Das plant Per Günther nach seiner Profikarriere bei ratiopharm ulm

Der Kapitän im Interview

Bereits seit 2008 ist Per Günther Teil der Ulmer Basketballer, die seither zahlreiche Erfolge für sich verbuchen konnten. Aktuell befindet sich der Kapitän mit der Trikotnummer 6 in seiner 13. Saison. NDoch sein Vertrag läuft am Ende dieser kuriosen Spielzeit aus. Wie geht es für die Ulmer Legende weiter? Darüber sprach TRENDYone mit dem sympathischen Basketballspieler im Interview.

TRENDYone: Wie hat sich die ganze Corona-Situation auf das Team ausgewirkt - was ist anders als davor?

Per Günther: Für das Management war es eine schwierigere Aufgabe, den Kader zusammenzustellen. Außerdem gab es die Problematik, welche Auswirkung die ganze Situation auf die Spielergehälter haben wird. So hat sich das Team letztendlich gemeinsam auf eine Gehaltsreduzierung geeinigt – was in dieser schwierigen Situation absolut nachvollziehbar war! Der Alltag fühlt sich für uns Spieler relativ normal an, was das Training betrifft. Natürlich ist es seltsam, wenn der Trainer eine Maske trägt und der Umgang unter den Spielern natürlich etwas „vorsichtiger“ ist. Die Spieltage sind jedoch komplett anders. Zum einen wegen der Corona-Tests, vor allem aber auch wegen der Stimmung. Wir haben gemerkt, dass die Fans auf den Rängen einfach fehlen, die eine einzigartige Atmosphäre kreieren, uns anfeuern und die Mannschaft zu Höchstleistung anspornen. Das spüren wir im Team sehr stark.

Wie fällt Dein bisheriges Fazit der Saison aus? Bist Du mit der Leistung der Mannschaft zufrieden?

Wir können insgesamt zufrieden sein. Natürlich sieht es auf den ersten Blick etwas extrem aus, da wir unsere ersten fünf Spiele gewinnen konnten und dann anschließend vier der fünf darauffolgenden Spiele verloren haben. Das hatte auch viel mit der Stärke des Gegners zu tun. Das, was wir bisher im BBL-
Pokal erreicht haben, ist für die bisherige Saison sehr wichtig gewesen. Auch unsere Leistung im EuroCup sehe ich positiv. Dass es dann nicht in die zweite Runde gereicht hat, ist natürlich ein bisschen ärgerlich. Fazit: Die Saison könnte besser sein, jedoch bin ich insgesamt sehr zufrieden, wenn man die aktuellen Umstände betrachtet. Uns war klar, dass es schwierig wird.

Möchte man nach solch einer Saison wirklich seine Karriere beenden?

Es gibt viele Aspekte, die dabei eine Rolle spielen. Ein wichtiger Faktor ist natürlich, in welcher Verfassung sich mein Körper befindet, im Speziellen mein Knie und der Rücken. Auch die
familiäre Situation spielt dabei eine Rolle. Natürlich wäre es schade, wenn man die Chance nicht mehr hätte, sich zu verabschieden und noch einmal die außergewöhnliche Stimmung in einer vollen ratiopharm arena genießen zu können.

Wie deutlich musst Du als Kapitän den Jungs gegenüber manchmal werden? Brüllt man sich da auch mal an?

*Lacht* Ich bin der Meinung, dass Führung immer etwas mit Authentizität zu tun hat. In den 13 Jahren als Spieler, in denen ich bereits über 10 Jahre Kapitän war, bin ich der Meinung, einen Führungsstil gefunden zu haben, bei dem es eher selten nötig ist, einzelne Spieler zusammenzustauchen – dass man mal vor den Jungs im Kollektiv etwas lauter werden muss, natürlich schon. Es ist einfach wichtig zu lernen, was dein Gegenüber für ein Typ ist, woher die Fehler kommen und warum die Jungs verunsichert sein könnten. Da spielen ganz viele Faktoren eine Rolle, die man als Kapitän bedenken und deshalb solche Standpauken mit Bedacht wählen sollte.

Hast Du Dir eine Deadline gesetzt, bis wann Dich entschieden haben willst?

Spätestens im März oder April weiß ich, wie es mit meiner Karriere weitergeht. Da sollte ein Spieler nämlich ungefähr wissen, wie sich das Training im Sommer gestaltet, um sich auf eine nächste Saison vorbereiten zu können. Somit werde ich nicht erst im August unterschreiben, falls das der Fall sein sollte. Die nächsten Wochen und Monate werden sowohl für den Club als auch für mich entscheidend sein: Wie alles weitergeht, wie die aktuelle Situation verläuft und wie der Kader geplant werden kann. 

Hast Du konkrete Pläne für die Zeit danach?

Es gibt natürlich ein paar Ideen und Vorstellungen, jedoch bisher nichts Konkretes. Ich stelle mir an erster Stelle die Frage, ob ich überhaupt im Bereich des Basketballs weiterhin tätig sein möchte. Sollte ich meine Profikarriere beenden, wird es wohl erst einen kleinen Bruch geben. Beispielsweise würde ich erst einmal Reisen mit der Familie nachholen.