7. Isnyer Guggennacht im Allgäu

Monsterkonzert zum 30-jährigen Jubiläum der Katastrophenband

Achtung, jetzt wird’s schräg: In der Fastnacht ziehen im Allgäu die Guggenmusiken durch die Gassen. Die Kapellen mit den üppigen, bunten Kostümen, den riesigen Bässen und den gewaltigen Schlagwerk-Wägen sorgen in Isny im Allgäu gleich auf zwei Events für ein pompöses Getöse: Fast zwei Dutzend Kapellen bis aus dem Schwarzwald und der Schweiz werden bei sogenannten Monster-Konzerten im Januar und im Februar erwartet.

Geprägt von extrem viel Rhythmus spielen die knapp 50 Musikanten auch in dieser Saison wieder eine Mischung mitreißender Titel aus Pop, Rock, Hip-Hop, Reggae, Filmmusik und sogar Techno. „Bei der Guggenmusik werden die Stimmen Bass, Posaune, Trompete und Schlagwerk neu arrangiert.“ So entstehen ungewöhnliche Cover-Songs. Nur der „Gugga-Blues“ sei komplett selbst komponiert – aus einer Laune heraus mit einem Solo für jedes Blasinstrument.

Bei diesem Stück stehen die Musiker oft mitten im Publikum auf den Tischen oder suchen sich andere ungewöhnliche Orte. So schwappt die Begeisterung für die voluminösen Töne über mehrere Ebenen auf das Publikum über: „Man hört, spürt und sieht die Botschaft. Das ist nonverbale Kommunikation und eine multisensorische Erfahrung. Nicht zu vergleichen mit Musik von einer CD“, erklärt der Hirnforscher Prof. Lutz Jäncke von der Universität in Zürich. Der gebürtige Rheinländer ist zwar selbst kein echter Fan, schätzt aber die schillernd „bunten Farbkleckse“, die die Guggenmusiken in den Umzügen darstellen. „Bei so extremen Rhythmen hört der Mensch das Denken auf und automotorische Bewegung setzt ein.“

Josef Hodrus weiß genau, was der Wissenschaftler meint: „Guggenmusik kann man nicht gut erklären, das muss man erleben: Das bunte Kostüm, die schnellen Schlagwerke auf Rädern, die Bässe mit ihren großen, nach vorne ausgerichteten Trichtern – das funktioniert nur live.“ Aufgrund dieser Faktoren sind sich die Musikforscher einig: Guggenmusik passt in keine Schublade. Manche sprechen sogar von einer ganz unabhängigen Musikgattung.

Jeder einzelne Auftritt sei echter „Hochleistungssport“ für jeden Musiker, erzählt Josef Hodrus aus jahrelanger Erfahrung. „Da musst du richtig pressen. Du bewegst dich. Die Masse geht mit. Das ist Adrenalin pur.“ Über den musikalischen Leiter im Vordergrund gehe die ganze Energie der Gruppe von der Bühne auf das Publikum über.


Das werden am 23. Februar wieder mehrere Tausend Gäste bei der 7. Isnyer Guggennacht erleben. „Bei dem Event, das nur alle fünf Jahre stattfindet, ist die Stadt immer rappelvoll“, freut sich der aktive Vorsitzende des Vereins Michael Motz über den gewaltigen Zuspruch. Die Leute würden hinter der Gruppe stehen, die immer laut und wild spielt, aber eben auch einen sympathischen Kontakt zum Publikum aufbauen kann. „Wir haben durch alle Bevölkerungsschichten eine großartige Resonanz: vom Kindergartenkind bis zum Opa.“