Erstes Gebäude am Mittelösch in Isny bekommt Nahwärme

Energiebox am Lärmschutzwall liefert Wärme für das Wohngebiet Mittelösch

Die Energiebox am Lärmschutzwall liefert Wärme für das Wohngebiet Mittelösch, das erste Handwerkerhaus wird schon beheizt. Bei einem Ortstermin erfolgte mit einer „kleinen Einweihung“ die offizielle Inbetriebnahme durch die Bio-Energie-Isny (BEI)

Vor genau zwei Jahren hat der Gemeinderat Isny beschlossen, das Wohngebiet Mittelösch mit Abwärme der Firma Früchte Jork versorgen zu lassen und sich gleichzeitig für eine Anschlusspflicht (10 Jahre) entschieden. Dem waren heftige Diskussionen vorausgegangen. Die BEI hatte aus wirtschaftlichen Gründen das neue Wohngebiet nicht an das bestehende Nahwärmenetz anschließen können, erläuterte Klaus Schwarz, Geschäftsführer der BEI. Unter anderem, weil Neubauten durch ihren energetischen Standard deutlich weniger Wärmebedarf haben, als beispielsweise die Altbauten der Innenstadt. „Die Stadt hat aber sehr auf eine zentrale Wärmeversorgung gedrängt“, betonte Schwarz. „Eine neue Einfamilienhaussiedlung mit Nahwärme zu versorgen, wäre unsinnig gewesen. Aber verdichtetes Bauen und ein naheliegender Wärmelieferant machten das Projekt möglich“, begründet Bürgermeister Rainer Magenreuter das Engagement der Stadt. Er danke allen Beteiligten, die hier vorbildlich zusammenwirken, um einen Beitrag zu effizienter Energienutzung zu leisten. 

Um die Akzeptanz zu erhöhen, waren vorab mit möglichen Investoren Workshops zur Entwicklung dieser Quartiers-Wärmeversorgung abgehalten worden. Als Energiequelle bot sich die ungenutzte Abwärme der Firma Früchte Jork an. Diese entsteht durch die Kühlhallen und wurde bislang weitgehend übers Dach abgeblasen. Bei Geschäftsführer Joachim Jork stieß man mit dem Ansinnen auf großes Entgegenkommen. Er berichtete, dass seine Firma das Projekt durch Studenten der Hochschule Biberach wissenschaftlich begleiten lässt. 

Die Umsetzung erwies sich jedoch als nicht ganz einfach. „Unser größtes Problem war, dass auf grüner Wiese geplant wurde, wir wussten nicht, was gebaut wird, wie groß das Netz ausgelegt werden muss“, berichtete Schwarz. Den Prozess bei der Entwicklung des Wohngebiets, bei dem alles im Fluss war, habe man keineswegs „euphorisch“ begleitet, da durch zunehmend mehrgeschossige Bebauung mehr Wohneinheiten entstanden, als ursprünglich vorgesehen. War man anfangs noch von 560 KW Wärmeleistung für das gesamte Quartier ausgegangen, so sind es mittlerweile 800 KW. Wegen des erhöhten Energiebedarfs wurde die Naturenergie Isny als Partner mit ins Boot geholt, bei der Einweihung vertreten durch Geschäftsführer Bernd Böck. Gegenüber den ersten Berechnungen hat sich die Vorlauftemperatur von 28 auf ca. 38 Grad erhöht, daher kann direkt aus der Leitung geheizt werden, ohne Zwischenschaltung einer Wärmepumpe. 

Erschwert wurde die Planung laut Schwarz auch durch Änderungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, bei Förderrichtlinien und Vorgaben. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf etwa 2 Mio. Euro. Die BEI hat für diese innovative Wärmeversorgung mit sogenanntem „lauwarmem Netz“ eine Innovatonsförderung über das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen der Projektträgerschaft Umweltforschung des Landes Baden-Württemberg erhalten. Als Pilotprojekt löst es auch bei anderen Kommunen großes Interesse aus.  

In der Energiebox, einem kleinen, holzverschalten Gebäude am Lärmschutzwall, erfolgt die Zusammenführung der beiden Energieerzeuger. Untergebracht sind dort die gesamte, fernüberwachte Verteiltechnik und ein Pufferspeicher. Die praktische Umsetzung der technischen Anlage verantwortete Firma Christ und Wieprecht aus Isny, Jens Wieprecht nahm an der Einweihung ebenfalls teil.

„Wir sind stolz darauf, dass sich für dieses Projekt ausschließlich lokale Mitstreiter zusammengetan haben. Die gesamte Innovation bleibt in der Region“, betonte Hellen Maus, Prokuristin der BEI.