Influencer in Livestream ermordet: Venezuelas Staatsanwaltschaft ermittelt

Nach der Ermordung eines Influencers in einem Livestream auf der Videoplattform Tiktok hat die Staatsanwaltschaft in Venezuela Ermittlungen eingeleitet. Wie die Ermittler am Montag mitteilten, wurde Jesús Sarmiento, der auf Tiktok fast 80.000 Follower hatte, vor laufender Kamera erschossen. Er hatte sich in seinen Videos zuvor kritisch über die kriminelle Bande Tren de Aragua und mutmaßlich korrupte Polizisten geäußert.

Die bewaffneten Angreifer waren am Wochenende in die Wohnung eingedrungen, in der Sarmiento gerade ein Live-Video produzierte. "Sie haben auf mich geschossen, sie haben auf mich geschossen", sagt Sarmiento in dem Video. Auf dem Boden ist Blut zu sehen, im Hintergrund hämmert eine Frau gegen eine Tür und schreit um Hilfe. Bevor der Livestream endet, sind auch noch kurz zwei bewaffnete Männer zu sehen.

Wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, ordnete Generalstaatsanwalt Tarek William Saab Ermittlungen in dem Fall an. Die Ermittler sollen "die Verantwortlichen für die Ermordung von Jesús Sarmiento" demnach "identifizieren und bestrafen". Laut Staatsanwaltschaft hatte Sarmiento mehrfach über "Drohungen" von Mitgliedern krimineller Organisationen und "angeblichen Polizeibeamten" berichtet.

In seinen Tiktok-Videos hatte Sarmiento unter anderem über den Anführer der Bande Tren de Aragua, Héctor Rusthenford Guerrero alias "El Niño Guerrero" gesprochen, der einer der meistgesuchten Verbrecher in dem südamerikanischen Land ist. Er zeigte auch Fotos und Videos mutmaßlicher Bandenmitglieder und beschwerte sich über eine "Erpressung" durch Polizisten. In einem seiner letzten Video sagte er, er sei von Polizisten "gekidnappt" worden. "Wir werden von kriminellen Beamten überrannt, die mit gewöhnlichen Kriminellen zusammenarbeiten", fügte Sarmiento hinzu.

Die Bande Tren de Aragua wurde in Venezuela gegründet, ist aber in zahlreichen Ländern aktiv. Die US-Regierung stufte sie im März als ausländische Terrororganisation ein. Die venezolanische Regierung behauptet, die Bande sei bereits vollständig zerschlagen worden.