatoren oder es fehlen ihnen natürliche Nährstoffe wie Calcium, Vitamin B12, die in Kuhmilch vorkommen. Auch das tierische Protein Casein ist in pflanzlichen Milchalternativen wie Mandel-, Reis- oder Kokosmilch nicht enthalten. 

Eben hier setzt die Idee an, Milch aus Salat herzustellen. Denn diese enthält tatsächlich Casein, auch wenn der Salat selbst das Protein natürlich nicht enthält. Doch ganz von vorne: Ein israelisches Agrotech-Startup namens „Pigmentum“ arbeitet bereits seit gut vier Jahren an einer innovativen Technologie, mit der kuhfreie Milch und sogar Käse aus Salat hergestellt werden können – und zwar mithilfe von Biotechnologie. 

Gentechnisch veränderter Salat
Der Salat ist also gentechnisch verändert, wächst aber zunächst ganz normal wie herkömmlicher Salat – also ebenfalls im Gewächshaus. Dort kommt dann jedoch ein Spezialdünger zum Einsatz, der mithilfe von Schläuchen direkt zu den Wurzeln gelangt. Der Dünger spricht die Gene der Pflanze gezielt an, wodurch der Salat jede Menge Casein bildet. Nach etwa drei Wochen ist der „Hightech-Salat“ dann reif für die Ernte: Er wird zunächst zerkleinert und mit einem Mörser gemahlen, zusätzlich werden noch weitere Stoffe für den richtigen pH-Wert hinzugefügt. 

Im Anschluss kommt der gepresste „Salatsaft“ in eine Zentrifuge, also in eine Maschine, die Materialien durch schnelles Drehen trennt. Dadurch werden alle unerwünschten Stoffe aus der Flüssigkeit entfernt und die Bestandteile voneinander getrennt – so kommen die Forscher dem Casein einen Schritt näher. Sie füllen das Ganze dann in eine Filtrationsmaschine, wo er durch einen speziellen Filter („Spaghetti-Filter“) fließt. Darin bleibt alles hängen, was eine bestimmte Molekulargröße hat – so bekommt man das Casein und damit genau die Proteine raus, die für die Salatmilch benötigt wird.

Keine Einbußen beim Geschmack
Damit diese dann aber später auch nach Milch schmeckt, sind ein paar extra Zutaten nötig – ähnlich wie bei den anderen Milch-Alternativen. Dazu zählen etwa Kalzium, Zucker und Pflanzenöl. Aus dieser Salatmilch lässt sich dann eben dank des erhaltenen Caseins auch Käse herstellen: Dazu muss die Milch einfach nur Wasser verlieren, wodurch sie gerinnt.

Den Forschern zufolge kommt der Geschmack der „normalen“ Milch sehr nahe, auch der leichte Schaum ist bei der Milch aus Salat ähnlich zu herkömmlichen Variante durchaus vorhanden. Kritiker befürchten allerdings, dass sich genmanipulierte Pflanzen unkontrolliert ausbreiten könnten – daher möchte das Startup den Milchsalat künftig in vertikalen Anbau-Systemen produzieren. 

Die weiteren Vorteile von Milch aus Salat liegen auf der Hand: Zunächst einmal ist die Produktion effizienter und braucht etwa fünfmal weniger Fläche als beispielsweise Sojaanbau – das spart jede Menge Wasser, Energie und CO2. 

Kosten soll die Milch genauso viel wie normale Kuhmilch und könnte bereits in knapp zwei Jahren erhältlich sein. Zukünftig wollen die Forscher mit ihrer Technologie zusätzlich auch Pigmente und Aromen herstellen, die aktuell sehr teuer und kompliziert in der Herstellung sind.

FAZIT:
Seit etwa vier Jahren forschen Mitarbeiter eines israelischen Startups bereits daran, Milch aus Salat herzustellen. Das Unternehmen nutzt dabei Biotechnologie, um die pflanzlichen Bestandteile des Salats so zu modifizieren, dass sie die gleichen Proteine wie tierische Milchprodukte produzieren. Mithilfe eines bestimmten Verfahrens lässt sich dadurch Milch herstellen, die herkömmlicher Kuhmilch in Sachen Geschmack, Farbe, Konsistenz und Casein-Anteil in nichts nachsteht.