Albtraum Einbruch: Prävention, Versicherung und Fakten

„In Bayern leben heißt sicherer leben.“

Ein zerschlagenes Fenster, eine aufgebrochene Tür, herausgerissene Schubladen und zerstörte Gegenstände: Bestimmt hat sich dieses Szenario jeder schon einmal vorgestellt und mit einem Gefühl von Unsicherheit die Haustür lieber noch ein zweites Mal abgesperrt. Ein Wohnungseinbruch passiert schneller, als man denkt. Wie man sich am besten dagegen schützt und wie sicher wir in der TRENDYone-Umgebung wirklich sind, haben wir für Sie zusammengefasst.

Aktuelle Zahlen

Insgesamt wurden 2016 in Bayern 614.520 Straftaten begangen, dies zeigt die im März 2017 veröffentlichte Kriminalstatistik des Bayerischen Staatsministeriums des Innern. Damit stieg die Zahl im Gegensatz zum Vorjahr um 3,3%.

Bei den Wohnungseinbrüchen blieb die bayernweite Zahl jedoch nahezu unverändert. Knapp 7.500 Mal wurde in Wohnungen eingebrochen bzw. ein Einbruch versucht. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl kommen auf 100.000 Einwohner in Bayern damit 58 Wohnungseinbrüche, das ist der niedrigste Wert in der Bundesrepublik Deutschland. Fast zwei Drittel aller Straftaten würden zudem aufgeklärt, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann laut der Süddeutschen Zeitung. Er könne daher mit Stolz weiterhin sagen: „In Bayern leben heißt sicherer leben.“ 

Auch im Norden Schwabens ist die Bilanz gut, durch eine stärkere Überwachung und mehr Prävention konnte die Aufklärungsquote deutlich um 28,5% verbessert werden. Hier sank die Zahl der registrierten Einbrüche um 91 Fälle bzw. 14,2% auf 550. 2015 gab es noch 641 Wohnungseinbrüche. Herausragend ist die Tatsache, dass 43,1% aller Einbrüche im Versuchsstadium stecken blieben.

In Süd-West-Schwaben sieht die Sache allerdings anders aus: Während bayernweit die Einbruchszahlen zweimal in Folge sanken, stiegen sie in Schwaben Süd/West um ein Viertel an. Mit 503 Fällen lag die Wohnungseinbruchkriminalität dort um 25,4 % über dem Wert des Vorjahres. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West weist also die bayernweit höchste Steigerungsrate auf. Das bereitet Sorge: „Trotz einer Vielzahl an Präventionsmaßnahmen und umfassender Kontrollaktionen ist es uns nicht gelungen, eine weitere Steigerung der Wohnungseinbruchszahlen zu verhindern. Hier wird auch in Zukunft unser volles Engagement gefordert sein,“ so Albert Müller, Leiter der Kriminalbekämpfung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Wie kann ich mich schützen?

Wir leben in Bayern also sehr sicher, trotzdem gibt es  Möglichkeiten und Verhaltensweisen, um die eigene Sicherheit und die der Wohnung aufrechtzuerhalten. Das fängt – neben dem selbstverständlichen Abschließen von Türen und Fenstern – schon bei kleinen Dingen an: Die Nachbarschaft. In einer guten Nachbarschaft fühlen sich die Menschen auch mehr verantwortlich für das, was um sie herum geschieht und sind aufmerksamer. Einbrecher, Diebe und Betrüger haben hier kaum eine Chance. Also ruhig am Abend Mal bei den Nachbarn klingeln und sie zum Grillen einladen! Es kann auch hilfreich sein, Anwesenheit zu simulieren, wenn man eigentlich unterwegs ist. Brennende Lichter oder laufende Musik schrecken die meisten Einbrecher ab. Außerdem sollte man das Haus oder die Wohnung nie verlassen, ohne vorher eventuelle Sicherheitstechniken angeschaltet zu haben.

Alarmanlage und Co.

Doch welche Sicherheitstechniken sind sinnvoll? Experten raten in erster Linie zu einem mechanischen Einbruchschutz: Fenster, Türen und Kellerschächte sollten immer mit Zusatzschlössern gesichert werden, damit Eindringlinge erst gar keine Chance haben, ins Haus zu gelangen. Das A und O ist deshalb eine einbruchsichere Haustür. Zur Standardausstattung sollten eine Mehrfachverriegelung, ein Sicherheitsbeschlag und ein aufbohrsicherer Schließzylinder gehören. Bei der Mehrfachverriegelung wird die Tür an mehreren Punkten gesichert, je nach Modell mit drei, fünf oder sieben Sperrelementen. 

Schnell und einfach geschützt sind Türen und Fenster mit einem batteriebetriebenen Alarm-Türstopper. Er sieht aus wie ein normaler Keil-Türstopper und wird hinter die Tür oder das Fenster gelegt. Versucht jemand, die Tür zu öffnen, ertönt ein Alarm, der rund 120 Dezibel stark ist – das ist so laut wie ein Presslufthammer! Diese kleinen Helfer gibt es für um die 20 Euro. Um  Fenster, Balkon- und Terrassentüren gegen Einbruch zu sichern, sind abschließbare Fenstergriffe eine kostengünstige Investition. Markenmodelle gibt es schon ab 10 Euro, die Preise variieren je nach Sicherheitsstandard. In Privathaushalten können mit mechanischer Sicherheitstechnik bis zu 90% der Einbrüche verhindert werden. Sie sollte also der Grundschutz sein, zusätzlich kann man natürlich noch zu elektronischem Einbruchschutz greifen.

Während mechanische Maßnahmen vor allem einbruchhemmend wirken, dient die elektronische  Installation vorwiegend der Einbruchmeldung an Polizei bzw. Sicherheitsfirma oder als optische und akustische Abschreckung. Die Auswahl  reicht hier vom einfachen Bewegungsmelder im Garten (für ungefähr 10 Euro erhältlich)  über das elektrische Zahlenschloss an der Haustür bis hin zu komplexen Einbruchmeldeanlagen inklusive Lichtschranken und Überwachungskameras. Welches System für Sie nötig ist und was der Einbruchschutz kostet, hängt immer auch von der persönlichen Wohnsituation, dem zu schützenden Vermögen und der individuellen Investitionsbereitschaft ab. Ab einer bestimmten Komplexität muss man den Einbau der Schutzanlagen einem qualifizierten Fachbetrieb übertragen. 

Finanzierung von Einbruchschutz

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet für Privatpersonen, die ein selbstgenutztes oder vermietetes Haus energieeffizient sanieren oder altersgerecht umbauen, Fördermaßnahmen.

Wer Maßnahmen zum Einbruchschutz durchführen lässt, erhält je nach Höhe der Investitionskosten Zuschüsse von mind. 50 bis max. 1.500 Euro. Wer zusätzlich Maßnahmen zur Barrierereduzierung umsetzt, erhält einen erhöhten Zuschuss je nach Höhe der Investitionskosten von mind. 200 bis max. 6.250 Euro. Bei allen Maßnahmen sind sowohl Materialkosten als auch Handwerkerleistungen förderfähig. Voraussetzung für die Förderung: Der Antrag muss vor dem Beginn der Baumaßnahmen über das KfW Zuschussportal (www.kfw.de) gestellt werden.

Vermieter können übrigens sowohl Material- als auch Handwerkerkosten, die bei der Installation von Einbruchsicherungstechnik anfallen, steuerlich absetzen. Mieter können dies ebenfalls mit den Lohnkosten für den Einbau von Sicherheitsschlössern. Informationen gibt es beim zuständigen Finanzamt.

Worst Case: Einbruchdiebstahl

Aber was tun, wenn der schlimmste Fall eintritt und tatsächlich in die Wohnung eingebrochen wurde? Dann greift die Hausratversicherung. Diese haftet, wenn der Einbruch bestimmte Bedingungen erfüllt. So muss sich der Einbrecher mit einem Werkzeug wie z. B. einem Brecheisen Zugang verschafft haben. Auch wenn der Dieb mit Hilfe eines vorher gestohlenen Schlüssels einbrechen konnte, muss die Hausratversicherung das erbeutete  Eigentum ersetzen. Wenn der Schlüssel infolge fahrlässigen Verhaltens entwendet werden konnte, muss die Versicherung nicht unbedingt zahlen! Also Haustürschlüssel besser nicht unter Blumentöpfen oder Fake-Steinen verstecken. 

Durch den Abschluss einer Hausratversicherung ist  – je nach Versicherungsumfang – außerdem der komplette Hausrat, von Möbeln über Kleidung bis hin zu Elektrogeräten, abgesichert. Der Versicherte erhält im Schadensfall so viel Geld, dass er einen gleichwertigen Gegenstand zu heutigen Preisen neu erwerben kann (Wiederbeschaffungspreis). Übernommen werden auch Reparaturkosten für beschädigtes Inventar oder kaputte Türen und Fenster. 

Doch nicht nur der materielle Schaden zählt bei einem Einbruch, auch emotional kann solche ein Eingriff in die Privatsphäre massive Auswirkungen auf das Einbruchsopfer haben! Schock, Trauer, Ohmacht, Verunsicherung – diese Gefühle sind nicht ungewöhnlich. Schließlich fehlen möglicherweise wichtige Erinnerungsstücke, Kleiderschränke und private Fotos wurden durchsucht, zerwühlt und von fremden Menschen begutachtet.

Auch Angst, Geräuschempfindlichkeit und Schlafstörungen sind nur einige der psychologischen Folgen eines Einbruchs - man hat das Gefühl der Sicherheit in den eigenen vier Wänden verloren, nachdem man die Erfahrung gemacht hat, dass sich jemand ganz leicht Zutritt verschaffen kann. 

„Meine Intimsphäre war verletzt, alles war von fremden Menschen angefasst worden. Das war demütigend. Ich fühlte mich ausgeliefert und wehrlos. Von diesem Gefühl konnte ich mich lange nicht befreien. Ich wusste nicht, was mich hätte trösten können. Auch machte ich mir Vorwürfe.“ berichtet Franziska Landgräfe nach einem Einbruch in ihrer Wohnung laut „Die Welt“. 

Hilfe fand sie bei nahestehenden Personen, mit denen sie das Gespräch suchen konnte. Langfristig ist jedoch professionelle Hilfe die bessere Lösung. Dafür gibt es Initiativen für Opferhilfe
(www.weisser-ring.de). Auch bei Ihrer jeweiligen Polizeistelle sind Ansprechpartner vor Ort, die psychologische Hilfe vermitteln können. Und natürlich hilft es auch, den Einbruchschutz zu erhöhen damit man sich zuhause wieder sicherer fühlen kann.  

Denn man kann schon mit kleinen Maßnahmen und relativ wenig Geld sein Hab und Gut sichern - oftmals reichen Lärm und Licht, um Eindringlinge abzuwehren. Ein Tipp noch zum Schluss, der sogar gratis umsetzbar ist: Niemals in Sozialen Netzwerken posten, dass man wochenlang im Urlaub ist!

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