So lässt sich die Rückfahrkamera nachrüsten

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Egal ob Wohnmobil, Kleintransporter ohne Heckverglasung oder Pkw: Rückfahrkameras sollen für eine bessere Sicht nach hinten sorgen und beim Einparken helfen – doch meist kosten sie einen ordentlichen Aufpreis. Was taugen also Rückfahrkameras zum Nachrüsten und was sollte man beim Nachrüsten in Eigenregie beachten?

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Bild: stock.adobe
Weil Parkraum gerade in den Städten immer knapper wird, kommt es auf jeden Zentimeter an. Zudem werden die Autos immer größer, während es bei den Parkplatz-Abmessungen meist beim Alten bleibt. Doch elektronische Rückfahrkameras bieten hier Abhilfe: Bei Neuwagen sind sie inzwischen oftmals bereits ab Werk vorhanden, allerdings wird dafür meist ein deutlicher Aufpreis fällig. Um einiges günstiger ist es daher, den eigenen Wagen einfach selbst mit einer Rückfahrkamera nachzurüsten.  

Wie sinnvoll ist eine Rückfahrkamera und was sind die Vorteile? 
Besonders sinnvoll ist eine solche Rückfahrkamera zunächst einmal für Autofahrer, die an sehr unübersichtlichen Stellen einparken müssen oder sich öfter in engen Verkehrslagen wie beispielsweise Innenstädten bewegen. Des Weiteren lohnt sich der Einbau zum einen bei großen Fahrzeugen und zum anderen, wenn die Verkehrslage durch die Heckscheibe relativ schwer bis gar nicht einsehbar ist – das ist beispielsweise bei Wohnmobilen oder Kleintransportern häufig der Fall.

Hier können Fahrer mithilfe einer Rückfahrkamera demnach einen besseren Überblick über das Geschehen hinter ihrem Wagen gewinnen, was das Rangieren in engeren Bereichen vereinfacht. Gerade in sehr schmalen Parklücken kann ein solches System helfen, unnötige Rempler oder Kratzer am Fahrzeug sowie generell Unfälle zu vermeiden. Insgesamt wird der tote Winkel kleiner und Objekte, die ansonsten womöglich übersehen würden, können besser wahrgenommen und Hindernisse wie Poller oder Bordsteinkanten besser eingeschätzt werden – und das ohne große Verrenkungen. Schließlich sind Abstandsmarkierungen und Leitlinien bei Rückfahrkameras in der Regel mit dem Lenkeinschlag gekoppelt und zeigen so ziemlich genau, welchen Weg das Auto beim Rückwärtsfahren nimmt.  

Wie funktioniert eine Rückfahrkamera?
Bei einer Rückfahrkamera wird eine kleine Kamera, die ähnlich wie eine Webcam aussieht, am Heck des Fahrzeugs angebracht – etwa über dem Nummernschild. Die Bildübertragung erfolgt über eine Verbindung zu einem kleinen Monitor auf dem Armaturenbrett. Wird der Rückwärtsgang eingelegt, aktiviert sich die Kamera automatisch, da sie eine Verbindung zum Rückfahrscheinwerfer aufweist. So sieht der Fahrer auf seinem Display beziehungsweise Infotainmentsystem direkt alle Bereiche hinter dem Auto, die ihm sonst verborgen blieben – inklusive eventueller Hindernisse oder Personen. Manche Kameras zeigen sogar den nötigen Lenkeinschlag, was das Rangieren deutlich erleichtert. 

Außerdem wird das Ganze oftmals mit dem Rückfahrsensor kombiniert – er signalisiert dem Fahrer mithilfe eines Pieptons, wie viel Platz zu einem Hindernis besteht.

Was sieht man in der Rückfahrkamera?
Egal ob per Nachrüstung oder nicht: Alle Rückfahrkameras haben eine Weitewinkel-Linse, die einen relativ großen Betrachtungswinkel abdeckt – der hintere Bereich des Fahrzeugs sowie insbesondere auch die Seiten sind dadurch gut ersichtlich. Außerdem können bei Bedarf zusätzlich eingeblendete Linien zeigen, wie viel Platz noch vorhanden ist. Weil Rückfahrkameras auch eine hohe Lichtempfindlichkeit aufweisen, eignen sie sich auch bei Dämmerung oder in der Nacht.

Auf welchen Wegen kann man eine Rückfahrkamera nachrüsten?
Für das Nachrüsten einer Rückfahrkamera gibt es zwei Möglichkeiten. Die deutlich einfachere funktioniert über ein kabelloses System: Dabei sind Kamera und Bildschirm über ein Funksignal miteinander verbunden. Etwas aufwendiger sind hingegen kabelgebundene Rückfahrkameras: Hier gibt es ein Verbindungskabel, das von der Kamera zum Bildschirm läuft. Im Optimalfall wird das Kabel zwischen Dichtungen und Blenden versteckt, damit es nicht auffällt – dementsprechend aufwändiger und länger ist aber auch der Einbau. Selbst geübte Schrauber sind hier in der Regel zwei bis drei Stunden beschäftigt. Im Allgemeinen variiert der zeitliche Aufwand für das Nachrüsten je nach System, Fahrzeug sowie eigener Erfahrung. Üblich sind aber zwischen zwei und vier Stunden.

Kann ich eine Rückfahrkamera selbst nachrüsten?
Das Nachrüsten in Eigenregie ist prinzipiell möglich, wobei es sehr stark auf die vorhandene Ausstattung und die eigenen Technik-Skills ankommt. Geübte Hobby-Handwerker sollten gerade bei einer kabellosen Rückfahrkamera das Ganze mit relativ wenig Aufwand durchführen können. Die andere Variante ist deutlich herausfordernder, da in der Regel auch Teile der Innenverkleidung demontiert werden müssen.

Vorab sollte man daher überlegen, welche der beiden Möglichkeiten infrage kommt. Zudem gilt es abzuklären, welche Kamera für das eigene Fahrzeug überhaupt kompatibel ist und was diese leisten sollte. Wer die Nachrüstung vornimmt, sollte vor dem Einbau unbedingt alle Bauteile testen, möglichst hochwertige sowie langlebige Batterien verwenden und die Kamera sicher befestigen, sodass diese sich auch auf der Autobahn nicht verstellt. Wichtig ist auch: Die Kamera darf das Kennzeichen nicht (auch nicht teilweise) verdecken und der Monitor beziehungsweise das Display sollten immer sicher und vibrationsfrei möglichst in der Mitte des Fahrzeug-Cockpits platziert werden.

Was kostet das Nachrüsten einer Rückfahrkamera?
Wer es sich zutraut und die Rückfahrkamera selbst nachrüstet, muss nur für die Materialkosten aufkommen – gute Modelle sind hier bereits für unter 100 Euro erhältlich. Soll es eine Original-Rückfahrkamera des Herstellers sein, sind die Kosten meist etwas höher, während der Einbau oft sogar schwieriger ist. Hier empfiehlt sich der Gang in die Werkstatt, jedoch sollten hier je nach Arbeitsaufwand und Modell bis zu 1.000 Euro eingeplant werden. Bei einer Nachrüstung mit eigens zugekaufter Kamera kommen Profis  meist zügiger durch, weshalb dafür neben den Anschaffungskosten für die Kamera auch nur zwischen 150 bis 300 Euro fällig werden können. Natürlich kommt es auch hier jeweils wieder darauf an, ob ein Kabel gelegt werden muss oder die Variante mit der Funkverbindung gewählt wird.

Worauf ist beim Kauf zu achten?
Beim Kauf der Rückfahrkamera sollten außerdem ein paar Dinge beachtet werden:

Bildqualität: Das Bild des Monitors sollte scharf sein, damit alles auch klar erkennbar ist. Idealerweise sind die Aufnahmen farbig.

Auflösung der Kamera: Je höher die Auflösung, desto schärfer wird das Bild und desto mehr Details sind erkennbar. Günstige Geräte verfügen über eine Auflösung von 1280 x 720 Pixel, während hochwertigere Kameras sogar 1920 x 1080 Pixel erlauben.

Weitwinkel: Die Kamera sollte einen möglichst breiten Bereich (mindestens 120 Grad) erfassen, um den toten Winkel zu verkleinern. Bei größeren Fahrzeugen lohnt sich manchmal auch eine Lösung mit mehreren Kameras. 

Nachtsicht: Wer häufig in der Nacht unterwegs ist, sollte sichergehen, dass die Kamera auch in der Dunkelgeit gute Bilder macht.

Prüfzeichen: Zuletzt sollte die Kamera ein sogenanntes ECE-Prüfzeichen aufweisen – sonst ist sie für die Verwendung nicht zugelassen und es kann zu Problemen beim TÜV kommen.

Gibt es rechtliche Einschränkungen?
Es gibt (noch) keine Pflicht zum Nachrüsten von Pkws, doch weil Fahrer dadurch eine bessere Übersicht haben und Unfälle vermieden werden können, ist das Ganze zumindest wünschenswert. Bei größeren Fahrzeugen wie Lkws sieht es etwas anders aus: Hier sind Rückfahrkameras mittlerweile sogar Pflicht, da ansonsten §56 der StVO nicht erfüllt wäre – dieser beinhaltet, dass Kraftfahrzeuge Spiegel oder andere Einrichtungen für indirekte Sicht haben müssen, die dem Fahrer ermöglichen, alle wichtigen Verkehrsvorgänge zu beobachten.

Aktuelle Kamerasysteme im Vergleich
Wer ein kabelgebundenes System mit ganz grundlegenden Funktionen haben möchte, ist mit der BosCam K3 für lediglich 60 Euro gut bedient: Nach einem etwas aufwändigeren Einbau punktet das günstige Modell mit einer sicheren und störungsfreien Datenübertragung, wenngleich bei der Qualität des Gehäuses und der Anzeige hinsichtlich der Pixel Abstriche gemacht werden müssen. Alle Hindernisse sind aber gut erkennbar, zudem sind die Installation und Einstellung der Kamera relativ simpel. Etwas hochwertiger und als Funksystem angelegt ist die AEG Rückfahrkamera RV 4.3, die einen weiten Sichtbereich sowie gutes Rangieren ermöglicht – allerdings werden auch hier Details weniger gut erkannt, zudem dürften sich Anfänger mit dem 89 Euro teuren, per USB oder Solar ladbaren Modell gegebenenfalls etwas schwertun. Der simple Einbau wiederum ist ein Pluspunkt bei der Garmin BC 40 – für 140 Euro bietet der Hersteller seine Funk-Rückfahrkamera zum Nachrüsten an, die außerdem mit einer guten Wiedergabequalität, einer störungsfreien Übertragung sowie den integrierten Abstandslinien überzeugt. Während dieses Modell an einem mitgelieferten Kennzeichen-Halter angebracht wird und daher möglicherweise etwas Diebstahl-anfälliger ist, gibt es beim 208 Euro teuren Modell Auto-Vox Solar 4 sogar die Möglichkeit, gleich zwei Kameras anzuschließen. Darüber hinaus kann der Akku hier sowohl über Solar als auch über USB geladen werden, weitere Vorteile sind außerdem die gute Verarbeitungs- und Bildqualität. Allerdings muss hierbei die Kamera mit der Karosserie oder dem Chassis verschraubt werden, für zusätzlichen Halt ist sie aber mit doppelseitigem Klebeband ausgestattet.

FAZIT:
Eine Rückfahrkamera bietet für bestimmte Umstände viele Vorteile: Das Rangieren gerade in großen Städten oder engen Parksituationen fällt leichter, besonders bei großen Fahrzeugen. Das Nachrüsten kann auch in Eigenregie durchgeführt werden, allerdings sollte hier vor allem bei der Variante mit Kabel etwas handwerkliches Geschick vorhanden sein. Es gibt aber auch viele Systeme, die auf einer Funkverbindung aufbauen. Ohnehin ist es wichtig, sich vorab ausführlich über das Modell zu informieren und beim Kauf unter anderem auf ausreichend Bildqualität sowie eine gute Auflösung zu achten. |Text: Vera Mergle