Hype um Kryptowährung Bitcoin: Wirtschaftswunder oder Spekulationsblase?

Digitalwährung im Boom

Sie sind das Phänomen des letzten Jahres und mittlerweile ein begehrtes Objekt zur Geldanlage: Bitcoins! Seit Monaten dominiert die Kryptowährung die Schlagzeilen der Wirtschaftsnachrichten, nahezu täglich erklimmt der Kurs einen neuen Höchststand. Doch woher genau kommt eigentlich diese neue Währung, wie funktioniert sie und rentiert sich auch heute noch ein Investment? Wir sind den Fragen auf den Grund gegangen.

Der Aufstieg des Bitcoins begann mit zwei Pizzen. Ein hungriger Programmierer aus Kalifornien bestellte vor etwa sieben Jahren Pizza über ein Internetforum und bot als Gegenleistung 10.000 Bitcoins. Damaliger Wert: knapp 25 Euro. Erstmals wurde ein Geschäft mit der Zahlung von Bitcoins abgewickelt. Noch heute wird deshalb der 22. Mai als „Bitcoin-Pizza Tag“ unter Anhängern und Fans gefeiert. Die beiden Pizzen sind mittlerweile die wohl teuersten der Welt. Der Wert von 10.000 Bitcoins liegt derzeit bei ungefähr 100 Millionen Euro.

Das verdeutlicht, was der Bitcoin für einen rasanten Aufstieg hinter sich hat. Allein in diesem Jahr hat sich der Wert verelffacht. Ein Ende ist dabei erstmal nicht abzusehen. Nahezu täglich erklimmt der Kurs neue Rekordwerte, größere Kursschwankungen inbegriffen. Obwohl das Konzept der Kryptowährung bereits 2008 unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ vorgestellt wurde, gewann der Bitcoin erst 2013 zunehmend an medialer Aufmerksamkeit und Bedeutung. Bitcoin leitet sich dabei von Bit, der kleinsten Speichereinheit an einem Computer, und dem englischen Wort Coin (dt: Münze) ab. Unter den mittlerweile knapp 1.000 Kryptowährungen gilt der Bitcoin als der älteste und zugleich auch bekannteste Vertreter. Aber auch Ethereum, die Nummer zwei auf dem Markt der Kryptowährungen, verzeichnet zunehmend mehr Transaktionen.

Haben Sie schon einmal mit Bitcoin bezahlt oder in eine Kryptowährung investiert?

Bitcoin als Rohstoff

Dabei existieren Kryptowährungen wie Bitcoins lediglich im Internet. Es werden weder Scheine noch Münzen gedruckt oder ausgegeben. Über verschlüsselte Formel und Datensätze berechnen Computer kleine Blöcke, die dann zur sogenannten Blockchain hinzugefügt werden. Dadurch werden neue Bitcoins produziert (auch genannt „schürfen“) und an den Online-Börsen gehandelt. Die aktuelle Blockchain beträgt 136 GB. Im November befanden sich etwa 16,7 Millionen Bitcoins im Umlauf, bis 2030 geht man von mehr als 21 Millionen Bitcoins aus. Für einen einzelnen PC wäre das Schürfen von Bitcoins langwierig, die anfallende Stromrechnung würde den aktuellen Wert der Bitcoins wohl übersteigen. Deshalb schließen sich im Netz mehrere Rechner zusammen, um den Vorgang zu vereinfachen und zu beschleunigen. In Deutschland war das Schürfen lange verpönt, doch nach dem medialen Hype und den fortwährenden Meldungen von Rekordkursen schwappt der Trend mittlerweile auch zu uns über.

Der Handel mit Kryptowährungen geschieht derzeit noch über Umwege. Reguläre Termin- und Devisenmärkte scheuen den Handel mit der digitalen Währung. Bitcoins erhält man vor allem an Online-Börsen wie Bitcoin.de, dem größten Anbieter auf dem deutschen Markt. Die andere Möglichkeit ist es, Waren oder Dienstleistungen zu verkaufen und dabei Bitcoins als Gegenleistung zu akzeptieren. Insgesamt nimmt die Anerkennung von Bitcoins als Geldanlage zu. So werden an der Börse in Chicago zum Beispiel ab dem 18. Dezember Bitcoin-Futures gehandelt. Die Kryptowährung wird dort neben Gold, Silber oder Erdöl als Rohstoff geführt werden und dann mit herkömmlichen Finanzprodukten gleichgestellt.


Bitcoin - Die Zukunft der Wirtschaft?

Inwieweit der Hype um Bitcoins berechtigt ist, lässt sich in der derzeitigen Situation kaum beantworten. Wer in Kryptowährungen investieren möchte, der braucht ein stabiles Nervenkostüm. Der aktuelle Wert liegt bei etwa 10.000 Euro pro Bitcoin. Doch der Kurs schwankt regelmäßig um einige hundert Euro. Gerade hier sehen institutionelle Anleger die Möglichkeit „billig“ in den Handel einzusteigen, um dann zu gegebener Zeit die Bitcoins gewinnbringend weiterzuverkaufen. Dabei können Bitcoins mit einer Hebelwirkung von bis zu 30 gekauft werden. Heißt: steigt der Wert, so erhält man den 30-fachen Gewinn; gleiches gilt jedoch auch bei Verlusten.

Wie sich der Kurs in den nächsten Jahren entwickeln wird ist schwer abzuschätzen. Viele sehen den Markt als überhitzt an und warnen vor einer Spekulationsblase, ähnlich wie 2007/2008, als der amerikanische Immobilienmarkt in sich zusammenbrach und das gesamte Land in eine Phase der Rezession führte. Joseph Stiglitz, Professor an der Columbia-University und Nobelpreisträger für Wirtschaft, will deshalb den Handel mit Bitcoins komplett verbieten lassen.  Auch die deutsche Bundesbank warnte im November vor einem Totalverlust für Anleger. Kryptowährungen sollten als risikoreiche Vermögensanlage betrachtet werden, dienen also eher nicht als Investment in eine gesicherte Altersfürsorge.

Verglichen werden Bitcoins oftmals mit der sogenannten Tulpenmanie. Die Tulpenblase gilt als erste Spekulationsblase der Finanzwirtschaft. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren die Blumen ein extrem begehrtes Accessoire. Das Problem: Die Wachstumsgeschwindigkeit hielt mit der hohen Nachfrage nicht Schritt, wodurch die Preise – vor allem bei holländischen Sorten – explodierten. Im Februar 1636 brach die Nachfrage nach Tulpenzwiebel abrupt ab. Viele Geschäftsleute verloren ihr Hab und Gut.

Ob den Bitcoin ein ähnliches Schicksal ereilen wird bleibt abzuwarten. Dies scheint vor allem davon abzuhängen, inwieweit der Kurs sich in den nächsten Monaten stabilisieren kann und ob der Bitcoin als Zahlungsmittel zunehmende Akzeptanz in der Geschäftswelt findet.

Vorteile, Nachteile, Gefahren des Bitcoin

Die Vorteile der digitalen Währung liegen auf der Hand: Da das Schürfen der Bitcoins extrem zeitaufwendig ist und nur über verschlüsselte Datensätze erfolgen kann, ist die Währung kaum zu fälschen. Zusätzlich wird durch die Anonymität im Internet die Privatsphäre der Nutzer geschützt und der Handel der Kryptowährung von keinen staatlichen Stellen überwacht, sodass sich Preise und Kurse unverfälscht aus Angebot und Nachfrage ergeben.

Wo viel Licht ist gibt es aber auch Schatten: Hinter den Bitcoins steht nichts von realem Wert. Während man mit dem Kauf einer Aktie Anteilseigner eines Unternehmens wird, bleibt beim Erwerb von Bitcoins lediglich der Eintrag in ein Handelsregister. Wie viel dieser Eintrag tatsächlich wert ist ermittelt sich alleine aus Angebot und Nachfrage. Steigt die Nachfrage ziehen auch die Preise an und der Handelskurs steigt, bricht die Nachfrage jedoch ein, so fällt der Kurs drastisch. Da die Kursentwicklung zudem von keiner staatlichen Stelle überwacht wird, gibt es kein Organ wie die Zentralbank oder Bundesbank, die für Wertstabilität sorgt. Die Anonymität des Internets erleichtert zugleich illegale Geschäfte wie Geldwäsche, sodass sich die Regierung von Großbritannien und die Europäische Union für eine stärkere Überwachung und mehr Transparenz in Zukunft aussprechen.

Die chinesische Führungsspitze ging im vergangenen September gleich noch einen Schritt weiter: Kurzerhand wurden die in China angesiedelten und weltweit größten Bitcoin-Börsen gesperrt und der Handel mit der Kryptowährung komplett untersagt. Das Vorgehen sorgte unter Anlegern für Verunsicherung und der Kurs geriet in einen Abwärtsstrudel. Nach einem vorübergehenden Tief erholten sich die digitale Währung aber relativ schnell vom chinesischen Ausschluss, auch deshalb, weil sich der Handel in benachbarte Länder wie Shanghai verlegte.


Bitcoins in der Einkaufswelt

Kostenlose „Bitcoin-Brieftaschen“ (auch genannt Wallet) für Handys oder PCs ermöglichen das Bezahlen mit der digitalen Währung auch unterwegs. Dabei können Bitcoins (in den Brieftaschen) gelagert, empfangen und gesendet werden. Einzige Voraussetzung: Man muss entweder seine „Brieftasche“ dabei haben oder den Betrag per Internet abbuchen lassen. Die Zahl der Unternehmen, die Bitcoins als Gegenleistung akzeptieren, steigt stetig. Darunter befinden sich Giganten wie Microsoft, Greenpeace oder Wikipedia. Aber auch Reisen lassen sich mittlerweile mit Hilfe der digitalen Währung über die Online-Plattform Expedia buchen. Dass sich der Bitcoin jedoch als dauerhafte Alternative in der realen Welt etablieren kann scheint unwahrscheinlich. Immerhin müssten Händler dann ihre Verkaufspreise dauerhaft an den aktuellen Kurs der Kryptowährung anpassen.

Als Empfehlung gilt: Wer in Bitcoins oder andere Kryptowährungen investieren will, sollte sich Zeit nehmen und gründlich über Chancen und Risiken recherchieren. Bitcoin-Fonds bieten die Möglichkeit, den eigentlichen Handel an Profis abzutreten und von einer Menge Erfahrung und Wissen zu profitieren. Fonds haben zudem den Vorteil, nur beschränkt der Gefahr einer Spekulationsblase ausgesetzt zu sein. Denn anstatt eigenen Positionen auf Märkten einzugehen profitieren sie lediglich von den Preisunterschieden zwischen den verschiedenen Börsen (Abitrage). Hierbei ist aber Vorsicht geboten: Auf einem florierenden und zugleich anonymen Markt tummeln sich viele Betrüger-Fonds, deren einziges Ziel darin besteht, die Investoren um ihr Geld zu bringen.

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