Zukunftstrend: Nachhaltiges Bauen

Die grüne Revolution im Bauwesen

Beim nachhaltigen Bauen wird der gesamte Bauprozess im Sinne der Nachhaltigkeit gestaltet – was alles genau dazu zählt, welche natürlichen Bau- und Dämmstoffe es gibt und warum das Ganze so viele Vorteile hat, erklären wir Ihnen hier.

Umweltschutz wird in allen Bereichen des Lebens immer wichtiger – und macht auch vor dem Bauwesen nicht Halt. So ergab eine Jahresanalyse des Marktdatenspezialisten BauInfoConsult, dass Nachhaltigkeit und Energieeinsparung bzw. -effizienz laut Bauakteuren zu den Top 5-Bautrends 2021/22 zählen. Schließlich machen die CO2-Emissionen aus diesem Bereich bis zu ein Viertel der Treibhausgasemissionen in Deutschland aus! Das gilt zumindest, wenn die gesamten Energieaufwendungen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes mit einberechnet werden. Bis 2050 sollen die Gebäude hierzulande jedoch komplett klimaneutral errichtet und bewirtschaftet werden.

Grundlagen nachhaltiges Bauen

Was bedeutet nachhaltiges Bauen?

Nachhaltigkeit ist zunächst einmal wie ein Handlungsprinzip verstehen. Es bedeutet, vorausschauend und verantwortungsbewusst mit den (begrenzten) Ressourcen der Erde umzugehen. Nachhaltiges Bauen heißt also, dass alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden, um Ressourcen zu schonen und den Energieverbrauch zu senken. Es sollen dabei alle Lebenszyklusphasen eines Bauwerks gleichermaßen mit einbezogen werden. Das nachhaltige Bauen umfasst demnach alle Bereiche von der Auswahl des Grundstücks (ist am Standort ausreichend Sonne vorhanden? reicht die Infrastruktur auch im Alter?) über die Architektur und Energie-, Wasser-, Materialeffizienz, den Betrieb, die Instandhaltung und die Abfallvermeidung bis hin zum ressourcen-effizienten Betrieb und schließlich der Dekonstruktion nach einer Nutzungszeit von etwa 50 bis 100 Jahren.

Weil der Begriff Nachhaltigkeit oftmals schwer zu greifen ist, kann er nach dem „Drei-Säulen-Modell“ in drei große Bereiche bzw. Dimensionen unterteilt werden: die ökonomische, die ökologische und zuletzt die sozial-kulturelle Dimension. Für das Bauwesen hat das folgende Bedeutung:

• Ökologisch: Beim Bau eines Gebäudes sollen natürliche, umweltfreundliche und schadstofffreie Materialien eingesetzt werden. Die Auswirkungen auf die Umwelt, die mit dem Bau, der Nutzung und dem Abbau des Hauses verbunden sind, sollen möglichst gering ausfallen. Es wird zudem sparsam mit Energie umgegangen bzw. wird diese beispielsweise durch eigene Photovoltaik-Anlagen selbst erzeugt. Auch die Herstellung der Baustoffe spielt eine wichtige Rolle. Zusammengefasst sollte ein möglichst geringer ökologischer Fußabdruck hinterlassen werden.

• Ökonomisch: Die Kosten für das Eigenheim insgesamt, also über die gesamte Nutzungsdauer gesehen, sollen möglichst gering ausfallen. Bereits während der Bauplanung und -ausführung wird eine Kostenreduktion angestrebt, dazu zählen später auch die Betriebskosten während der Nutzungsphase. Insgesamt wird langfristig gesehen ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis angestrebt, gleichzeitig soll Verschwendung minimiert werden. Wer nachhaltig baut, spart also langfristig gesehen viel Geld ein!

• Sozial: Dieser Punkt stellt das Wohlbefinden der Menschen in den Vordergrund: Der Wohnkomfort für die Bewohner soll möglichst hoch sein, etwa durch viel Tageslicht im Gebäude. Nachhaltige Bauwerke setzen vor allem auf einen gestalterischen Mehrwert sowie eine durchdachte Funktionalität, die das gesamte Stadtbild beleben. Insgesamt soll für Schutz und Erhalt der menschlichen Gesundheit gesorgt werden. 

Was gehört zu einem nachhaltig gebauten Haus?

Ein nachhaltig gebautes Haus sollte einen niedrigen Energiebedarf haben, was wiederum Heizkosten spart. Idealerweise ist es ein sogenanntes Passivaus, mindestens jedoch ein Niedrigenergiehaus. Ein Niedrigenergiehaus (auch: Effizienzhaus) weist dank einer modernen Bauweise und energiesparender Technik eine höhere Energieeffizienz auf als vom Gesetzgeber vorgegeben. Das Passivhaus ist eine Art Weiterentwicklung davon und benötigt noch weniger Energie – der Heizwärmebedarf liegt höchstens bei 15 kWh/ m² und Jahr. Beim Niedrigenergiehaus liegt er bei weniger als 50 kWh/ m² und Jahr, dafür sind hier die Baukosten etwas geringer.

Um den Bedarf an Energie zu reduzieren, ist eine gute Wärmedämmung unabdingbar, im besten Fall werden dabei auch noch ökologische Dämmstoffe verwendet – doch dazu später mehr. Wichtiger ist zunächst, wie die benötigte Energie erzeugt wird: Bei einem nachhaltig gebauten Haus sollte das möglichst umweltfreundlich geschehen, also durch regenerative Energiequellen. Dazu zählen unter anderem Wasser, Wind, Sonne, Geothermie oder Biomasse. Diese Quellen erzeugen nicht nur deutlich weniger klimaschädliche Emissionen, sondern sind auch weitestgehend unabhängig von begrenzten Rohstoffen wie beispielsweise Erdgas oder Erdöl. Im Optimalfall sorgen die Besitzer eines nachhaltig gebauten Hauses selbst für ihre Energieversorgung. Möglich ist dies etwa durch den Einbau von Sonnenkollektoren auf dem eigenen Dach.

Ein weiterer Punkt sind ökologische Baustoffe. Beim nachhaltigen Bauen sollen vergleichsweise wenig Ressourcen verbraucht werden. Um Rohstoffe zu sparen, können Bauherren recyclingfähige Baustoffe verwenden, bestenfalls Naturbaustoffe aus der Region mit kurzen Transportwegen. Wie bereits erwähnt, ist eine langfristige Optimierung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses beim nachhaltigen Bauen zentral. Daher werden auch hochwertige, langlebige Baustoffe verwendet. Sie sind in der Regel etwas teurer, jedoch rechnen sich die Kosten hochgerechnet auf die Lebensdauer. Zuletzt steht die Gesundheit der Hausbewohner im Mittelpunkt: Es wird stets auf schadstofffreie Materialien geachtet.

Nachhaltige Baustoffe

Wie nachhaltig ein Haus letztendlich ist, hängt stark von den verwendeten Baustoffen ab. Hier empfehlen sich besonders Naturbaustoffe: Sie sind günstig, regional, recyclingfähig und wachsen nach. Manchmal geht es nicht ganz ohne nicht-nachhaltige Baustoffe wie beispielsweise Beton, jedoch sollten diese bei einem nachhaltigen Haus so wenig wie möglich zur Verwendung kommen. Schließlich gibt es eine Vielzahl an natürlichen Alternativen. An erster Stelle ist hier Holz zu nennen: Es ist das ideale nachhaltige Baumaterial. Holz ist nicht nur ein nachwachsender, heimischer Rohstoff, sondern kann im Hausbau sehr vielseitig verwendet werden. Außerdem kann Holz Wärme und Feuchtigkeit speichern, was sich wiederum positiv die Gesundheit und das Raumklima auswirkt. Es ist darüber hinaus zu 100% bio-recyclebar (Ausnahme: verleimte Holzelemente) und CO2-neutral.

Doch es gibt noch weitere nachhaltige Baustoffe mit positiven Eigenschaften. Beispielsweise wird Lehm vor allem als Wandbaustoff verwendet, da er sich einfach abbauen und verarbeiten lässt. Der Baustoff ist schadstofffrei und verbessert das Wohnklima, weil er ebenfalls die Fähigkeit hat, Wärme und Feuchtigkeit zu speichern. Natursteine werden wiederum in Haus und Garten oftmals als Bodenbelag eingesetzt. Dabei ist Granit besonders beliebt, weil der Naturstein sehr kratz- und frostbeständig ist. Für die Dachdeckung kommt eher Schiefer zum Einsatz, der wetterfest ist und sich leicht von Hand bearbeiten lässt. Besonders an der Nord- und Ostseeküste kommt Reet zum Einsatz, also getrocknetes Schilfrohr. Während es im Winter dämmt, schützt der Rohstoff im Sommer vor Wärme, jedoch kann er sich bei Trockenheit auch schnell entzünden. Das gilt auch für Stroh, das aber ansonsten mit einer guten Dämmfunktion punkten kann. Außerdem ist es leicht recyclebar und sehr günstig.

Sie sind neugierig geworden? 

Den vollständigen Artikel finden sie hier