Bauen zu teuer?

Die Baukonjunktur ist einer der Gradmesser für die Prognose der deutschen Wirtschaftsentwicklung. Gestiegene Kosten und ein höheres Zinsniveau haben die Boomjahre beendet und die Branche blickt voraus auf trübe Jahre.

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Die Bauwirtschaft braucht Impulse, soviel ist klar. Der Wohnungsbau in Deutschland hinkt weit dem hinterher, was politisch geplant und von Bürgern erwartet wurde. Noch schlimmer stellt sich die Lage bei Gewerbeimmobilien dar. Häuslebauer und Investoren sind äußerst zurückhaltend. Material und Kapital sind zu teuer und diese erhöhten Kosten bergen zu viele Risiken.

Dabei kennen wir es, einer aktuellen Studie der OECD zufolge, schwieriger. Im Vergleich mit vergangenen Jahrzehnten zeigt sich, bauen war zwar nie so günstig wie im Jahr 2016, allerdings nie so teuer wie im Jahr 1981.
 
Die Studie berücksichtigt Entwicklung der Baupreise gleichermaßen wie Reallohnentwicklung und Zinsniveau. Gerade das Verhältnis von Einkommen und Baupreisen, Anfang der 80er Jahre, zusammen mit extrem hohen Zinsen auf Hypothekenkredite, barg ein noch wesentlich höheres Risiko, als es sich heute offenbart.
 
Aber es ist eben der Vergleich zur jüngeren Vergangenheit, der noch in den Köpfen steckt. Eine lange Phase der Nullzinspolitik der EZB erlaubte Hypothekenkredite, bei denen sich Tilgungsraten vereinbaren ließen, die die monatliche Zinslast um das zwei- dreifache überstiegen. Damit waren Rückzahlungszeiträume plötzlich realistisch geworden, die Schuldenfreiheit lange vor der Rente prognostizierten. Oder man erlaubte sich, wegen des billigen Geldes, einfach ein größeres Objekt.

Die Inflation und die damit steigenden Zinsen, beendete die Party abrupt. Nicht nur, dass Bestandsimmobilien vielerorts Wertabschläge im zweistelligen Prozentbereich verkraften mussten, auch die stark gestiegenen Energiekosten verteuerten viele wichtige Materialien enorm. Material, das im Neubau wie bei der Altbausanierung heute für einen regelrechten Stau beim notwendigen Baufortschritt sorgt.
 
Die Zeiten sind heute anders als noch vor 40 Jahren. Damals hat man die Kosten und die Geldbeschaffungskosten in Kauf genommen, weil man dem Ziel eigene vier Wände gerne Alles unterordnete. Heute wird eher eine Balance zwischen der gesamten Lebensqualität und dem Aufwand für das eigene Wohnen erwartet. Einschränkungen für nur ein einziges Ziel sind nicht gewollt.
 
Es bleibt zu hoffen, dass die zuletzt deutlicher gesunkene Inflation im Euroraum für Nullrunden bei der Zinsfestlegung sorgt und vielleicht auch binnen eines Jahres für erste Zinssenkungen. Bauen muss in den Köpfen der Bürger wieder erschwinglicher erscheinen – das wäre dann ein erster wichtiger Impuls.