Vielfaltsgärten – Ein effektiver Schritt gegen Artenverlust und Gartenmonotonie

Der Natur Raum lassen

Natur und Erholung pur! Was gibt es Schöneres, als im Garten oder auf dem Balkon einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Dabei beispielsweise dem Zwitschern unserer gefiederten Freunde sowie dem Summen von fleißigen Insekten lauschen – Da vergisst man ja schon beinahe den ganzen Alltagsstress! Doch leider herrscht an vielen Orten Garteneintönigkeit – Artenverlust kann hier die Folge sein.

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Bild: stock.adobe
Beton und Schottersteine anstatt Blühwiesen und Grünflächen – Zwar anfangs sehr pflegeleicht, doch alles andere als zukunftsorientiert. Es ist gar nicht so kompliziert und aufwendig einen naturnahen Garten zu gestalten. Zusätzlich gibt dieser zahlreichen Lebewesen ein Zuhause und unsere Natur sagt danke! Mit den folgenden Tipps können Sie ganz einfach ein schönes Zuhause für verschiedene Arten schaffen – und das sogar nicht nur im Garten, sondern auch auf dem Balkon.

Tipp 1: Garten und Balkon insektenfreundlich gestalten

Heimische Pflanzen und Wildwuchs
Bei der Sortenwahl der Blumen sollte einiges bedacht werden: So sind gefüllte Blüten zwar schön für das Auge, haben jedoch keinen Zusatznutzen für Bienen, Hummeln und Co. Ungefüllte Sorten ermöglichen unseren nützlichen und fleißigen Insekten freien Zugang zu den sogenannten Staubgefäßen und bieten so ausreichend Pollen sowie Nektar. Heimische Pflanzen sind selbstredend den exotischen Arten vorzuziehen, da diese die bessere Nahrungsquelle für Insekten sind. 

Zu den beliebtesten blühenden „Anflugsstellen“ zählen zum Beispiel Katzenminze, Lavendel, Fetthenne, Löwenmäulchen, Salbei, Akelei und noch viele weitere. Wer keinen eigenen Garten hat, kann selbstverständlich trotzdem einen effektiven Beitrag leisten und ohne großen Aufwand ein Insektenparadies gestalten. Hierfür Töpfe mit nektarspendenden Blühpflanzen oder Wildstauden bepflanzen und diese auf dem Balkon beziehungsweise der Fensterbank platzieren. 

Außerdem ist es wichtig, dass es im Garten und auf dem Balkon nicht nur im Sommer blüht, sondern möglichst auch außerhalb dieser Jahreszeit Futterquellen für Insekten zur Verfügung stehen. Lassen Sie sich am besten im Fachhandel beraten und inspirieren – Sie werden erstaunt sein, welche Vielfalt es an früh-, mittel- und spätblühenden Staudenarten gibt! Unser Tipp: Bei einem Rundgang durch eine Gärtnerei kann man gut erkennen, welche Blüten Insekten gerne mögen und von welchen sie magisch angezogen werden.

In einem insektenfreundlichen Garten darf es auch mal etwas naturbelassener sein: Gemeint ist hierbei, dass man beispielsweise an verschiedenen Stellen Wildblumenwuchs tolerieren sollte. Nicht zu vergessen der Nutzen der Brennnessel: Diese dient zahlreichen Raupen von Schmetterlingsarten sowie Tagfaltern als einzige Nahrungsquelle.

Insektenhotel
Für Bienen, Hummeln und andere nützliche Insekten ist ein Insektenhotel Nist- sowie Überwinterungshilfe in einem und bietet zusätzlich Unterschlupfmöglichkeiten. Wer sich dazu entscheidet, eine solche Unterkunft zu bauen, sollte ein paar wesentliche Punkte berücksichtigen. Eine ungeeignete Bauweise beziehungsweise falsche Materialien könnten den Insekten sogar zum Verhängnis werden. Deswegen: Beim Insektenhotel geht es definitiv nicht um den dekorativen Aspekt, sondern um die richtigen Bestandteile und Eigenschaften. 

Gerade auch zusammen mit Kindern ist die Herstellung eines Insektenhotels eine tolle Freizeitbeschäftigung. Bereits eine geringe Anzahl an Materialien genügt, um den Insekten einen schönen Unterschlupf zu schaffen. So erfreuen sich Wildbienen bereits an einer Baumscheibe beziehungsweise an Hartholz mit mehreren Löchern unterschiedlicher Größe – ein Holzbohrer leistet hierbei gute Dienste. Doch aufgepasst: Unbedingt an einer trockenbleibenden Stelle aufhängen, da ansonsten Risse entstehen können. Bleibt das Insektenhotel unbewohnt, so könnte dies an der falschen Stelle angebracht sein, denn verschiedene Faktoren sind entscheidend dafür, ob sich die Insekten schlussendlich auch wohlfühlen. Besonders wichtig ist, dass ein Insektenhotel nicht Wind und Wetter ausgesetzt ist. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Ausrichtung nach Nordwesten nicht in Betracht zu ziehen. Wird das Insektenhotel beispielsweise nass, so leiden die Baumaterialien und beginnen im schlimmsten Fall zu schimmeln. Damit viele „summende Gäste“ einfliegen, ist es verlockend, wenn genügend nektarreiche Pflanzen sowie Wasserquellen in direkter Nähe zum Insektenhotel angeboten werden.  

Tipp 2: Ein Paradies für unsere gefiederten Freunde schaffen

Futter- und Wasserstellen 
Fakt ist, dass Amsel, Meise, Spatz und Co. immer weniger natürlichen Lebensraum vorfinden und auch das Futterangebot deutlich geringer wird. Deswegen ist es durchaus hilfreich, Vögel ganzjährig zu füttern. 

In einer Vogeltränke oder Ähnlichem können unsere gefiederten Freunde nicht nur ihren Durst stillen, sondern zudem ihr Federkleid säubern. Sowohl die Futter- als auch die Wasserquellen müssen unbedingt regelmäßig gereinigt werden, damit sich weder Parasiten noch Krankheiten verbreiten können. 

Ähnlich wie bei den Insekten lieben die Vögel ebenfalls heimische Sträucher. Je dichter diese sind, desto mehr Schutz bieten sie vor natürlichen Feinden. Sollte einmal doch der Heckenschnitt notwendig sein, bitte dies außerhalb der Brutzeiten erledigen! Verschiedene Beerenpflanzen sind in unserem Garten äußerst dekorativ und dienen hungrigen Schnäbeln als besonders schmackhafte Futterquelle.  

Nisthilfen anbieten
Inzwischen fehlen vielen Vogelarten leider geeignete Nistmöglichkeiten – Auch hier können wir Unterstützung leisten. Wie bereits erwähnt, werden heimische Sträucher wunderbar angenommen – Wer zusätzlich noch Nistkästen platziert, sichert den Artenschutz obendrein. Mit zahlreichen Nistmaterialien – so zum Beispiel mit trockenen Pflanzenteilen, Moos und Grashalmen – kann wichtige Hilfe für den Nestbau gegeben werden. Um die Vögel vor Katzen, Mardern und anderen Fressfeinden zu schützen, sollte die Nisthilfe an nicht leicht erreichbaren Stellen angebracht werden. Auch stachelige Sträucher erschweren Nesträubern den Zugang. Selbstredend ist es von Nöten, die Nisthilfe in einer entsprechenden Höhe zu platzieren.

Tipp 3: Chemie unbedingt verbannen!

Natürliche Schädlingsbekämpfung mit einfachen Mitteln
Werden an unseren geliebten Blumen und Nutzpflanzen Schädlinge entdeckt, so greifen viele von uns sofort zur „Giftkeule“. Vergessen wird dabei jedoch, dass Pestizide sowohl für uns Menschen als auch für die Umwelt und bestimmte Arten gefährlich sein können. Deswegen lieber zu natürlichen Hilfsmitteln greifen – Egal ob Pflanzensude, das Gießen mit verdünntem Kaffee beziehungsweise Tee oder Ähnliches, es gibt viele Mittel der natürlichen Herangehensweise. 

Rezept: Brennnesselsud

Ein Brennnesselsud vertreibt nicht nur Blattläuse, sondern auch Schnecken.
 
Benötigt werden:

-       1 Kilogramm Brennnesselblätter
-       10 Liter Wasser
-       Ein Gefäß mit Deckel (zum Beispiel ein Eimer)
 
In wenigen Schritten zum fertigen Ergebnis
 
1.     Brennnesselblätter in kleinere Stücke schneiden. Hier bitte sicherheitshalber mit Handschuhen arbeiten.
2.     Brennnesselblätter für etwa zwei bis drei Wochen in einem großen Gefäß mit Wasser einwirken lassen, den Deckel dabei locker auflegen und den Sud täglich umrühren.
3.     Sobald der entstandene Schaum verschwunden ist und keine Blasen mehr aufsteigen, ist der Brennnesselsud einsatzbereit.
4.     Mit ein wenig Wasser verdünnt in Sprühflaschen füllen. Achtung! Nur in geringen Rationen verwenden, da der Sud eine sehr starke Wirkung aufweist.

Den Garten attraktiv für natürliche Fressfeinde von Schädlingen gestalten
Wer auf einen naturnahen Garten beziehungsweise Balkon setzt und Vögeln ein Zuhause bietet, wird schnell bemerken, dass diese bei der Schädlingsbekämpfung einen großen Beitrag leisten. Auch Nützlinge wie Marienkäfer und deren Larven sagen Schädlingen den Kampf an.

Tipp 4: Trockenmauern – Ein Lebensraum für wärmeliebende Pflanzen und Tiere 

Eine Trockenmauer ist ein ganz besonderes Highlight im Garten und ist sowohl optisch als auch ökologisch eine Bereicherung. In ihr finden Eidechsen, Insekten sowie auch zahlreiche trockenheitsliebende Pflanzenarten einen Lebensraum. Trockenmauern sind außerdem absolut pflegeleicht. 

Nein zu Schotterflächen und „grauen Wüsten“!
In einem naturnahen Garten sorgen die Pflanzen dafür, dass sich die Luft im Sommer gut abkühlen kann und dadurch ein gutes Klima herrscht. Schotterflächen wiederum werden von der Sonne aufgeheizt und sind biologisch wertlos. Auch wenn es anfangs so wirkt, als verberge sich hinter einem Schottergarten kaum Arbeit, so merkt man im Laufe der Zeit, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht. Herbstlaub sowie Unkraut verankert sich zwischen den scharfkantigen Steinen – eine einfache Entfernung ist hierbei nicht realisierbar. Schotterflächen sind in der Verwirklichung auch sehr kostenintensiv.

Naturnahe Orte sind nicht nur eine Bereicherung für die Umwelt, sondern auch für uns Menschen. Die Vielfalt an Pflanzen sowie an Tieren, die sich in einem gut durchdachten Außenbereich wohlfühlen, zeigen, dass wir alles richtig angegangen sind – Indem wir die natürlichen Prozesse unterstützen und schützen, tragen wir nämlich dazu bei, die Biodiversität zu bewahren und eine nachhaltigere Umwelt zu schaffen. Ein Vielfaltsgarten benötigt manchmal auch etwas Geduld. Geben Sie den Pflanzen und Tieren deswegen ausreichend Zeit, um sich wohlfühlen und anzusiedeln zu können.  

Pflegen Sie Ihren Garten beziehungsweise Ihren Balkon mit verantwortungsvoller Sorgfalt und lassen Sie der Natur ihren freien Lauf.

FAZIT:
Ein Vielfaltsgarten ist ein wunderbarer Ort, um die Schönheit der Natur zu entdecken und gleichzeitig die Umwelt zu unterstützen. Wer bei der Gestaltung auf eine sorgfältige Planung setzt, kann eine reiche Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen fördern. Aber sogar mit kleinen Anpassungen kann schon viel bewirkt werden und auch auf dem Balkon oder dem Fensterbrett darf man der Natur Raum lassen. Schottergärten bieten praktisch keinen Lebensraum für Pflanzen sowie Tiere und lassen unser Umfeld trist und öde wirken. Ermutigen Sie auch andere, einen Vielfaltsgarten zu gestalten, um das Bewusstsein für die Bedeutung von einer lebenswerten Natur zu fördern.