Wirtschaftsmacher Interview mit Dr. Stoll, Grünbeck Wasseraufbereitung
Der heutige Gesprächspartner für unsere Wirtschaftsmacherreihe ist Dr. Günter Stoll, Geschäftsführer der Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH in Höchstädt. Dr. Stoll gehört seit fast 30 Jahren dem Unternehmen an. Nach seiner Ausbildung zum Installateur studierte er in München Maschinenbau und toppte dies mit seiner Promotion. Danach wurde er als Entwicklungsleiter bei Grünbeck eingestellt und führte das Unternehmen gerade eben durch sein 75. Jahr. Tom Alt und Jürgen Windisch trafen sich mit ihm zum Interview.
Wie Sie es schon bemerkten, bin ich seit fast 30 Jahren hier. Damals stieg ich als Entwicklungsleiter ein und habe dann sukzessive immer mehr Verantwortung übernommen. Seit 24 Jahren bin ich Geschäftsführer. Zunächst verantwortlich für das Ressort Technik. 2008 bekam ich Vertrieb und Marketing dazu. 2010 durfte ich den Vorsitz der Geschäftsführung übernehmen.
Das bedeutet, Sie entstammen nicht der Familie Grünbeck, sondern kamen von außerhalb dazu?
Ja genau, so ist es. Das Ehepaar Grünbeck war kinderlos und wir profitieren heute davon, dass sie sich schon sehr früh Gedanken über eine gesicherte Nachfolgeregelung machten. Daraus resultierte dann das Mitarbeiterbeteiligungsmodell, das bereits seit Mitte der 60er Jahre existiert, und die Stiftung, bei der die Anteilsmehrheit des Unternehmens Grünbeck gehalten wird. Die gesamte Konstellation sichert, dass die Firma nicht verkauft werden kann und schützt vor Übernahmen. Das spannende an dem Konstrukt ist, dass der Stiftungsvorstand und der Geschäftsführer der GmbH personengleich sind. Ebenfalls eine Personengleichheit besteht beim Aufsichtsorgan der Stiftung, dem Stiftungskuratorium, und dem Aufsichtsrat der GmbH. Das macht uns flexibel und vor allem schnell bei unseren Entscheidungen. Das Beteiligungsmodell der Mitarbeiter bindet viele gute Leute langfristig an uns.
Ist denn das Mitarbeitermodell an eine Betriebszugehörigkeit gekoppelt?
Ja, zunächst ist es erforderlich, dass ein Mitarbeiter mindestens ein Jahr für uns tätig ist, bevor er Teilhaber an der GmbH werden kann. Der Mitarbeiter kann seine Anteile nicht frei veräußern. Tritt er aus dem Unternehmen aus, muss er die Anteile zurückgeben. Wir teilen die dann Mitarbeitern zu, die auf unserer Warteliste stehen. Zudem gibt es noch die Möglichkeit der stillen Beteiligung, bei der die Mitarbeiter am Unternehmensgewinn beteiligt werden. Wenn der Mitarbeiter in Ruhestand geht, erhält er dann aus seinen „stillen Anteilen“ eine Einmalzahlung zu seinem Renteneintritt. Wir haben zurzeit rund 720 Mitarbeiter und etwa 150 davon sind Teilhaber.
Ok ich merke, die gesamte Konstruktion sichert den Fortbestand des Unternehmens?
Genau das, die GmbH-Anteile im Stiftungskapital sind unveräußerlich. Die Beteiligung der Mitarbeiter ist an die Firmenzugehörigkeit gekoppelt. Ein Fremdeinstieg ist damit ausgeschlossen und unsere gesamte Innovation bleibt in der Firma. Wir sichern uns außerdem die Mitarbeiter und können heute unsere Führungskräfte von morgen ausbilden. In den Führungsetagen treffen ständig Erfahrung und neue Ideen aufeinander. Die Firmenentwicklung bleibt dadurch im Fluss und wir entwickeln uns stetig weiter.
Welchen Stellenwert hat denn Grünbeck heute in Deutschland, Europa?
In Deutschland sind wir die gesicherte Nummer eins bei der Wasseraufbereitung, in Europa stehen wir auch mit an der Spitze. Wir konnten im Jahr 2017 zum ersten Mal, gerade noch so, die 100 Millionenmarke im Umsatz übertreffen. Bis heute konnten wir bereits weitere 50 Millionen draufpacken. Wir entwickeln und steigern uns stetig in einem Markt, der diese Entwicklung auch braucht.
Grünbeck liefert Technik für den Hausbesitzer genauso wie für die Industrie und darüber hinaus?
Unsere Aufbereitungsanlagen und Filter können in jedem Einfamilienhaus zum Einsatz kommen. Alleine die Anforderung, die durch die Wasserhärte entsteht, macht einen großen Teil der privaten Anwendungen aus. Wir bieten zudem Lösungen für die kommunale Wasseraufbereitung bis zur Industrie. Denken Sie an die Wasserstoffherstellung. Dazu wird absolut reines Wasser benötigt, es dürfen keine weiteren Bestandteile enthalten sein, nur H2O. Das können wir bereitstellen. Überall wo Wasser benötigt wird, und Bedarf entsteht, sind wir im Einsatz, weltweit.
Damit bringen Sie mich zu Überlegungen für die Zukunft. Sie befassen sich mit Wasser, wenn ich das vereinfacht sagen darf, mit der wohl wichtigsten Ressource der Zukunft. Ist man denn in der Lage, nutzbares Trinkwasser weltweit zur Verfügung zu stellen? Mir fällt da gerade Dubai ein, wo im großen Stil Meerwasser entsalzt wird.
Ich sage es mal so, es gibt nichts, was die Ingenieure, unsere Ingenieure, nicht hin-bekommen. Die Anforderung macht die Aufgabe, der Bedarf ruft nach den Lösungen. Wir sind jederzeit in der Lage, große Anlagen zu bauen. In Ländern wie Dubai ist der Betrieb natürlich einfacher, da die erforderliche Energie einfach und kostengünstig hergestellt werden kann. Es ist aber überall immer nur eine Frage des Aufwands, den man betreiben möchte, um eine Lösung zu schaffen. In diesem Sektor ist sonst nichts unmöglich.
Sie sind jetzt lange dabei, denken Sie schon mal übers Aufhören nach?
Nein, tatsächlich noch nicht. Ich habe mit dem Unternehmen noch einiges vor. Wir haben einen Masterplan aufgestellt, über 15 bis 20 Jahre, da sind noch einige Meilensteine, die ich noch erreichen möchte. Dennoch denkt der Aufsichtsrat mit mir auch heute schon über mögliche Nachfolgeregelungen nach und es werden auch Mitarbeiter auf künftig höhere Aufgaben vorbereitet. Die Vorbereitung ist wichtig. Es darf niemanden im Haus geben, der nicht ersetzbar ist. Der Tod von Josef Grünbeck traf uns überraschend, aber wir konnten nahtlos fortsetzen, was geplant war.
Überraschungen gibt es immer, darauf sind wir vorbereitet und ansonsten werde ich mich noch eine Weile um die Geschicke des Unternehmens kümmern.
Herr Dr. Stoll, woher stammen Sie?
Ich bin gebürtiger Augsburger und im Donau Ries aufgewachsen. Während meines Studiums und meiner Doktorandenzeit lebte ich für ca. zehn Jahre in München. Ich bin aber ein bekennendes Landkind. Mich zieht es immer ins Grüne. Heute lebe ich etwa eine halbe Stunde von hier.
Sie haben Familie?
Ja, ich bin verheiratet und ich wurde relativ spät Vater. Ich habe eine 14-jährige Tochter. Sie ist in einem Alter, das viele sicher als etwas schwierig erkennen. So ist es auch, aber selbst ich mit über 60 erinnere mich noch oft an meine Jugend. Wenn ich dann selbst zurückblicke, werde ich als Vater auch nachsichtig.
Wie verbringen Sie denn sonst Ihre Freizeit?
Ich entspanne mich bei der Gartenarbeit und auch bei ausgedehnten Spaziergängen mit meiner Frau. Wir sind hier ja umgeben von einer wunderschönen Landschaft. Dabei kann ich richtig abschalten und, salopp ausgedrückt, mal die Birne freibekommen. Dabei kann ich auch ausgiebig über die verschiedensten Dinge nachdenken. Ich treibe natürlich auch etwas Sport, besuche regelmäßig ein Fitnessstudio, das auch altersgerecht eingerichtet ist. Es ist wichtig, weil ich so den altersbedingten Wehwehchen entgegenwirken kann und meine körperliche und geistige Fitness erhalten kann. Dazu bin ich begeisterter FCA-Fan, was sich ja auch mit unserem Engagement für den Verein zeigt.