Augsburger Panther Sportdirektor Larry Mitchell

Er will altes bewahren und dennoch immer offen für Neues sein!

Mit ihm verbindet man den größten sportlichen Erfolg der Panther bisher, jetzt ist Larry Mitchell wieder da: „Es war eine sehr schöne Zeit. Augsburg hat mir damals im Dezember 2007 diese Chance geschenkt, in dieser tollen Liga zu arbeiten. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, hier ist ein Ort, an dem viel mehr drin ist. Dass wir es damals so weit geschafft haben, war für alle im deutschen Eishockey eine Riesenüberraschung. Es war meine schönste Zeit als Trainer, definitiv.“

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Bild: AEV Panther
Den Empfang im Augsburger Rathaus und die Präsentation des Vizemeisters 2010 auf dem Balkon erlebte er damals allerdings nicht mit. Das Scouting neuer Spieler in Nordamerika stand auf dem Plan, ein Flug war bereits gebucht und so verpasste er die offiziellen Feierlichkeiten. Damals dachte er sich nichts dabei, doch „heute mit 57 bereue ich es , dass ich nicht anwesend war.“
Aktuell ist er als Sportdirektor der Augsburger Panther zurückgekehrt, soll nach den bekannten zwei schwierigen Jahren mithelfen, den Kurs in die richtige Richtung zu lenken. Und wer weiß, womöglich stehen mittel- und langfristig einmal wieder eine Platzierung oder gar ein Titel im Raum, die er mitfeiern kann. Doch Mitchell argumentiert ähnlich Panther-Geschäftsführer Maximilian Horber im Interview bei TRENDYone kürzlich. „Das ist sicherlich in weiter Ferne. Hier muss man wirklich so realistisch sein, wenn man zweimal auf dem vierzehnten Tabellenplatz landete, dass man logischerweise sehr weit weg von der Meisterschaft ist. Und man sollte wie damals erst einmal kleine Schritten gehen. Es hatte einst von 2007/08 bis 2009/10 gedauert, was dennoch relativ schnell war. Aber mein Ziel ist, dass wir diese Saison nicht im Abstiegskampf stecken. Danach sehe ich die Augsburger Panther als Mannschaft, die an den Play- Offs teilnehmen muss und soll und das heißt: unter die besten zehn Mannschaften der Liga kommen."
Doch mit welchen persönlichen Gefühlen kam Mitchell zurück nach Augsburg, als Identifikationsfigur, an die dennoch große Erwartungen geknüpft werden könnten.
„Nur mit glücklichen und positiven Gefühlen. Ich bin jetzt sechsunddreißig Jahre im Profi-Eishockey tätig. Die meiste Zeit in Deutschland, die beiden letzten Jahre in der Schweiz.“ Daher kenne er den Druck, oben wie unten. Die Rückkehr sei für ihn aber auch ganz privat etwas Besonderes.
„Landsberg am Lech ist meine deutsche Heimat. Ich war zehn Jahre weg, meine Familie hat mich nur am Wochenende gesehen, ist meistens dorthin gefahren, wo ich gerade aktiv war, in der Schweiz, in Ingolstadt oder Straubing. Jetzt kann ich wirklich das erste Mal nach so langer Zeit wieder jeden Tag zu Hause sein. Dieses Glück überwiegt alles!“
Und dann begeistern ihn zudem die Fans. „Ich scoute viel in Finnland, Schweden, der Schweiz. Das ist aber schon etwas anderes was ein Eishockeyspieler vor diesen Fans erlebt. Es ist laut, es ist leidenschaftlich, man fährt zum Auswärtsspiel und es sind teilweise mehr Augsburger Fans als von der Heimmannschaft im Stadion.“ Auch seine Zusammenarbeit mit Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl beschreibt er als fair und angenehm. Man sei zwar nicht immer gleicher Meinung, damals wie heute, aber trotz der Entlassung einst (Dezember 2014) sei die Beziehung immer von Respekt geprägt gewesen. „Wir waren auch all die Jahre in gutem Kontakt, haben uns ausgetauscht.“ Und nun die Rückkehr. Obwohl Sigl selbst in puncto Ex-Panther-Spieler, wenn Mitchell als Trainer selbige zurückholen wollte, die Aussage „Aufgewärmtes Gulasch schmeckt nicht!“ anwandte. „Jedoch nicht strikt, denn bei dem ein oder anderen, der zum Erfolg beigetragen hatte, stimmte er zu. Also haben wir beschlossen, es auch wieder miteinander zu versuchen.“
Aber was ist sein Erfolgsgeheimnis, welche Würze bringt Mitchell mit, damit das Gulasch sicher mundet?
„Es sind andere Qualitäten oder Dinge, die ausschlaggebend sind. Ich bin kommunikativ, in gewisser Weise sehr schwarz und weiß denkend. Bei mir gibt es wenig Grau. Ich sage, was ich denke. Manche Menschen können damit umgehen, andere nicht. Dennoch versuche ich diesen Weg weiter zu gehen. Ich wurde erzogen, die Wahrheit zu sagen. Etwas, das im Profisport nicht immer der Fall ist, so meine Erfahrung. Ich halte das jedoch konstant bei.“
In seiner Zeit als Spieler habe er dominante Trainer gehabt, die die Richtung ohne wenn und aber vorgaben, in seiner Trainerzeit hätten die Spieler dann Anweisungen oft mit „Wieso?“ hinterfragt. Und heute: „Wenn ich einem Spieler etwas sage, fragt er nicht nur wieso er etwas tun soll, sondern er will auch wissen, warum es für ihn gut ist!“
Seine Erfahrungen im Profisport haben ihm gezeigt, dass man sich verändern und die neuen Wege mitgehen müsse. „Man kann 25 Spieler nicht überzeugen, dass ein Weg von vor 30 Jahren der richtige ist.“ Man solle sich dennoch treu bleiben, müsse sich aber anpassen und die junge Generation verstehen wollen. „Es gibt aber auch Momente, wenn ein Spieler fragt, ob eine Neuerung überhaupt notwendig sei, in denen ich sage: Ja, weil ich es so entschieden habe. Es kommt auf das Gegenüber an.“
In Augsburg traf Mitchell viele neue Gesichter und alt vertraute wie Panther Sportmanager Duanne Moeser oder Spieler T.J .Trevelyan, den er vor 13 Jahren nach Augsburg geholt hatte, und viele Sponsoren und Fans.
„Das erleichterte den Rückkehr-Prozess natürlich.“ Familie und Freunde sind für den leidenschaftlichen Golfer wichtig. Im Sommer verbringt er gerne Zeit in seiner Heimat Kanada, auf
Prince Edward Island. Solange es ihm Spaß macht und seine Arbeit geschätzt wird, will er dem Eishockey treu bleiben. „Aber ich denke nicht unbedingt noch zehn Jahre.“