Das Bosch ABS beim eBike im Test

Innovation im Test

Was bereits seit vielen Jahren serienmäßig in Automobilen verbaut ist startet seit dem letzten Jahr auch auf dem deutschen eBike Markt: das Anti-Blockier-System (kurz ABS). Es verhindert das Blockieren der Räder bei einer Vollbremsung und soll dem Fahrer somit das nötige Sicherheitsgefühl bei der Fahrt ermöglichen. Doch funktioniert das tatsächlich auch bei Zweirädern und wie kostspielig ist dieses Extra für Ihr eBike? TRENDYone hat das ABS System von Bosch genauer unter die Lupe genommen und einem Test unterzogen.

Das vergangene Jahr war ein fantastisches Jahr für die deutsche Fahrradindustrie. Die Branche verkaufte knapp 4,2 Millionen Fahrräder und E-Bikes, knapp neun Prozent mehr als im Vorjahr, der Umsatz stieg um mehr als 16 Prozent auf rund drei Milliarden Euro. Grund für die Umsatzsteigerung ist vor allem der Erfolg der E-Bikes - von ihnen verkaufte die Branche im vergangenen Jahr 980.000 Stück. Doch durch die hohen Geschwindigkeiten, die mit eBikes erreicht werden können, erhöht sich natürlich auch die Unfallgefahr auf Deutschlands Straßen. Dagegen soll nun das bereis seit Jahren bei Automobilen angewandte Modell des ABS Systems Abhilfe schaffen. 

Bosch ist Pionier

Seit dem Herbst 2018 bietet Bosch als weltweit erster Hersteller das serienreife ABS System für Pedelecs und vollautomatische eBikes an. Vervbaut wurde das System bisher jedoch bei einer überschaubaren Anzahl von Herstellern von Trekking- und Citybikes wie Centurion, Flyer, Haibike, KTM, Rise&Müller, Zemo und E BIKE Advanced. Für rund 500 Euro kann das 800 Gramm schwere fünfteilige Set bei den oben genannten Herstellern bei Bestellung zusätzlich instaliert werden. Dieses besteht aus einer Kontrolleinheit, einer Kontrolleuchte,
zwei Radgeschwindigkeitssensoren (am Vorder- und Hinterrad), zwei ABS Sensoren und einer Magura Bremse „CMe ABS“. Ab einer Geschwindigkeit von 6 km/h aktiviert sich das System automatisch. In Kombination mit dem Performance Line CX Motor, dem dazugehörigen Ladegerät „Fast Charger“ und dem „Kiox“ Display kann das System verbaut werden. Doch was ist der Sinn und Zweck dieser zusätzlichen Anschaffung? Ganz klar: Fahrsicherheit. Die Gefahr der E-Biker beim Fahren wegzurutschen oder sich zu überschlagen, soll vermindert und damit auch die gesamte Anzahl der Pedelec Unfälle im Straßenverkehr reduziert werden. 

Fokus auf die Sicherheit

Und so funktioniert’s: Der Raddrehzahlsensor überwacht beide Räder. Tatsächlich fokussiert sich das ABS nur auf das Vorderrad, das bei zu starkem Abbremsen blockiert. 
Das sogenannte Anti-Blockier-System soll in dieser Situation helfen, schneller in einen sicheren Stand zu gelangen. Dies gilt auch bei einem nassen, rutschigen Untergrund oder auf Kies. Denn die Kontrolle über das eBike kann oftmals durch ein Überbremsen des Vorderrades verloren gehen. Die Konsequenz kann das Abheben des Hinterrades und meist auch der Überschlag des Fahrers über den Lenker sein. Glaubt man der Unfallforschung des Herstellers Bosch, wird durch dieses System jeder vierte Pedelec Unfall verhindert. 

TRENDYone testet das ABS-System 

Ein ABS-System am Fahrrad? Das hört sich zunächst komisch an. Wir haben den Test gemacht und zwei eBikes von Flyer E-Bikes miteinander verglichen. Beide Modelle verfügten über den Bosch Powerpack 500 Motor, mit dessen Akkudauer Strecken von 90 bis zu 120 Kilometer am Stück zurückgelegt werden können. Doch wie schneidet die ABS Bremse im Gegensatz zur normalen Bremse ab?

Zunächst sollte erwähnt werden, dass es sich hierbei um einen Selbsttest handelte, durch den das Team der Redaktion einen Eindruck von der Funktionsweise des ABS bekommen wollte, ohne dabei penibel Geschwindigkeiten oder Abstände gemessen zu haben. Der Fokus lag dabei auf der Betrach
tung der Vorderräder beider Modelle. Grundlegend muss erwähnt werden, dass es sich bei beiden E-Trekking Rädern um eBikes aus der hochpreisigen Kategorie handelt. Der Schweizer Hersteller Flyer gehört damit zu den Wegbereitern der Neueinführung des Bosch ABS Sytems. Somit hebt sich die sichtbare Bremsleistung beider Modelle im Vergleich nur minimal voneinander ab.

Der Teststreckenvergleich

Gefühlsmäßig allerdings schon, vor allem auf Untergrund wie Schotter oder Kies. Das eBike ohne ABS zeigte hier zwar eine gute Bremsleistung, das Ausschlagen des Vorderreifens war aber trotzdem deutlich sichtbar, nachdem beide Testpersonen vorher auf 20 km/h beschleunigt hatten. Bei einer Vollbremsung auf Schotter oder Asphalt war genauestens spürbar, wie das System des ABS arbeitet. Immer wenn das Vorderrad bei einer Vollbremsung zu blockieren und damit die Haftung zu verlieren drohte, gab das ABS System die Bremsscheibe ein kleines bisschen frei und griff direkt im Anschluss wieder zu. Dieser Vorgang wiederholte sich so lange, bis das Rad zum Stehen kam. Wir bedanken uns beim Gehl Rad Center in Augsburg, das uns freundlicherweise die beiden eBikes und die Helme zu Testzwecken zur Verfügung gestellt hatte. 

Unser Fazit:
Alleine die Tatsache, dass das Anti-Blockier-System die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht, spricht unserer Meinung nach für das System, das sich auch im Test als sehr zuverlässig erwiesen hat. Nach anfänglichem Herantasten gewöhnt man sich schnell an die Reaktion der beiden Bremsen. Negativer Gesichtspunkt des ABS Systems ist auf jeden Fall die Auffälligkeit in Größe und Gewicht. Ob sich diese Faktoren in den Jahren nach der Markteinführung noch ändern werden, bleibt ungewiss. Der Preis von 500 Euro mag zwar zunächst sehr teuer erscheinen. Durch die Komplexität der Technik ist das eBike allerdings sicherheitstechnisch bestens gerüstet und somit ist das ABS seinen Preis wert. Einen psychologisch wertvollen Faktor im Straßenverkehr hinterlässt das ABS auf jeden Fall.