PEN-Verband: Zehntausende Bücher in US-Gefängnissen verboten

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Viele Bücher erreichen die Häftlinge nichtBild: GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP / JUSTIN SULLIVAN

In den Haftanstalten der USA sind laut einer neuen Untersuchung zehntausende Bücher verboten, darunter eine Anleitung zum Zeichnen, ein Buch über das Knüpfen von Knoten oder Sprach-Lehrbücher. Begründet würden die Verbote oftmals mit vagen "Sicherheitsbedenken" oder der Sorge um sexuelle Inhalte, kritisierte der Literaturverband PEN America am Mittwoch in seinem Bericht "Lesen hinter Gittern".

Landesweit würden die Verbote sehr unterschiedlich und inkonsequent durchgesetzt, erklärte der Verband, der sich für Meinungsfreiheit in der Literatur einsetzt. Dies führe dazu, dass eine "schwindelerregende" Zahl von Büchern, die Freunde, Verlage oder Aktivisten den 1,2 Millionen Häftlingen in den USA schickten, nie die Poststellen der Gefängnisse verließen.

Opfer der Zensur sind demnach die Memoiren der US-Schauspielerin und Komikerin Amy Schumer mit dem Titel "The Girl with the Lower Back Tattoo", ein uraltes Handbuch zur "Nutzung von Tauen und Takelage" oder die Anleitung "Jeder kann Zeichnen: In einfachen Schritten zu sensationellen Kunstwerken".

Extrem hart schlage die Zensur demnach zu, wenn die Behörden "sexuelle Inhalte" jeglicher Art vermuten, heißt es in dem Bericht weiter. Das treffe dann Bücher über die Wechseljahre, Ausgaben der Magazine "Cosmopolitan" und "Rolling Stone", aber auch Medizin- und Kunstbücher.

In Michigan wiederum ist "Spanisch auf einen Blick" demnach verboten, weil die Behörden befürchten, Häftlinge könnten mit seiner Hilfe des Lehrbuchs in einer Sprache miteinander kommunizieren, die das Wachpersonal nicht versteht. Zweitgrößtes Opfer der Zensur aber sei "Prison Ramen": Das Kochbuch mit Rezepten, die sich in der Zelle zubereiten lassen, stehe in 19 Bundesstaaten auf dem Index.

Nur etwa die Hälfte der 50 US-Bundesstaaten führt laut PEN America eine zentrale Liste der verbotenen Bücher; in vielen anderen Bundesstaaten werde oftmals spontan in den Poststellen entschieden. Von den Staaten mit Zentralregister stand Florida laut PEN als Zensor an erster Stelle mit fast 23.000 verbotenen Titeln, gefolgt von Texas mit rund 10.000 abgelehnten Büchern.

Manchmal ist die Zensur schärfer als die Bräuche im Gefängnisalltag, wie ein Häftling im Bundesstaat Virginia dem Verband berichtete. Demnach sind die Romane zu "Games of Thrones" in allen Gefängnissen von Virginia verboten, während auf den Geräten in seiner Anstalt "die komplette, ungekürzte Fernsehserie" zu sehen sei.