Stadt Ulm: Oberbürgermeister Martin Ansbacher im exklusiven Interview

"Ich bin offen und neugierig auf die Aufgaben"

Es ist offiziell: Martin Ansbacher wird der neue Oberbürgermeister von Ulm. Mit 55,11 Prozent der abgegebenen Stimmen konnte sich der SPD-Kandidat bei der Stichwahl, welche am 17. Dezember stattfand, durchsetzen. Amtsinhaber Gunter Czisch bekam 44,89 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung bei beiden Wahlgängen fiel sehr gering aus. Herzlichen Glückwunsch an Martin Ansbacher, dem zukünftigen Oberbürgermeister von Ulm. Einen großen Dank an Gunter Czisch, welcher so viel Einsatz für die Stadt gezeigt hat!

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Bild: Martin Ansbacher
"Das Ergebnis der Wahl freut mich natürlich sehr und kommt, zumindest in dieser Deutlichkeit, auch ein wenig überraschend. Ich möchte allen Ulmerinnen und Ulmern danken, dass sie zur Wahl gegangen sind und von ihrem demokratischen Recht Gebrauch gemacht haben. Aufgrund meiner Arbeit als Gemeinderat weiß ich, dass Ulm vor großen Herausforderungen steht. Ich bin mir aber sicher, dass wir diese gemeinsam meistern werden. Ich verspreche, dass ich meine volle Kraft für die Stadt einsetzen und ein Oberbürgermeister für alle Ulmerinnen und Ulmer sein werde. Ich möchte auch ausdrücklich Gunter Czisch danken. Für zwei faire Wahlkämpfe - vor allem aber für die insgesamt 24 Jahre großartige Arbeit, die er als Erster Bürgermeister und dann als Oberbürgermeister für unsere Stadt geleistet hat", äußert sich Martin Ansbacher in seiner Rede im Rathaus. (Quelle: Stadt Ulm)

TRENDYone: Herr Ansbacher, zunächst möchten wir Ihnen herzlich zum Wahlsieg gratulieren! Was waren Ihre ersten Gedanken nachdem bekannt wurde, dass Sie nun dieses besondere Amt bekleiden dürfen?
Martin Ansbacher: Ich habe mich sehr über das persönlich starke Ergebnis gefreut, dass ich gegen den Bundestrend der SPD erzielt habe. In diese Freude mischte sich jedoch von Anfang an auch Demut und Respekt. Denn es war mir sehr schnell bewusst, dass das Amt des Oberbürgermeisters mit einer großen Verantwortung für viele tausend Bürgerinnen und Bürger und Beschäftigte verbunden ist. Jetzt freue ich mich darauf, dass es bald losgeht und ich die Stadt, wie ich mir das immer gewünscht habe, mitgestalten kann.

Haben Sie damit gerechnet, sich bei der Stichwahl durchsetzen zu können und was für ein Gefühl ist es, dass die SPD nun am Ruder ist?
Das war mein Ziel und damit habe ich auch gerechnet. Dennoch hat mich die Deutlichkeit des Ergebnisses positiv überrascht. Eine OB-Wahl ist jedoch eine Persönlichkeitswahl und hat nichts mit Parteipolitik zu tun. Nicht die Ulmer SPD hat die Wahl gewonnen, sondern ich als Person. Ich werde nun sehr schnell den SPD-Kreisvorsitz sowie auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden aufgeben und aus dem Gemeinderat ausscheiden.

Worin sehen Sie die recht niedrige Wahlbeteiligung begründet?
Das ist nicht einfach zu beantworten. Für mich ist die geringe Wahlbeteiligung unverständlich, die gerade noch akzeptabel war. Wir haben im Wahlkampf immer wieder deutlich gemacht, dass es bei einer OB-Wahl letztendlich darum geht, wie das konkrete Lebensumfeld jedes einzelnen aussehen wird. Die Entscheidung hat durchaus spürbare Auswirkungen auf das Leben in der Stadt. Das ist den meisten Bürgerinnen und Bürgern leider nicht bewusst. Daraus erwächst eine Verpflichtung, weiter für unsere kommunale Demokratie und deren Bedeutung zu werben.

Wie gehen Sie mit den vielen neuen Aufgaben um, die nun auf Sie warten?
Entschlossen und voller Zuversicht. Bis zu meiner Amtsübernahme am 1. März gilt es nun, viele Gespräche zu führen, Strukturen zu schaffen und Strategien zu entwickeln. Ich bin offen und neugierig auf die Aufgaben und bereit nun endlich Verantwortung zu übernehmen.

Welche Schwerpunkte beziehungsweise politischen Akzente haben Sie sich für die nächsten Monate gesetzt und was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
Jetzt gilt es unter anderem auch Gespräche mit den Fraktionen zu führen und meine Wahlaussagen sukzessive umzusetzen. Alle Punkte werden sicher nicht gleich machbar sein, doch werde ich auf jeden Fall Akzente setzen und im Gemeinderat für meine priorisierten Themen werben. Dazu gehören unter anderem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Steigerung der Attraktivität des ÖPNV, soziale Gerechtigkeit und die Themen Sauberkeit und Sicherheit in der Stadt.

Was werden Sie vielleicht anders angehen als Ihr Vorgänger und woran möchten Sie gerne festhalten?
Ich möchte ansprechbar sein und ganz bewusst auf die Menschen zugehen, denn der Dialog auf Augenhöhe ist sehr wichtig. Festhalten möchte ich daran, die lokale und regionale Wirtschaft weiter zu stärken und auch die Wissenschaftsstadt als Jobmotor der Stadt weiter auszubauen.

Inwieweit wird sich Ihr Familienalltag nun ändern?
Das wird sich zeigen müssen. Ziel ist es natürlich, dass wir trotz der hohen Aufmerksamkeit, die man als Stadtoberhaupt bekommt, das Familienleben wie gewohnt fortführen. Obwohl ich natürlich sehr viel unterwegs sein werde. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mich meine Frau und meine Tochter im Wahlkampf bedingungslos unterstützt haben. Und ich bin ganz sicher, dass sie das auch in den kommenden acht Jahren tun werden.