FCA-Neuzugang Sven Michel will sich einen Stammplatz erkämpfen

„Man kann so vieles ändern, wenn man zum Kämpfen bereit ist“

Der FC Augsburg geht in sein 13 Bundesligajahr, hat sich bis dato (bis Redaktionsschluss) mit sechs Neuzugängen verstärkt.

cropped-1689924343-img_0784
Bild: TRENDYone
So kam zum einen Defensivspieler Patric Pfeiffer ablösefrei vom SV Darmstadt 98. Mit den Lilien feierte der 23-Jährige in der abgelaufenen Spielzeit den Aufstieg in die Bundesliga, zu dem er in 24 Spielen vier Tore und eine Torvorlage beisteuerte. Er unterzeichnete einen langfristigen Vertrag bis zum 30. Juni 2027. Ebenso ablösefrei kam Torhüter Finn Dahmen vom 1. FSV Mainz 05, bei dem er 15 Jahre gespielt und sämtliche Jugendmannschaften bis hin zu den Profis durchlaufen hat. Der gebürtige Wiesbadener unterschrieb einen Vertrag über drei Jahre bis zum 30. Juni 2026, der eine Option auf Verlängerung um ein weiteres Jahr beinhaltet. Zudem holte man Masaya Okugawa von Arminia Bielefeld, Phillip Tietz vom SV Darmstadt und Tim Breithaupt vom KSC. Mit Sven Michel von Union Berlin kam außerdem der sechste Neuzugang im Bunde. Er ist mit 33 Jahren der älteste im Kader, kam selbst spät zum Profi-Fussball, doch er will sich unbedingt einen Stammplatz in der Mannschaft erarbeiten. Augsburg sei sportlich, aber auch in puncto Wohlfühlfaktor für ihn und seine Familie (Frau, Kind und Hund) zugeschnitten.

Im Trainingslager in Schladming in der Steiermark traf ihn Marion Buk-Kluger für TRENDYone und unterhielt sich mit ihm nicht nur über Fußball, sondern auch sein Hobby: Angeln.

TRENDYone: Wie siehst Du Dich selbst innerhalb der Mannschaft, Deine Teamkollegen sind ja alle im Schnitt gut 5-7 Jahre jünger als Du?
Sven Michel: Ich glaube schon, dass ich eine gewisse Erfahrung mitbringe, im Fußball einiges mit- und durchgemacht habe, da kann ich schon etwas weitergeben. Klar, ich bin 33, bin aber noch sehr jung geblieben und versteh mich mit den Jungs einfach super und hoffe auch, dass ich noch lange jung bleibe.
 
Wo gibt es Gemeinsamkeiten außerhalb des Platzes?
Da gibt es auf jeden Fall Parallelen. Ich bin leidenschaftlicher Fischer, und in der Mannschaft macht zum Beispiel Niklas Dorsch gerade seinen Angelschein. Und es gibt noch zwei, drei andere, die sich sehr dafür interessieren und am liebsten sofort den Schein machen würden.
 
Was nicht so einfach ist…
Ja, das ist so. Da muss man sich ganz schön dahinterklemmen. Das ist fast so wie in der Schulzeit in Mathe, man lernt viel Unnötiges, vergisst aber auch schnell einiges.
 
Wenn Du angelst, kannst Du dann völlig abschalten, auch mal vom Fußball?
Ja, man ist da komplett für sich, beobachtet das Wasser, überlegt, wo könnten die Fische stehen, man kann sehr gut abschalten.
 
Hilft Dir diese Beobachtungs-Notwendigkeit auch auf dem Platz, natürlich drängst Du auch in die Box, aber man hatte beim Testspiel gegen Kufstein auch den Eindruck, Du bist hier in der Rolle des Verteilers? Und welche Rolle wünscht Du Dir selbst innerhalb der Mannschaft? Womöglich eine führende?
Das ist schon eine Rolle, mir die Bälle im Halbraum zu holen, weiter zu verteilen und meine Mitspieler in Szene zu versetzen, definitiv. Nichtsdestotrotz will ich selbst auch in meine Position im 16er kommen und meine Abschlüsse machen. Es ist eine Allrounder-Position und ich fühle mich da sehr wohl und gehe ganz gut darin auf. Ich sehe mich in den vorderen, offensiven Positionen, ob außen oder in der Mitte, ich kann beides gut spielen. Ich bin keiner, der unbedingt ein Amt inne haben muss, trotzdem will ich versuchen meine Mitspieler zu pushen, dazu brauche ich aber kein Amt. Mein Ziel ist es einen Stammplatz zu bekommen, dafür werde ich kämpfen, werde alles dafür geben. Die Plätze sind begrenzt, aber mein Ziel ist es, einen dieser elf Plätze zu bekommen...
 
Was war für den Nordrhein-Westfalen der Beweggrund, nach Augsburg zu kommen? Und wie war das Ankommen?
Ich komme vom Land, einem Ort mit dreieinhalb Tausend Einwohnern. Wir (Anmerkung: Frau und Kind plus Hund) waren jetzt lange in der Großstadt Berlin und haben gemerkt, das ist nicht Unseres. Meine Frau und ich haben, als die Anfrage aus Augsburg kam, direkt gesagt: vom Wohnen und Leben her, ist das wie auf uns zugeschnitten. Dieser Wohlfühlfaktor war ein großer Beweggrund. Der alles entscheidende Grund war aber natürlich der Sportliche. Wir haben eine gute Mannschaft und werden eine bessere Rolle spielen als in der letzten Saison, davon bin ich überzeugt. Der Trainer hat mich auch überzeugt. ...Mit der Wohnungssuche hat uns der Verein gut unterstützt, ...Noch ist meine Frau in NRW, in Siegen, aber Mitte August klappt dann der Umzug hierher.
 
Aber warst Du schon in Augsburg angeln?
In Augsburg noch nicht, aber tatsächlich hier im Trainingslager.
 
Und auch etwas gefangen?
Zwei Bachforellen, und einen Saibling, die wurden auch hier im Hotel zubereitet. Hat sehr gut geschmeckt. Und eventuell ziehen wir, Niklas Dorsch und Irvin Cardona nochmals los. 
 
Kurz zurück zum letzten Spieltag der letzten Saison, wir war da die Stimmung bei Dir?
Mich hat es riesig gefreut, dass Augsburg in der ersten Liga geblieben ist. Für mich gehört der FCA da rein, wir tun auf jeden Fall alles dafür, dass es so bleibt.
 
Als der FCA in die erste Liga kam, da warst Du Anfang 20, hast Du den Verein da schon verfolgt.
Da hatte ich noch nicht so viel mit Profi-Fußball zu tun, ich habe einen anderen Werdegang als viele meiner Kollegen, habe Fußball nie so groß verfolgt. Viele haben ja Fußball-Akademien durchlaufen. Aber ich glaube, dass ich dadurch meine Jugend und Kindheit ein bisschen mehr genießen konnte.
 
Bringt Dir das heute als Profi Vorteile und hilft im realistischen Blick darauf?
Das hilft in vielerlei Hinsicht, ob es der Umgang mit Geld ist oder die Sicht aufs Leben. Auch die Tätigkeiten in anderen Berufen, ich habe in einer Gießerei als Elektroniker für Betriebstechnik und als Sozialhelfer gearbeitet. Da lernt man noch eine andere Seite des Lebens kennen, worüber ich sehr froh bin, dass ich sie kennenlernen durfte.
 
Hast Du Vorbilder und Idole, auch außerhalb des Fußballs?
Ich hatte nie groß Vorbilder, hatte einfach immer Spaß am Fußball spielen, auch ohne den Gedanken ein riesiger Fußballer zu werden, sondern ich habe es aus Spaß gemacht. 
 
Wie beschreibst Du Dich selbst, bist Du eher ein perfektionistischer Mensch oder intuitiver?
Eher intuitiv, bei mir wird immer wieder etwas schief gehen, aber es kommt auf die Reaktion an.
 
Du sagtest vorhin, Du hattest einen anderen Werdegang als viele Deiner Teamkollegen. Eines hast Du mit einigen gemein: die Tattoos. „Man kann so Vieles ändern, wenn man zum Kämpfen bereit ist“, ist eines.
Der Spruch sagt einiges, auch über mich aus, und spiegelt meine Fußballkarriere wider. Ich war nie der größte Fußballer, aber ich konnte immer kämpfen. Das kann ich immer noch und werde ich auch, bis ich nicht mehr kann. Meine Tattoos haben alle eine Bedeutung, die Taube mit der Uhr etwa sagt, unsere Zeit ist begrenzt, fliegt davon. Meine Eltern und Geschwister, sind verewigt, die Aufstiegsdaten mit Paderborn sind tätowiert, es sind prägende Sachen...
 
Dann kommt sicher von Augsburg auch etwas dazu?
Ja, wenn wir etwas Besonderes erreichen, warum nicht.