Bundesweiter ADFC-Fahrradklima-Test: Im Oberallgäu geht’s nur zäh voran
Sonthofen bleibt Primus- Kempten radelt hinterher
Kempten(adfc) – Trotz aller Bemühungen der zuständigen Stellen bekommen die meisten teilnehmenden Oberallgäuer Kommunen beim bundesweiten Fahrradklima-Test (FKT)nur mäßige Noten von den Fahrradfahrern. Sechs Städte hatten es in die Endauswertung der alle zwei Jahre stattfindenden Befragung zur Situation des Radfahrens geschafft.
Sonthofen ist und bleibt Radl-Primus unter den Städten im Oberallgäu. Mit der Note 3,2 belegt die Stadt unter Bayerns Kommunen mit 20- bis 50-tausend Einwohnern unangefochten Platz eins von 41 Städten ! Sie schneidet nicht nur 0,2 Prozentpunkte besser ab als beim letzten FKT 2022, sondern liegt auch 0,7 Punkte über dem bundesweiten Durchschnitt ihrer Größenklasse! 69 Prozent der Teilnehmer sagen, in Sonthofen macht das Radfahren richtig Spaß. Radverleih, Werbung für und Förderung des Radfahrens durch die Verwaltung mit dem radaffinen Bürgermeister Christian Wilhelm an der Spitze werden ebenso positiv bewertet wie die Zunahme von Radabstellanlagen und für Radler geöffnete Einbahnstraßen. Abzüge gibt’s für die Mitnahme von Fahrrädern im öffentlichen Nahverkehr, den Winterdienst auf Radwegen sowie die Ampelschaltungen für den Radverkehr.
Platz zwei im Oberallgäu belegt Oberstdorf mit Note 3,4 , das ist Rang 6 unter 95 ähnlich großen bayerischen Kommunen,Eine leichte Verbesserung im Vergleich zu 2022.In der beliebten Tourismusgemeinde werden vor allem das Sicherheitsgefühl für Radler sowie die gute Erreichbarkeit der Ortsmitte gelobt, Kritik gibt’s für die Konflikte mit Fußgängern. Immerhin sagen 71 Prozent der Oberstdorfer Teilnehmer:wir haben mehr Spaß als Stress im Sattel.
Nummer drei ist Newcomer Oberstaufen. Der Schrothkurort landet bei seiner FKT-Premiere auf Anhieb mit Note 3,5 auf Platz 10 unter 95 Vergleichsstädten in Bayern. Lob gibt’s für die Reinigung der Radwege , die wenigen Radldiebstähle und den öffentlichen Radverleih. Kritisiert wird,daß Oberstaufen wenig für die Förderung des Radverkehrs tut und es zu wenige Abstellanlagen gibt.
Immenstadt bemüht sich mit neuen Radwegen um eine bessere Infrastruktur, in der Notengebung reichts trotzdem nur für eine 3,8. Das ist genauso viel wie im Test 2022 und damit Platz 48 von 95 Kommunen.Radförderung, Radwegereinigung und geöffnete Einbahnstraßen schlagen positiv zu Buche, bemängelt werden Konflikte mit Fußgängern und das wenig zügige Vorwärtskommen im „Städtle“.
Platz 5 im Oberallgäu belegt Waltenhofen, das mit starken 136 Teilnehmern bayerweit besonders aktiv war.Note vier gibt es für den Mix aus guten Oberflächen der Radlwege und wenigen Hindernissen für Radler auf der einen Seite, unbefriedigender Fahrradförderung und ungenügender Fahrradmitnahme im ÖPNV auf der anderen Seite.Schon 2022 holte sich Waltenhofen eine Vier, ganz knapp unterm bayernweiten Durchschnitt und Platz 71 von 95.
Kempten muss wie schon vor zwei Jahren auch heuer mit dem letzten Platz im Oberallgäuer-Radl-Ranking vorlieb nehmen. Note 4,3 steht zu Buche, 0,1 Prozentpunkte weniger als 2022 und 0, 3 unter dem Durchschnitt.Rang 7 unter den neun vergleichbaren Städten in Bayern,da ist also noch viel Luft nach oben.Radfahren in Kempten ist eher stressig , urteilen die Bürger, es gibt zuwenig für Radler geöffnete Einbahnstraßen und die Radmitnahme im ÖPNV ist beschwerlich .Außerdem sind viele Radwege zu schmal, das Falschparken auf Radwegen wird zu wenig kontrolliert und sanktioniert, die Autofahrer in Kempten überholen zu oft zu dicht.Positiv bewertet werden nach Auswertung des FKT 2024 wenig Konflikte mit dem Fußgängerverkehr, vergleichsweise wenig Diebstähle und die Bemühungen der Stadt, den Radverkehr zu fördern.
„Es geht nach wie vor im Schneckentempo voran,das muß besser werden,“kommentiert Lutz Bäucker die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Kempten-Oberallgäu fordert mehr Mut, mehr Willen und mehr Geld, um den Radverkehr in der Region sicherer und damit attraktiver für mehr Menschen zu machen. „Ich freue mich aber sehr über die sichtbaren Anstrengungen in allen sechs bewerteten Kommunen, das macht uns als ADFC Hoffnung. Wir stehen immer gern als Partner in allen Fragen des Oberallgäuer Radverkehrs zur Verfügung und bedanken uns für die schon bisher sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit!“