Fuggerstädter Kanute Sideris Tasiadis im Intverview

Der Bronze-Gewinner aus Augsburg

TRENDYone trifft auf den Olympia-Bronzemedaillengewinner Sideris Tasiadis. Im Jahr 2000 begann der gebürtige Augsburger mit dem Kanuslalom beim Augsburger Kajak-Verein und startet mittlerweile auch für die Kanu-Schwaben Augsburg. Aus seinem Hobby wurde schnell ein Beruf oder eher eine Berufung? Darüber und über vieles mehr sprach der diesjährige Olympia-Bronzesieger mit TRENDYone.

TRENDYone: Sideris, Du hast nach dem Rennen gesagt, dass du eigentlich gar nicht so richtig zufrieden bist, hat sich das mit der Abreise von Tokio geändert?
 
Sideris Tasiadis: Eigentlich legte sich dieses Gefühl schon, als ich auf dem Treppchen gestanden bin und die Medaille in Händen halten konnte. Im Zielbereich hat man mir zwar angesehen, dass ich nicht ganz zufrieden war und mich etwas über mich selbst geärgert habe, weil ich einfach wusste, dass ich mehr aus mir herausholen hätte können – das wurde zum Schluss hin dann aber definitiv nebensächlich.
 
Wie hast Du Dich auf das Rennen vorbereitet?
Ich habe mich ganz normal wie auf meine anderen Wettkämpfe auch vorbereitet. Mit einem Monat lang Training ist es nicht getan, man muss so viel mehr Zeit dafür investieren. Die letzten vier Jahre habe ich mich erstmal für die Qualifikation der Olympischen Spiele vorbereitet – um dann natürlich meine Leistung immer sofort abrufen zu können.
 
Haben sich die Wettkämpfe ohne Zuschauer anders angefühlt?
Ja, definitiv! Ich durfte bei den letzten zwei Olympiaden auch schon teilnehmen: Dort waren die Ränge noch voll, es war ein atemberaubendes Gefühl. Besonders gefreut hat es mich jedoch, dass bei den diesjährigen Wettkämpfen die Betreuer und die anderen Athleten für reichlich gute Stimmung gesorgt haben, um die Motivation zu steigern und möglichst ein „olympisches Flair“ aufkommen zu lassen.
 
Mit wem hast Du als Erstes telefoniert?
Ich konnte drei Stunden gar nicht an mein Handy gehen. Erst die Dopingkontrolle, dann die Siegerehrung und danach dann die vielen Pressegespräche. Der erste Anruf war kurz bei meiner Freundin und nach einem zweiminütigen Telefonat musste ich dann gleich für die nächsten Interviews bereitstehen.
 
 
War die Strecke sehr anspruchsvoll?
Die Strecke war sehr anspruchsvoll, technisch auf einem sehr hohen Niveau. Deswegen hat man bei leichten Fehlern gleich drei Fehlerpunkte erhalten. So ist aber meine Sportart und diese Spannung sowie der Leistungsabruf machen es für mich persönlich auch so spannend.
 
Man durfte nur 48 Stunden nach den Wettkämpfen in Tokio Bleiben. Wie war die Abreise?
Ich wusste vorab, dass der Athlet nach seinem Wettkampftag abreisen muss, damit nicht zu viele Menschen im Olympischen Dorf herumlaufen. Als stressig habe ich es nicht empfunden, ich war an diesem Tag der Einzige, der wieder zurückfliegen musste. Ich wäre aber natürlich lieber dortgeblieben, um die anderen Teamkollegen zu unterstützen.
 
Was es für ein Gefühl auf dem Treppchen zu stehen?
Sehr schön! Am Anfang konnte ich es noch gar nicht fassen. Ich war im Zielbereich und hatte danach zehn Minuten Zeit, mich umzuziehen. Dann ging es schon aufs Treppchen.
 
Wie hast Du mit dem Kanufahren angefangen?
Am Anfang war es ein reines Hobby meinerseits. Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass ich bei meinen Teamkollegen immer ganz vorne mit dabei war. So haben sich dann einige Türen für mich geöffnet. Bei der Bundeswehr bin ich zur gleichen Zeit in die Sportfördergruppe gekommen und ab da hatte ich die Möglichkeit, mein Können aufzubauen – dabei hat man meine Leistungssteigerung auch extrem gesehen.
 
Ist es immer noch Dein Hobby oder inzwischen ein Beruf für Dich?
Seit 13 Jahren sehe ich das Kanufahren als meinen Beruf. Als Erstes war ich bei der Bundeswehr angestellt.  Seit 2012 fahre ich hauptberuflich für die Polizei Kanu und kann dort meinen Sport betreiben. Dort wird von mir erwartet, dass ich im Kanuten-Bundeskader bin, das heißt für mich, ich muss unter den besten drei in Deutschland sein. Dazu sollte ich natürlich auch die ein oder andere Medaille mit nachhause bringen. (lacht)