Wissenslücke Rechtschreibung und ihre Bedeutung
In unserer letzten Ausgabe von TRENDYone haben wir bereits über die stetig schlechter werdenden Rechtschreibfähigkeiten der Deutschen und die Auswirkungen dieser Entwicklung berichtet. Schuld an diesem gesellschaftlichen Defizit? Klar, das mangelnde Interesse für Bildung und Lesen einer Jugend, die immer mehr Taugenichtse hervorbringt. Selbstverständlich auch schlechte Lernmethoden an den Schulen. Nicht zu vergessen: der Dauerbrenner einer jeden Diskussion – die massenhaften „Verblödung“ durch Facebook, Whatsapp und Co., wie es die Pessimisten und ewigen Nörgler immer wieder beanstanden. So einfach ist es jedoch nicht. Ebenso darf die Schuld nicht auf eine einzelne Generation abgewälzt werden, zieht sich die Rechtschreibschwäche doch durch alle Altersklassen.
Folglich gibt es einige Schüler, die das deutsche Schulsystem ohne hinreichende Kenntnisse über die deutsche Rechtschreibung verlassen. Doch wie kann dies passieren? Oft sind es die Lernmethoden, die bei dieser Frage kritisiert werden. Besonders im Fokus: das Konzept „Lesen durch Schreiben“. Dabei sollen die Kinder mit einer sogenannten Anlauttabelle in der jedem Buchstaben ein Tier oder Gegenstand mit demselben Anfangslaut zugeordnet ist, die Lettern des Wortes, das sie schreiben wollen, selbst nach Gehör heraussuchen. Verbessert werden dürfen sie dabei weder von Lehrern noch von den Eltern. Erst etwa in der dritten Klasse wird eine korrekte Schreibweise von den Schülern verlangt. Das Ergebnis: meist nur Rotstiftmilieu. Sich von einmal Gelerntem zu verabschieden, ist schließlich nicht so leicht.
Rechtschreibung im Chat? Fehlanzeige.
Viele Menschen machen auch SMS und Chatroom´s verantwortlich für den Verfall der Rechtschreibung. Kein Wunder, wird hier doch auf meist so geschrieben, wie gesprochen wird. Satzzeichen, ganze Sätze und eine Differenzierung zwischen Groß- und Kleinschreibung finden dabei keinen Anklang. Die Wortwahl ist wenig abwechslungsreich. Stattdessen soll es möglichst schnell gehen. Zwischen Abkürzungen von „hdl“ bis „lol“ bleibt die Grammatik auf der Strecke. Sogar in Textverarbeitungsprogrammen wie „Word“ reichen Kürzel wie „Mfg“ – das Programm schreibt dies automatisch für den Anwender aus. „Mfg“ wird ganz schnell zu „Mit freundlichen Grüßen“. Nach Meinung des Rechtschreibrats-Vorsitzenden Hans Zehetmair würden Twitter und Co. das deutsche Sprachgut gefährden. Das Deutsche verarme in den neuen Medien zu einer „Recycling-Sprache“, werde immer mehr verkürzt und vereinfacht und ohne Kreativität verwendet. Die meisten Experten geben allerdings aktuell Entwarnung: Bis jetzt könnten die meisten Bürger durchaus unterscheiden, wann „Chat-Sprache“ erlaubt ist und wann nicht und sind fähig, sich dementsprechend umzustellen.
Die Heimat von Goethe, Schiller und Heine ringt heute um Worte. Wir messen unserer Sprache immer weniger Bedeutung bei. Während Experten bei der Frage nach dem Grund für diese Entwicklung auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, sind sie sich bei einer Möglichkeit zur Verbesserung der Rechtschreibung einig: Lesen. Wer würde sich auch besser als Nachhilfelehrer eignen als das Sinnbild deutscher Sprachkultur, Johann Wolfgang von Goethe, persönlich?