Wohnen auf kleinstem Raum im Tiny House: Selber bauen oder kaufen?

Hauskauf via eBay

Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper – aus diesem Grund wird das Minihaus, auch Tiny House genannt, immer beliebter. Anfänglich gab es nur wenige unterschiedliche Modelle, mittlerweile ist die Auswahl grenzenlos. Doch wie sieht es mit den Kosten und den Vorschriften aus und wann lohnt es sich, ein Tiny House selbst zu bauen?

Kennen Sie noch den Bauwagen von Peter Lustig aus der bekannten Kinderserie „Löwenzahn“? Das bunte Eigenheim liefert uns schon das erste Beispiel für ein Tiny House. Mittlerweile ist diese Wohnform aber zu einem echten Trend geworden. 

Was ist ein Tiny House?
Ein Tiny House ist ein kleines, teilweise (aber nicht immer) auf Rädern gebautes Häuschen. Dabei gibt es keine fest definierte Größe: So liegen Mini Häuser meist zwischen acht bis 50 Quadratmeter – doch selbst auf kleinster Fläche bietet ein Tiny House so gut wie alles, was auch ein großes Haus bietet. Die Bewohner dieser Häuser entscheiden sich für ein sehr einfaches Leben mit den notwendigsten Dingen und nutzen die vorhandene Raumfläche dementsprechend sehr effizient. 

Zu den grundsätzlichen Einrichtungselementen zählen der Wohnraum, eine separate Schrankwand, eine kleine Kombüse sowie Dusche und Kompost-Toilette. Je nach Geschmack können diese Elemente natürlich auch ersetzt beziehungsweise ergänzt werden. 

Woher kommt der Trend? 
Den Trend gibt es bereits seit etwa einem Jahrzehnt. Die Minihäuser sehen von außen aus wie niedliche Gartenhäuser, im Inneren überraschen sie dann aber häufig mit einer hellen, geräumigen und komfortablen Fläche. Als Begründer des Tiny Houses gilt der US-Amerikaner Jay Shafer. Er wollte ein winziges Häuschen bauen, bekam jedoch vom Amt keine Genehmigung dafür. Daraufhin baute er sein Haus einfach auf einem Doppelachsanhänger. Weil Freunde und Familie davon so begeistert waren, entwickelte Shafer in der Folgezeit Baupläne zum Nachbauen.

Mittlerweile hat sich der anfängliche Trend des Tiny Houses als Wohnhaus weiterentwickelt. Die kleinen Häuser werden zum Beispiel immer öfter auch als Arbeitsplatz, Gästehaus oder Kinderspielhaus im Garten genutzt. Viele Tiny Houses zeichnen sich durch eine besondere Mobilität aus. Denn Minihäuser auf Rädern lassen sich wie ein Wohnwagen hinter einem Fahrzeug befestigen und so problemlos bewegen und überall parken, wo es erlaubt ist. Auch wenn die Tiny Houses kleiner sind als gewöhnliche Häuser, sollten sie dennoch genauso gründlich geplant werden. 

Selber bauen oder kaufen?
Bei der Entscheidung für ein Tiny House stehen künftigen Besitzern genau wie bei anderen Immobilien grundsätzlich zwei Möglichkeiten offen: selber bauen oder kaufen. Ein Minihaus zu kaufen, ist natürlich die einfachere Variante, jedoch kann es auch ein Meilenstein sein, wenn man sich den Traum vom Minihaus selbst erfüllt und ein ganz individuelles Tiny House baut. Dazu sollten aber die entsprechenden handwerklichen Fähigkeiten vorhanden sein. 

Was kostet ein Minihaus?
Die Kosten für ein Tiny House hängen einerseits von der Wohnfläche und der Bauweise ab, andererseits aber auch von der Ausbauphase. Daher ist die Frage nach dem Preis nicht pauschal zu beantworten, da es mittlerweile viele Anbieter mit sehr unterschiedlichen Qualitätsstandards und Baukonzepten gibt. 

Die vermeintlich günstigste Möglichkeit ist es, das Haus selbst zu bauen. Entweder nutzen Sie dafür komplett eigene Pläne oder einen Fertigbausatz. Die Kosten hängen jedoch immer von der Größe des Gebäudes, der Komplexität des Entwurfes und den verwendeten Materialien ab. Zudem sollten Sie bedenken, dass Sie für den Eigenbau natürlich keine Gewährleistung erhalten. Eine andere günstige Variante ist das Ausbauhaus, das vom Anbieter aufgebaut wird, während der Innenausbau aber in Eigenregie erfolgt. 

Grundsätzlich können Sie für ein bezugsfertiges Tiny House mit 15 bis 35 Quadratmeter Wohnfläche mit Kosten zwischen 25.000 und 65.000 Euro rechnen. Singles, die mit sehr wenig Wohnraum auskommen, können für ein schlüsselfertiges Minihaus mit einer acht Quadratmeter großen Wohnfläche etwas weniger als 15.000 Euro veranschlagen – allerdings sind das nur Richtwerte. 

Rechtliche Vorschriften
Hinsichtlich der rechtlichen Lage unterscheiden sich die Bauvorhaben nicht wesentlich voneinander: Bei jedem Bauprojekt – egal ob stationär oder auf Rädern – ist das Einholen einer Baugenehmigung und die Gestaltung vor dem Hintergrund eines Bebauungsplans wesentlich. Denn: man möchte dauerhaft darin leben und dann bleibt die Beachtung dieser Regularien nicht aus. Auch beim Kauf eines fertigen Tiny Houses, das theoretisch nur noch auf dem eigenen Grundstück platziert werden muss, sollten diese Vorschriften unbedingt beachtet werden! Was Sie als Bauherr in spe zudem wissen sollten: Auch in Bezug auf das Grundstück entstehen Kosten: Neben der finanziellen Aufwendung für das Grundstück und die Grundstückserschließung sind das die Baunebenkosten inklusive der Versicherungen.

Sollten Sie hingegen ein fertiges Tiny House erwerben, das zum Verkauf angeboten wird und bereits auf einem Pacht- oder Kaufgrundstück steht, benötigen Sie diese Amtsgänge nicht. Wenn Sie Ihr Tiny House auf der Straße etwa zu seinem zukünftigen Standplatz bewegen möchten, kommen Sie nicht um eine Straßenverkehrszulassung herum. Beim Kauf eines fertigen Tiny Houses liefert der Hersteller idealerweise einen Kfz-Brief mit.

Sie sollten auf jeden Fall grundsätzlich beachten, dass ein Tiny House auf einem Anhänger für eine Straßenzulassung in Deutschland ganz spezielle Anforderungen erfüllen muss. Das fertige Tiny House darf maximal vier Meter hoch und bis 2,55 Meter breit sein. Außerdem darf das fertige Haus inklusive fahrbarem Untersatz nicht mehr als 3.500 Kilogramm wiegen. Dann können Sie das mobile Haus mit einem Führerschein der Klasse BE bewegen. Andernfalls dürfen Sie das Tiny House nur per Tieflader transportieren.

Selbst bauen: Wie gehe ich vor?
Zum Glück gibt es ja das Internet: Mittlerweile finden Sie dort sowohl Videokurse als auch Workshops, in denen gezeigt wird, wie Sie sich Schritt für Schritt den Traum vom eigenen Tiny House erfüllen können. Im Netz finden Sie außerdem Baupläne und Grundrisse für selbst gebaute Minihäuser. Einige davon sind sogar kostenlos – jedoch ist der Aufbau meist deutlich komplizierter, als es der Bauplan vermuten lässt. Wenn Sie also mehrere Jahre lang etwas von Ihrem Tiny House haben wollen, dann sollten Sie zumindest teilweise professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Was zeichnet einen guten Tiny House-Bauplan aus?
Ein guter Bauplan bietet eine genaue Übersicht über die benötigten Materialien sowie die ungefähren, zugehörigen Kosten. Es sollten möglichst viele Fotos und Illustrationen enthalten sein, sodass der Aufbau nicht zum Ratespiel wird. Ebenfalls praktisch sind Erklärvideos zu den einzelnen Bauschritten. Prüfen Sie grundsätzlich immer, ob sich die Ausführungen nur auf den Rohbau beschränken oder auch detailliert auf den Innenausbau eingegangen wird. Achtung: Oftmals können amerikanische Anleitungen nicht einfach so für Europa verwendet werden, da die Straßenvorschriften nicht übereinstimmen und möglicherweise auch die Fahrzeuganhänger anders konstruiert sind.

Tiny House beim Hersteller kaufen
Wenn Sie nicht selbst oder nur teilweise anpacken möchten, können Sie sich Ihr Tiny House aber auch kaufen bzw. bauen lassen. In Deutschland gibt es immer mehr Hersteller, die Minihäuser anbieten – das kostet wie gesagt aber deutlich mehr. Wenn sie jedoch aus zeitlichen oder gesundheitlichen Gründen ein so großes Projekt nicht selbst realisieren können und über genügend finanzielle Mittel verfügen (oder eine Finanzierung über ein Darlehen in Betracht ziehen), ist dies natürlich der deutlich schnellere Weg. Im Gegensatz zum Selbstbau kann das Tiny House dann nämlich durchaus schon in drei Monaten schlüsselfertig übergeben werden.

Mehrere Varianten
Hersteller bieten unterschiedliche Varianten von Tiny Houses an, was beispielsweise die Individualität und den Fertigstellungsgrad der Häuschen angeht. Am gängigsten ist ein vorgefertigtes Tiny House: Das bedeutet, die Häuschen haben ein vorgegebenes Design bzw. Aussehen. Wenn Sie auf eine gewisse Individualität aber nicht verzichten möchten, suchen Sie sich einen Hersteller, der maßgeschneiderte Tiny Houses anbietet. 

Einige Produzenten bieten auch einen vorgefertigten Rohbau-Bausatz an, den man mit relativ überschaubarem Aufwand selbst zusammensetzen kann. Solch ein Bausatz ist üblicherweise so konstruiert, dass keine teuren oder großen Hilfsmittel, wie z.B. ein Gabelstapler, benötigt werden. 

Schlüsselfertig, bezugsfertig oder möbliert?
Diese Bezeichnungen werden Ihnen oft begegnen, wenn Sie sich nach Minihäusern umschauen. Sie alle beschreiben in der Regel ein fertiges Tiny House. Was genau bzw. welcher Fertigstellungsgrad sich hinter den jeweiligen Begriffen verbirgt, kann sich dennoch von Anbieter zu Anbieter unterscheiden. Daher sollten Sie die Details unbedingt zuvor mit dem Hersteller abklären.

Eine weitere Möglichkeit ist es, ein gebrauchtes Tiny House von Privatpersonen zu erwerben. Weil das Interesse an Tiny Houses in Deutschland schon seit mehreren Jahren besteht, gibt es mittlerweile einige Menschen, die ihr Häuschen wieder verkaufen möchten – zum Beispiel auf eBay Kleinanzeigen.

Tipps für die Inneneinrichtung
Aufgrund der räumlichen Enge im Inneren des Minihauses, sollten Sie auf reine Deko-Gegenstände größtenteils verzichten und lieber praktikable Möbelstücke verwenden. Empfehlenswert sind außerdem improvisierte Treppenstufen an der Wand ohne Geländer und schmale Schubladen unter Einbauschränken oder Regalen, die nicht bündig enden. Weitere kreative Ideen zum Platzgewinn im Tiny House: Ein Tisch, der bei Nichtgebrauch durch Hochklappen an der Wand befestigt wird sowie aufblasbare Betten, die tagsüber für einen Arbeitsplatz Platz machen.

Tiny House als Anbau
Eine Alternative ist es, sich ein Tiny House als Anbau an das Haus zu stellen. Dorthin können dann einige Räume einfach ausgelagert werden. Auch hierbei müssen allerdings die bereits genannten Vorschriften eingehalten werden. Zudem ist darauf zu achten, dass die Mindestabstände zu den Nachbarn eingehalten werden.

Fazit
Immer mehr Leute träumen davon, in einem sogenannten Tiny House zu wohnen. Diese Minihäuser können entweder selbst gebaut oder gekauft werden – beide Varianten haben letztendlich ihre Vor- und Nachteile, die vorher genau abgewogen werden sollten. Ein wichtiges Entscheidungskriterium ist das handwerkliche Geschick, das bei einem Bau in Eigenregie vorliegen sollte. Meist ist das der kostengünstigere Weg, allerdings gibt es in beiden Fällen verschiedene Vorschriften zu beachten.|Text: Vera Mergle

Einen Zusammenfassung der Vor- und Nachteile finden Sie in unserem e-paper auf Seite M10: https://www.trendyone.de/magazin

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