Wirtschaftsmacher Ariane Grandel: Geschäftsführerin GRANDEL ‐ The Beautyness Company
Ich wusste immer schon als Kind: „ich mache das, was mein Papa macht“
TRENDYone trifft die Wirtschaft am Punkt: Ariane Grandel, in dritter Generation im Unternehmen aktiv, war von Kindheit an durch ihren Vater Michael (gestorben …) und Mutter Imelda mit dem Familienbetrieb vertraut. Marion Buk-Kluger traf sie zum Interview.
Ariane Grandel: In der Früh beim Sport, zu Hause am Wochenende. Es gibt schon Momente, aber man erlebt mich eher selten ungeschminkt.
Wann wurden Sie in Ihrem Leben zum ersten Mal bewusst mit der Branche, in der ja Ihre Eltern aktiv waren, und Ihre Mutter noch ist, konfrontiert?
Ich weiß nicht, wann mir das selbst so richtig bewusst wurde. Aber ich wusste eigentlich, seit ich denken kann, dass mein Vater Kosmetik und Nahrungsergänzung herstellt. Als Unternehmer trug er viel Verantwortung, hatte aber genauso viel Freude an seiner Arbeit, interessierte sich intensiv für politische Themen. Ich habe alles hautnah mit erlebt.
Und ab wann haben Sie dann die Produkte aus Ihrem Haus benutzt?
Vom ersten Tag an. Schon als Kind wurde meine sensible Haut mit der Azulen Creme gepflegt, welche von meinem Großvater kredenzt wurde. Natürlich gab es auch immer Nahrungsergänzungsmittel, wie Vitamin C Lutschtaler oder Granobil Halspastillen bei Halsschmerzen, die uns Kindern noch dazu sehr gut geschmeckt haben.
Gerade bei Familienunternehmen ist es oft die dritte Generation, die vielleicht eher nicht so die Lust hat, in den elterlichen Betrieb einzusteigen.
Ich wusste immer schon als Kind: „ich mache das, was mein Papa macht“, ohne zu wissen, was es genau ist. Da ich aber schon früh auf Firmenveranstaltungen war, zu Hause immer wieder Geschäftspartner eingeladen waren, bin ich mit allem um das Unternehmen herum aufgewachsen. Daher war es kein Thema, und keine Last, sondern eine Freude. Als Heranwachsende wurde mir schon mehr und mehr bewusst, welche Aufgabe und Verantwortung es ist,Unternehmerin zu sein. Aber es gab für mich auch keine andere Option. Mein Vater hat mich oft gefragt, ob ich wirklich in die Richtung gehen wolle. Er hatte die Fähigkeit, die Talente der Menschen ziemlich gut einschätzen zu können und hat bei mir bereits recht früh Neigungen der musischen und künstlerischen Natur gesehen. Und natürlich habe ich auch ein paar Sachen ausprobiert.
Was?
Ich wollte Dolmetscherin werden, habe eine Ausbildung angefangen, war auch viel im Ausland, in den USA, in England und Frankreich. Das Dolmetschen war mir aber doch nicht kreativ genug. Für mehr Abwechslung hat dann meine kaufmännische Ausbildung gesorgt, die mir richtig Freude bereitet hat. Und um in meiner Branche auch fachlich zu punkten, habe ich im Anschluss noch eine Ausbildung zur Kosmetikerin absolviert.
Dr. Grandel hat stark expandiert, weltweit. Das heißt jedoch: noch mehr Verpflichtung und Verantwortung, aber eben zudem Risiko. Die Coronazeiten taten ihr Übriges.
Die Auswirkungen kamen bei uns zeitverzögert an, der Umsatz im Online Business war sehr gut. Die Schwankungen am POS traten erst später zutage. Ganz schwierig ist nach wie vor die Zuverlässigkeit der Lieferanten, denen natürlich auch die Hände durch Lieferungen oder Beförderungsprobleme gebunden sind. Was einst zwei Monate dauerte, kann bis zu 24 Monate Lieferzeit haben, sich darauf einzustellen und genau zu planen, ist die derzeitige Herausforderung. …Uns ist schon passiert, dass wir bei der Neueinführung einer Serie dann einfach zwei Monate zu spät dran waren. Doch da muss man, finde ich, einfach transparent damit umgehen, den Kunden informieren und darauf hoffen, dass alle Verständnis aufbringen.
Als Frau in einer Führungsposition, Ihr Cousin ist noch in der Geschäftsführung, wie ist die Außenwahrnehmung Ihrer Person. Dr. Grandel wurde immer stark mit der Person Ihres Vaters Michael in Verbindung gebracht.
Ich bin sehr zufrieden mit unserer Doppelspitze. Mein Cousin hatte keinerlei Berührungsängste, wurde von Mitarbeitern herzlich aufgenommen ist auch von vornherein mit mir zu Veranstaltungen gegangen. Wir haben beide oft unterschiedliche Interessensbereiche, was sich hervorragend ergänzt. Er ist der Denker, der Stratege und ich bin die Kreative und Operative. Wir gehen beide in unserer Rolle sehr gut auf und können dadurch ein wirklich breites Feld abdecken.
Wie wichtig sind Marketingkampagnen, bei einer etablierten Marke wie Dr. Grandel?
Die gesamte Markenpflege an sich ist unabdingbar. Mein Vater hat in seinen 40 Jahren als Unternehmer, den Fokus immer auf die Marke gesetzt. In den letzten fünf Jahren haben wir quasi das gesamte Unternehmen mit all seinen 5 Marken einem Rebranding unterzogen, bzw. sind immer noch im Prozess. Zudem habe ich ein starkes Marketingteam, das clever agiert und vielen neuen Wind reingebracht hat. In Zusammenarbeit mit der Augsburger Agentur Trumedia haben wir wirklich Meilensteine für die Zukunft gesetzt. Die Rückmeldung aus dem Markt zeigt, dass unsere Sichtbarkeit deutlich gestiegen ist. Das freut mich wahnsinnig, da können wir uns alle auf die Schulter klopfen.
Die Verbundenheit zur Stadt, zur Region ist ebenso wichtig in Ihrem Unternehmen?
Absolut, aber wir setzen sie da ein, wo es Sinn macht, etwa im Bereich Kunst und Kultur.
Da denke ich speziell an die jahrzehntelange Unterstützung des Augsburger Staatstheater Balletts.
Mein Vater war sehr Kunst affin und hat Ballett immer toll gefunden. Von der Ästhetik her, auch vom Fleiß, den man auf der Bühne leisten muss. Es waren so viele Komponenten, die ihm einfach in Verbindung mit Kosmetik zugesagt haben. Das war für ihn das perfekte Match. In diesem Jahr besteht unsere Partnerschaft sogar schon seit 33 Jahren.
Und Sie haben von ihm eine weitere Begeisterung angenommen, die für Eishockey.
Ja, schon von klein auf teile ich dies. So wie in anderen Häusern samstags Fußball läuft, lief bei uns Freitag oder Sonntag immer Eishockey im Fernsehen oder im Radio. Freitag war immer unsere Papa-Tochter-Date-Night. Im Winter immer ins Eisstadion und im Sommer zum Gasthof Fuchs nach Steppach.
Zurück zum eigenen Unternehmen. Was begeistert Sie und Ihre Familie am Wirtschaftsstandort Augsburg?
Wir haben unseren Ursprung in der Pfladermühle, die eine tausendjährige Tradition hat und eine der ältesten Mühlen in Süddeutschland ist. Mein Großvater erbte sie einst von seiner Mutter. Er war Chemiker und Landwirt und untersuchte die Abfallprodukte, Weizenkeime und -kleie. Er stellte schließlich hier die ersten Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika her, die bis heute noch nach seinem Verfahren hergestellt und veredelt werden. Daher sind wir mit der Augsburger Altstadt stark verwurzelt. Mein Großvater hat zudem draußen an der Friedberger Straße, in den fünfziger Jahren die ersten Lagerhallen und Produktionsgebäude verwirklicht. Und heute steht dort unsere moderne Beautyness Maufaktur in ihrer vollen Pracht.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Auf jeden Fall werden wir weiter auf Wirkstoffkosmetik setzen. Die Nahrungsergänzungs-Linie auszubauen bzw. wieder stärker mit einem Rebranding in den Fokus zu rücken, ist aber unser Ziel. Mein Opa gründete 1947 unser Unternehmen unter dem Namen „Keimdiät“. Sein Bestreben war die Synergie von äußerer und innerer Schönheit und Gesundheit: Haut, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und gesund zu erhalten. Der Trend kommt heute glücklicherweise wieder zurück und trifft die Identität unseres Familienunternehmens zu 100 Prozent. Die Expertise ist seit fast 80 Jahren unser Kerngeschäft und, dass die Menschen wieder mehr Wert auf Gesunderhaltung legen, freut mich persönlich sehr.
Wie regenerieren Sie selbst?
Da am Abend oder an Wochenenden auch viele Veranstaltungen stattfinden, schalte ich tatsächlich in der freien Zeit mein Handy mittlerweile aus, bin nur im Notfall zu erreichen. Ich glaube, das haben viele von uns verlernt. Und ich nehme mir bewusst die Zeit mit meinem Mann. Wir kochen und essen zusammen, reden über das, was uns bewegt. Das ist wichtig, dass man einfach mal aus den eigenen Gedanken herauskommt. Und ein Tapetenwechsel ist übrigens nie verkehrt, auch wenn es nur mal ein Tagesauflug auf den Berg oder in eine andere Stadt ist.