Wohnen im Schiffscontainer

Der neue Bautrend aus den USA

Weltweit gibt es über 20 Millionen Schiffscontainer. Viele davon werden nicht mehr benötigt, sind nicht einsatzfähig und werden nicht für ihren eigentlichen Zweck genutzt. Doch wohin mit all diesen Metallwalzen? Ein neuer Trend aus den USA ist das Upcycling dieser Transportcontainer zu modernen Wohnräumen: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es immer mehr Menschen, die sich ihren Traum vom Eigenheim im Container verwirklichen. Doch wie sehen Bauprojekte aus den recycelten Boxen eigentlich aus und sind sie wirklich so nachhaltig und kostengünstig wie beschrieben?

Was ist ein Containerhaus? 

In erster Linie bezeichnet der Begriff Containerhaus den Umbau von einem ehemaligen Seefrachtcontainer zum voll ausgestatteten Wohnraum. Praktisch daran ist, dass Seecontainer immer gleich gebaut sind: 12 Meter lang, 2,5 Meter breit und knapp 3 Meter hoch. Sie sind außerdem überall erhältlich – ein Rohstoff, der nie ausgehen wird, solange sich die Menschen ihre Konsumgüter über den ganzen Globus verschiffen lassen.  Gefertigt sind sie aus Stahl, der dem späteren Gebäude den angesagten Industrialstyle verleiht, insbesondere, wenn sich das Material durch Wind und Wetter rostig verfärbt hat. Die Bauten aus Containern treffen auch aus anderem Grund den Nerv der Zeit: Wenn es darum geht, die Wohnungsnot in den Metropolen zu lindern, wird gerne stapelbare, schnell aufgestellte Architektur eingesetzt. Im Berliner Stadtteil Treptow gibt es mittlerweile ein ganzes Studentenwohnheim, das aus Frachtschiffcontainern besteht. Doch lässt sich der Schiffscontainer auch im privaten Bereich gut als Eigenheim oder Ferienhaus einsetzen?

Vorteile des Trends

Immer öfter wollen Leute, die eigentlich genug Geld haben, in Containern wohnen. Grund dafür, sich in riesigen US-Metropolen oder in den New Yorker Hamptons Containerhäuser aufstellen zu lassen, findet man in den Vorteilen der Containerbauweise: Sie sind transportabel, stabil und günstig gebraucht zu bekommen. Außerdem ist eine kreative, individuelle Gestaltung möglich: Ob mehrgeschossig und mit Außenpool oder einer großen Fensterfront – die Käufer können die Container leicht verändern und anpassen lassen. Auch die Verkleidung der Stahlwände mit anderen Materialien wie Holz ist möglich. Viele Bewohner sind auch von ihrem Containerhaus überzeugt, weil es sowohl hurricane- als auch erdbebensicher ist – ein unschlagbares Argument in den USA. Heute ist außerdem die Flexibilität von Bedeutung: Eine Hauserweiterung ist beispielsweise kein Problem, man baut einfach einen Container hinzu oder mehrere Container aufeinander, um die Decken zu erhöhen. Möchte man umziehen, sorgen viele Anbieter auch für den Umzug des kompletten Containerhauses. Im Gegensatz zum normalen Hausbau passiert zudem alles vorab, d. h. das Streichen, der Ausbau und die Verkleidung der Wände werden bei den Bauunternehmern durchgeführt. So dauert der Aufbau vor Ort dann nur wenige Tage. Einen gebrauchten Container kann man übrigens auch in Deutschland für 1.500 bis 4.500 Euro relativ günstig erwerben. Fertig ausgestattete Containerhäuser sind dagegen ab 15.000 Euro erhältlich. Nach oben hin sind die Grenzen offen. Hier kommt es auf die Anzahl der kombinierten Container und den Aufwand für die Innenausstattung an.

Nachteile

Neben den Vorteilen gibt es auch Gründe, die gegen den Bau mit Schiffscontainern sprechen. Das Recyceln der Container mag nachhaltiger sein als Alternativen, sehr umweltschonend ist es jedoch nicht, wenn die Container (laut Süddeutscher Zeitung) in China produziert und mit Schiffen und Lastwagen nach Berlin verfrachtet werden. Hinzu kommt während der Nutzung, dass die Container aufgrund ihres speziellen Materials zum einen gut gedämmt und zum anderen entweder gekühlt oder geheizt werden müssen. 

Während das Wohnen in mobilen Containern in den USA für viele Menschen Normalität ist, benötigt man in Deutschland wie für jedes andere Gebäude eine Baugenehmigung des zuständigen Bauamts. Auf Randgrundstücken und Dauerstellplätzen ist diese oft leichter zu bekommen als in reinen Wohngebieten. Dort richtet man sich in erster Linie nach dem bereits bestehenden Bebauungsbild. Generell bestimmt die Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes, welches Gebäude an welcher Stelle errichtet werden darf.

So modern und praktisch das Konzept Containerhaus klingt, so detailliert will aber auch der Bau geplant sein. Bauliche Richtlinien sowie Statik und Materialeigenschaften des Rohstoffes „Schiffscontainer“ stellen jeden Bauherrn vor gewisse Herausforderungen. Wer sie meistert und viel Kreativität und Zeit ins Detail investiert, kann sich jedoch ein mobiles, flexibles und außergewöhnliches Eigenheim schaffen.