Surfwelle Augsburg: Die Stadt erlebt großartiges ehrenamtliches Engagement der Kurbelknechte

Sicherheit und Rettungsroutinen stehen bei Testphase im Fokus

Erst vor wenigen Monaten konnten die Surffreunde Augsburg e.V. die wichtige Test- und Entwicklungsphase für einen regulären Betrieb der Surfwelle Augsburg starten. „Es ist kaum zu glauben, wie großartig sich zahlreiche junge und junggebliebene Surf-Fans freiwillig und ehrenamtlich dafür engagieren, die Surfwelle in Augsburg endlich fertig zu bekommen. Ganz überraschend lerne ich meine Heimat gerade von einer neuen Seite kennen und lieben“, schwärmt Vera Bauer, eine der etwa 50 Surffreund*innen, die sich derzeit auf eigene Kosten von der Wasserwacht Augsburg Ost und der DLRG zu Rettungsschwimmern ausbilden lassen. „Unsere Anlage muss nicht nur technisch zuverlässig sein, sondern auch die Betreuungspersonen und Kursleiter müssen auf höchstem Niveau für Sicherheit sorgen können“, so Vera Bauer weiter.

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Bild: Surffreunde Augsburg e.V.
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Bild: Surffreunde Augsburg e.V.
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Bild: Surffreunde Augsburg e.V.
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Bild: Surffreunde Augsburg e.V.
Neben der Ausbildung zur Rettungsschwimmerin ist es für die Betreuung der Anlagen erforderlich, zu lernen, wie die Wellentechnik funktioniert. Vera Bauer hat es geschafft. Sie darf sich offiziell Wellenwärterin nennen. „Eine der Aufgaben als Wellenwärterin ist es, die Anlage mit den Handkurbeln so einzustellen, dass die Welle nicht zu steil und zu anspruchsvoll für die aktuelle Surfgruppe ist. Das ist eine – manchmal anstrengende – Handarbeit. Wir nennen uns daher auch liebevoll Kurbelknechte“, fügt Vera Bauer lachend hinzu. 

„Die Anlage muss häufig neujustiert werden, um eine surfbare Welle zu erzeugen, weil Wasserstand und Abflussmenge im Senkelbach ständig schwanken“, erklärt Simon Kaiser. Er ist ebenfalls einer der ersten Wellenwärter und hat sich darüber hinaus bereits bei Konstruktion und Bau der Anlage intensiv engagiert. Simon Kaiser kennt die Anlage bis ins kleinste Detail und ergänzt, „es ist wichtig, dass unsere Wellenwärterinnen und Wellenwärter die Technik gut verstehen, da die richtige Handhabung der Einstellkurbeln entscheidend für den sicheren Betrieb der Anlage ist. Zudem können durch den Wasserdruck Schäden an der Anlage entstehen, wenn sie nicht korrekt bedient wird. Im schlimmsten Fall müssen wir bei großen Reparaturen bis zum jeweils nächsten April warten. Jeweils Ende April wird der Senkelbach für die Bachauskehr abgelassen und erst dann können wir unter Wasser liegende Bauteile erreichen“. 

Augsburger Wasserwacht unterstützt die Surffreunde tatkräftig 
Um in der Testphase ausreichend Wellenwärter für den Testbetrieb zu finden, haben die Surffreunde Augsburg e.V. im Mai dieses Jahres ihre Mitglieder per Mail gebeten, dass Freiwillige ihre Hand für die wichtigen Ausbildungen und Einweisungen heben. „Die Rückmeldung war überwältigend“, so Michael Gilg. Der begeisterte Surfer hatte sich ebenfalls im Mai beim Vorstand der Surffreunde gemeldet und nimmt Dank seines intensiven Engagements mittlerweile eine zentrale Rolle im sogenannten Sicherheitsteam der Surfwelle ein. „Nicht nur viele unserer Mitglieder sind top engagiert, auch die Hilfsbereitschaft der Wasserwacht hat mich völlig umgehauen,“ so Michael Gilg. „Nicht nur haben die Leute der Wasserwacht Augsburg Ost, die zum Beispiel auch am Autobahnsee für Sicherheit sorgen, eigens für die Surffreunde vergünstigte Rettungsschwimmerkurse auf die Beine gestellt. Ein paar der erfahrenen Wasserretter haben uns zudem geholfen, die Gefährdungs- und Rettungssituationen vor Ort im Senkelbach zu analysieren und zu verbessern. Die geballte Expertise der Augsburger Wasserwacht an unserer Surfwelle ist eine unbezahlbare Unterstützung. Herzlichen Dank!“. 

Jürgen Rösch, stellvertretender technischer Leiter der Kreiswasserwacht Augsburg-Stadt, war beim besagten Ortstermin an der Surfwelle dabei. „Gerne stehen wir den Surffreunden Augsburg bei ihrem tollen Projekt beratend zur Seite. Und wir sind positiv überrascht, mit welch großem Einsatz und Elan die Surffreunde und -freundinnen an unseren Kursen teilnehmen. Wir haben in Augsburg mit Lech, Wertach und der olympischen Kanustrecke bereits eine Menge Praxiserfahrung an fließenden Gewässern bis hin zum Wildwasser. Die neue Surfwelle ist für uns daher eine willkommene Gelegenheit, unser Wissen auf neue Situationen anzuwenden und unsere Expertise zu erweitern“. 

„Im Gegenzug und als Dank werden wir für die Wasserwacht und die DLRG ein paar Surfkurse organisieren, wenn unsere Anlage fertiggestellt ist“, so Christian Wandinger, ein engagierter Surffreund der ersten Stunde, der die Zusammenarbeit mit den beiden Rettungsorganisationen bereits 2023 angestoßen hatte. „Wie bei nahezu allen gemeinnützigen Vereinen sind auch die Mitglieder der Wasserwacht und der DLRG – auch als Einsatzkräfte bei Notfällen – rein ehrenamtlich aktiv. Da ist es uns wichtig, uns für ein gutes zukünftiges Miteinander zu revanchieren“. 

Ein ständiger Kreislauf aus Üben, Prüfen und Verbessern 
Elias Gutmann, ein ebenso begeisterter wie routinierter Surfer, der gemeinsam mit Michael Gilg und Vera Bauer das Sicherheitsteam der Surffreunde organisiert, bestätigt die gute Kooperation. „Gemeinsam mit der Wasserwacht Augsburg Ost haben wir eine Reihe von Aufgaben identifiziert, die wir erledigen müssen, um die Sicherheit an der Surfwelle weiter zu verbessern. Zentral wichtig ist dabei,“ so Elias Gutmann weiter, “dass wir unsere Notfall- und Rettungsroutinen in einem ständigen Kreislauf weiter ausarbeiten, üben und erproben. Darin sind wir in kurzer Zeit sehr produktiv geworden: Wir bringen den angehenden Wellenwärterinnen und Wellenwärtern im Rahmen von kleinen Surfkursen die Bedienung der Anlage als auch unsere speziellen Sicherheits- und Notfallroutinen bei. Unangekündigt rufen einzelne dann um Hilfe, stellen sich verletzt oder gar bewusstlos und müssen sofort gerettet werden. Das ist ungeheuer lehrreich nicht nur für unsere Routinen, sondern auch für jeden einzelnen. Plötzlich muss man in einer Notfallsituation schnell entschieden und all das umsetzen, was man als Rettungsschwimmer gelernt hat“. Der wichtigste Baustein, da sind sich Michael Gilg und Elias Gutmann einig, ist, „dass wir jedes Mal analysieren, wie auf den Notfall reagiert wurde, was gut oder nicht so gut lief und alle relevanten Erkenntnisse direkt zurück in die Verbesserung unserer Sicherheitstrainings“. 

„Die Erkenntnisse aus unseren Sicherheitsübungen sind aber auch Grundlage für weitere bauliche Verbesserungen, um zum Beispiel das Verletzungsrisiko an Ein- und Ausstiegen zu mindern oder um etwa verunglückte Personen schneller aus dem Wasser bergen zu können“, so Martin Ramminger, der bei Bautätigkeiten tatkräftig unterstützt. „Für viele theoretische Notfälle haben wir mehr als eine Lösungsidee und müssen diese im Rahmen der Kurse mit den Wellenwärtern nach und nach in der Praxis ausprobieren. Manch eine Idee erweist sich bei großer Abflussmenge im Senkelbach als sehr gut geeignet, funktioniert aber nur unbefriedigend bei geringem Abfluss. Oder umgekehrt. Je nach Abflussmenge und Wasserstand bauen sich Welle und Strömungen an und hinter der Anlage unterschiedlich auf und wir können uns dabei nicht auf die Theorie verlassen, sondern müssen alles vor Ort ausprobieren. Momentan bräuchten wir etwas weniger Wasser“, erklärt Martin Ramminger augenzwinkernd mit Blick auf den regenreichen Sommer. 

Wann kann endlich gesurft werden? 
Regen und Abflussmengen hin oder her, die meistgestellte Frage lautet seit Beginn des Projekts Surfwelle: Wann kann man endlich surfen? Philipp Rost, der mit Christopher Hornberger und ein paar Helfern gerade die Online-Kursverwaltung der Surffreunde programmiert und sich ebenfalls zum Rettungsschwimmer und Wellenwärter ausbilden hat lassen, legt die aktuelle Lage folgendermaßen dar: „Regulär werden wir vermutlich erst 2025 für unsere Mitglieder eröffnen können. Die Anlage ist momentan noch eine Baustelle und in Entwicklung begriffen. In dieser Phase darf Surfen nur der Weiterentwicklung von Baumaßnahmen, Sicherheitskonzepten, Organisationsabläufen, Kommunikationswegen, Logistik und dergleichen dienen. Es kann leider noch kein regulärer Vereinssport stattfinden. Jedoch haben Mitglieder, die sich freiwillig und zuverlässig engagieren, derzeit begrenzte Möglichkeiten im Rahmen der Wellenwärter- und Sicherheits-Kurse auf die Welle zu kommen“.