Auch deutsche Thomas-Cook-Tochter meldet Insolvenz an

Zwei Tage nach dem britischen Reisekonzern Thomas Cook hat am Mittwoch auch die deutsche Tochter Insolvenz angemeldet. Die Thomas Cook GmbH mit den Marken Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen will sich mit Hilfe eines "erfahrenen Restrukturierers" aber neu ausrichten, wie sie am Mittwoch mitteilte. Rund 97.000 Kunden des Unternehmens sind derzeit unterwegs, wie eine Sprecherin sagte.

Kunden bekommen die Rückreise bezahlt, wie Thomas Cook versicherte. Auch Zahlungen für gebuchte Reisen werden erstattet - allerdings nur bis zu einer Gesamtsumme von 110 Millionen Euro. Bis zum Mittag konnte das Unternehmen nicht sagen, wieviele Kunden bis Jahresende eine Reise gebucht haben.

Die Thomas Cook GmbH sei zu dem Insolvenzantrag "gezwungen", um sich aus den "finanziellen Verflechtungen und Haftungsverhältnissen" mit dem insolventen Mutterkonzern lösen zu können, erklärte das Unternehmen im hessischen Oberursel. Der britische Konzern hatte in der Nacht zum Montag Insolvenz angemeldet.

"Wir hätten diesen gerichtlichen Schritt natürlich lieber vermieden, doch leider ließ sich auf dem Verhandlungsweg keine kurzfristige Lösung erreichen", erklärte Unternehmenschefin Stefanie Berk. Voraussichtlich noch am Mittwoch solle vom Gericht ein Sanierungsexperte eingesetzt werden. Unter dessen Leitung solle das "profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters" selbständig fortgeführt werden.

Kunden, die eine Pauschalreise gebucht oder schon angetreten haben, sind über die Pflichtinsolvenzversicherung abgesichert. Die Gesamtsumme ist aber bei 110 Millionen Euro gedeckelt. Auf der Informationsseite von Thomas Cook für betroffene Kunden heißt es, dass bei Überschreitung dieser Summe die Kunden eine "anteilige Erstattung" erhalten.

Die Gewerkschaft Verdi betonte, auch für die Beschäftigten und ihre Familien sei die Insolvenz der deutschen Tochter-GmbH ein "harter Schlag". Das Unternehmen hat demnach rund 2000 Beschäftigte in Deutschland - zudem gehe es auch um die Beschäftigten von mehreren tausend Reisebüros im ganzen Land, die auch für Thomas Cook Reisen verkaufen. Es müsse nun alles dafür getan werden, um die Weiterführung des Geschäftsbetriebs zu ermöglichen und die Arbeitsplätze zu erhalten, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle.

Auch in Österreich und Frankreich stehen die Insolvenzen der dortigen Thomas-Cook-Töchter unmittelbar bevor. Die österreichische Gesellschaft werde "im Laufe des Tages definitiv" Insolvenz beantragen, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Das Unternehmen Thomas Cook France hatte am Dienstagabend erklärt, es werde am Mittwoch den Antrag einreichen.

Die deutsche Airline Condor dagegen ist vorläufig gerettet. Die Bundesregierung und das Land Hessen, wo Condor ihren Sitz hat, sagten am Dienstagabend einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro zu, für den beide zur Hälfte bürgen.