Verreisen mit Kindern: Planung ist das A und O

Die Welt für Kleine ganz groß

Mit Kindern die Welt zu entdecken ist eine völlig andere Erfahrung, als allein oder als Paar durch die Gegend zu streifen. Kinder haben ihre eigene Zeitzone, ihre individuellen Bedürfnisse und ihre ganz persönliche Langsamkeit, Dinge und Begebenheiten zu untersuchen. Ein Kieselstein auf dem Weg zum Strand kann den halben Vormittag in Anspruch nehmen. Was unsere Kleinsten in den Ferien brauchen, welche Tipps das Reisen erleichtern und warum Sie ein Lastentier in Ihre Überlegungen mit einbeziehen sollten, erfahren Sie bei uns. Kommen Sie mit, wir machen uns mit den Kindern gemeinsam auf den Weg in den Urlaub. 

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Bild: stock.adobe
Warum das Verreisen mit Kindern eine sorgfältige Planung benötigt
Wir haben es bereits angedeutet: Eine Person mehr im bisherigen Zweiergespann und schon wird klar, dass das Reisen mit Kindern keine sonderlich spontane Angelegenheit ist. Die Anforderungen an das Reisen mit einem Baby oder Kleinkind unterscheiden sich grundlegend von einem Paar- oder Single-Urlaub. Nicht alle Reiseziele sind für Kinder geeignet beziehungsweise empfehlenswert. Auch nach allen notwenigen Vorbereitungen am Urlaubsziel angekommen wird auffallen, dass der kleine Schatz das Tagesprogramm bestimmt. Die Bedürfnisse von Kindern – vor allem von Babys – verändern sich im Urlaub nicht sonderlich. Ganz im Gegenteil: Durch die fremde Umgebung braucht der kleine Nachwuchs umso mehr Aufmerksamkeit und Pflege. Mit etwas Geduld und Verständnis kann Ihre Familienunternehmung zu etwas ganz Besonderem werden und Sie haben die wunderbare Möglichkeit, das Reisen durch die Augen Ihres Kindes neu zu erleben. 

Ab wann können wir in der Regel mit einem Baby verreisen?
Generell ist das Ihre Entscheidung und wird durch den gesunden Menschenverstand gesteuert. Empfohlen wird ein Reisen ab dem Alter von drei Monaten. Ein Besuch für ein Wochenende bei den Großeltern ist hier nicht gemeint. Dennoch dürfen Sie Ihrem Baby ruhig Zeit geben, auf dieser Welt anzukommen. Ohne Stress und Hektik. Ist die Wochenbettzeit vorüber und haben sich die meisten Abläufe eingespielt, steht einer kleinen Reise nichts im Weg. Voraussetzung ist, dass Sie entspannt sind, Kraft haben und sich die Planungen und Vorbereitungen zutrauen. Obacht: Aus medizinischer Sicht sollten vier bis sechs Wochen alte Säuglinge nicht fliegen, da ihre Lungen möglicherweise noch nicht vollständig entwickelt sind. 

Was ist vor dem Urlaub mit Kind zu beachten?

1. Das Klima: Je kleiner Ihr Kind ist, desto empfindlicher ist es starken Temperaturschwankungen gegenüber. Möchten Sie Urlaub im Sommer oder generell in einem warmen Land machen, müssen Sie Ihr Baby vor der Sonne schützen. Achten Sie darauf, dass es genug schattige Plätze gibt, damit Ihr Baby nicht überhitzt.

2. Impfungen: Bevor Sie etwas buchen, stellen Sie sicher, dass Ihr Kind über alle notwenigen Impfungen verfügt. Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt, sollte es für Ihr Wunschland andere Impfbestimmungen geben, über die Sie sich selbstredend bereits informiert haben. 

3. Ausflugsziele: Bei Säuglingen sind die Ansprüche an die Freizeitgestaltung andere als bei Kindern mit drei Jahren. Je nach Alter ergeben sich andere Ziele und Bedürfnisse. Informieren Sie sich am besten, welche altersgerechten Angebote am Wunschziel zur Verfügung stehen und welche Ausflüge möglich sind. 

4. Unterkunft: Das Hotelzimmer ist nur zum Schlafen da? Mit Nichten. Die Unterkunft darf ein heimeliger Rückzugsort für Ihre Familie sein, der alles bietet, was Sie im Alltag benötigen. Ihre Kinder werden sich wohl und sicher fühlen, wenn Sie es auch tun. Sollten Sie Beikost eingeführt haben, ist eine Kochnische mit Kühlschrank wichtig. Kinder ab sechs Jahren benötigen oft ein eigenes Zimmer als Rückzugsort – vor allem, wenn sie kleine Geschwisterkinder haben. 

5. Die Reiseapotheke: Bringen Sie Ihr Erste-Hilfe-Kit auf den neusten Stand. Füllen Sie auf, kaufen Sie neu. Informieren Sie sich bei Ihrem Kinderarzt, sollten Sie ein entfernteres Land bereisen wollen. Tipp: Reisekrankenversicherung abschließen - Gold wert, wenn Kinder mitreisen. 

Mit Bahn, Auto oder Flugzeug?
Kommt darauf an, wo Sie hinmöchten. Für einen Wochenendbesuch bei Omi und Opa wird meist das Auto gewählt, wenn die Fahrzeit unter vier Stunden beträgt. Wichtig: Pausen einplanen. Gut: So losfahren, dass Ihr Sonnenschein seinen Mittagsschlaf im Auto halten kann. 

Möchten Sie weiter weg fahren, vielleicht sogar Europa erkunden, so ist das Reisen mit dem Zug eine gute Möglichkeit. Die Deutsche Bahn bietet Kinderbereiche und extra Kinderabteile an, die von Familien reserviert werden können. Diese sind mit kindgerecht gestalteten Tischen, Wandspielen und kindersicheren Steckdosen ausgestattet. Clever: Der Weg zum WC und Wickeltisch ist nah gelegen. 

Manche Ziele lassen sich bekannterweise besser mit dem Flugzeug erreichen. Beim Fliegen mit Kindern gibt es – angefangen von Reisedokumenten bis hin zur Sitzplatzbuchung – vielfältiges zu beachten. Informieren Sie sich am besten bei Ihrer Reisegesellschaft. Obacht: Kindern fällt der Druckausgleich im Flugzeug schwerer als Erwachsenen. Säuglinge und Kleinkinder sollten beim Starten und Landen am besten nicht schlafen und in kurzen Abständen etwas zu trinken bekommen. Bei älteren Kindern kann der Druckausgleich mit einem Kaubonbon oder Kaugummi erleichtert werden.

Das Reisegepäck
Bereits im Alltag könnte der Anschein erweckt werden, Sie wollen für einige Wochen durch die Appalachen pilgern. Auf Reisen ist das nicht viel anders. Mit einem Säugling zu verreisen ist weniger aufwendig als beispielsweise mit einem einjährigen Kind. 

Im Handgepäck: Ausreichend Snacks für kleine Essenspausen. Für Flaschenkinder ist es von Vorteil das Milchpulver bereits portioniert und eine Thermoskanne mit warmem Wasser dabei zu haben. Taschentücher, Lätzchen und für ältere Kinder ein Rätselblock mit Stift sind klasse Zeitvertreiber. Bewährt: Ein Fingerhandschuh mit 5 verschiedenen Tieren dran. Passt in jedes Handgepäck und Sie haben gleich einen ganzen Zoo zum Spielen dabei! Notfallmedikamente und Sonnencreme ebenfalls im Handgepäck transportieren, sowie Versicherungskarten, das U-Untersuchungsheft des Kindes/der Kinder, Impfpässe, Ausweisdokumente und Zug- oder Flugtickets. 

Haben Sie noch eine Lücke im Handgepäck, dann nehmen Sie Wechselsachen für Ihr Kind mit. Je nachdem, wie und wo Sie Ihre Ankunft planen kann dies ein Geschenk des Himmels sein.

Die Wickeltasche: Wenn möglich, verstauen Sie die wenigen Utensilien im Handgepäck. Je weniger Sie mit sich rumtragen, desto besser. 

Im Reisekoffer. Immer gut: weniger ist mehr. Auch bei der Kleidung. Clever ist es, eine Unterkunft mit Waschmaschine zu buchen. Achten Sie auf die Gegebenheiten vor Ort: Ist das Wetter unbeständig und benötigt Ihre Familie eine Regenausrüstung? Immer mit im Gepäck: Kinderbücher, denn diese lassen sich bequem zwischen die Kleidung legen. Tipp: Pixi-Bücher sind klein, leicht und lassen sich besonders gut verstauen. Zu den Spielsachen: Geeignet ist alles, was mehrere Funktionen erfüllen kann.

Zusätzliches Gepäck: Ein gut faltbarer Reisebuggy ist ein toller Begleiter für müde Kinderfüße. Außerdem haben auch kleine Modelle einen feinen Stauraum, in dem Griffbereites am Urlaubsziel seinen Platz findet.

Die Packliste für den Sommerurlaub mit Kindern

Kleidung:
  • Unterwäsche oder Bodys
  • Socken und/oder leichte Strumpfhosen
  • T-Shirts
  • Pullover oder leichte Jäckchen
  • Jacke
  • Sonnenhut
  • Badesachen (Badeanzug oder Shorts)
  • Badelatschen (bei größeren Kindern)
  • Regenausrüstung (Gummistiefel, Matschhose, Regenjacke)
  • ggf. Schneeanzug
  • leichte Mütze
  • leichter Schal
  • Hausschuhe oder rutschfeste Socken
  • Schlafanzug und Schlafsack
  • Wechselkleidung für das Handgepäck
Reiseapotheke:
  • Pflaster 
  • Pinzette 
  • Fieberthermometer
  • Hautdesinfektionsmittel
  • Wund- und Heilsalbe
  • Zäpfchen oder Saft gegen Schmerzen und Fieber
  • Antihistamin-Gel gegen Sonnenbrand und Insektenstiche
  • Notfallmedikamente (z. B. bei Asthma oder Diabetes)
  • Traubenzucker für das Handgepäck
Badezimmer-Artikel:
  • Babypflegecreme
  • Babyshampoo
  • Zahnbürste
  • Zahnpasta
  • kleine Nagelschere oder Nagelknipser
  • Haarbürste
  • Lieblingshandtuch- und waschlappen
  • Sonnencreme für das Handgepäck
Windeln & Füttern:
  • Windeln 
  • Schwimmwindeln
  • Feuchttücher
  • Wickelunterlage
  • Wundcreme
  • Fläschchen und Sauger (ggf. Flaschenbürste zum Reinigen)
  • Flaschenwärmer
  • Milchpulver
  • Babynahrung (mit Löffel)
  • Lätzchen
  • Spucktücher
  • Snacks für unterwegs (zusätzlich im Handgepäck)
Sonstiges:
  • Spieluhr 
  • Kuscheltier
  • Nachtlicht
  • Babydecke, die nach zu Hause duftet
  • Spielzeug
  • Bücher
  • Stifte und Papier (oder Malbuch)
  • Babyphone (inkl. Kabel oder Batterien)
  • Reisebuggy (inkl. Regen- und Sonnenschutz)
  • Babytrage
  • Autositz
  • Sonnenschutz für die Autoscheibe
  • Reisebett
  • Schwimmhilfe
Tipps für lange Reisen
Lange Reisen sind anstrengend. Für Kinder noch intensiver als für uns Große. Das A und O: Sie ahnen – die Vorbereitung. Hier ein paar Tipps, damit Ihnen nicht die Puste ausgeht:

1. Unterhaltung. Wenn die Weile lang wird helfen Bücher, kleine neue Spielzeuge oder Hörbücher für ältere Kinder. Mal- und Bastelutensilien können ebenfalls über müßige Zeiträume hinweghelfen.

2. Autospiele. Besonders auf der Autobahn gibt es mannigfaltige Möglichkeiten für Reise-Entertainment: Wer entdeckt zuerst einen Hund in einem anderen Auto? Wer kann am schnellsten Wörter mit dem ersten Buchstaben eines Nummernschildes bilden? Wer zählt am schnellsten zehn weiße Autos?

3. Bewegung. Kinder sollten selbst im Flugzeug immer wieder die Chance bekommen, sich zu bewegen. Unternehmen Sie kleine Entdeckungstouren im Flugzeug und in der Bahn. Halten Sie bei langen Autofahrten dort an, wo sich Ihr Kleinkind kurz austoben kann.

Tipps für die Zeit am Urlaubsort

Geduld: Für Kinder ist es häufig schwer, auf ihre Routinen zu verzichten und sich neu einzustellen. Ist Ihr Kind nicht der erwartete Sonnenschein im Urlaub, geben Sie ihm Zeit, um anzukommen. Denn ungewohntes kann manchmal Angst machen und Stress auslösen. Zeigen Sie Verständnis. 

Das Kind entscheiden lassen: Damit Ihr Kind nicht das Gefühl bekommt, der neuen Situation komplett ausgeliefert zu sein, legen Sie ihm ein paar Entscheidungen in die Hand. Es darf sich dann beispielsweisen den Ausflug oder das Abendessen aussuchen. Bieten Sie nicht mehr als zwei Auswahlmöglichkeiten an, um den Nachwuchs nicht zu überfordern.

Sollten Sie Ihr Baby mit Pre-Milch füttern oder die Babynahrung selbst herstellen, informieren Sie sich über die Wasserqualität vor Ort. Verwenden Sie unter Umständen stilles Mineralwasser für die Zubereitung. 

Urlaub mit Kindern in Europa

Schweden: Das Land der Familien. In Schweden dürfen Sie fast immer davon ausgehen, dass Sie für Ihre Kinder viele spannende und authentische Abenteuer erleben werden. Ob Wikingerdorf oder Himbeerhof mit Bauernhof – Schweden ist ein geruhsamer Traum für Eltern und Kinder. 

Südtirol: Ein Wanderurlaub soll es sein? Dann genießen Sie die wunderbaren Panoramen in Südtirol. Mit kleinen Babys ist dieser Urlaub nicht unmöglich, aber weniger zu empfehlen. Größere Kinder kommen hier eher auf ihre kosten und dürfen auf den Berghütten zu einer leckeren Brotzeit mit Apfelschorle genüsslich pausieren. 

Budapest: Die ungarische Hauptstadt legt an der Donau und ist von einigen deutschen Städten mit dem Nachtzug erreichbar. Kinder unter sechs Jahren können die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Die Budaer Berge sind ein beliebtes Naherholungsgebiet abseits der Großstadt und können mit einem Sessellift, der Zahnradbahn oder einer Kindereisenbahn erklommen werden.

Nord- und Ostsee: An der Nordsee können Sie wunderbare Wattführungen und Wanderungen machen. Gerade für Kinder ab ca. acht Jahren ist dies ein echtes Erlebnis. Es gibt ebenso Watterkundungen für die Kleinsten ab drei Jahren. Lieben Ihre Kinder das Meer und wollen von morgens bis abends darin baden, ziehen Sie die Ostsee vor. Hier sind die Gezeiten kaum spürbar. 

FAZIT:
Das Reisen mit Kindern möchte geplant werden. Jede Altersklasse hat ihre individuellen Bedürfnisse. So sind bei einem Baby andere Aspekte zu beachten (Wickelplatz, Stillmöglichkeit, Ruhemöglichkeit) als bei einem sechs jährigen Kind (Spielplätze, Toiletten, Restaurants, die Pommes anbieten). Doch bei all den Vorbereitungen steht im Grunde genommen die Zeit als Familie im Vordergrund. Denke Sie bei all den Abenteuern daran, dass gerade kleine Kinder wenig brauchen, um glücklich zu sein. Meist ist schon der Gang zum nächstgelegenen Spielplatz und eine große Portion besagter Pommes zum Abendessen völlig ausreichend, um den Urlaub für Ihren Nachwuchs perfekt zu machen. Und wir wissen: Weniger ist mehr. Dieser Merksatz ist praktisch ein Naturgesetz. Und das Lastentier kann wieder grasen gehen. | Text: Stefanie Steinbach