700 neue Meisterinnen und Meister in Schwaben

„Macher, keine Zauderer“

Meisterfeier in Kempten steht im Zeichen des 125-jährigen Jubiläums der HWK Schwaben

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Die Jahresbestmeisterinnen und Jahresbestmeister mit Ministerpräsident Markus Söder (4.v.r. stehend)), HWK-Präsident Hans-Peter Rauch (3. v..r. stehend) und HWK-Hauptgesc...Bild: Sascha Schneider
Die Handwerkskammer für Schwaben hat am Freitagabend ihre neuen Meisterinnen und Meister gefeiert. An der Veranstaltung in der bigBOX Allgäu in Kempten nahmen über 1400 Gäste teil. Insgesamt knapp 700 junge Menschen haben in Schwaben die Weiterbildung zum Meister in diesem Jahr absolviert, 575 Meisterbriefe wurden bei der Meisterfeier übergeben. Die Jahresbestmeisterinnen und Jahresbestmeister wurden von Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder gemeinsam mit HWK-Präsident Hans-Peter Rauch und Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner ausgezeichnet. Moderiert wurde die Veranstaltung von ARD- und BR-Sportmoderator Markus Othmer, musikalisch umrahmt von der Jugendkapelle Singoldfüchse.

„Meisterfortbildung kein Marathon, sondern Sprint“

„Wenn ich heute in den Saal schaue, dann sehe ich keine Zauderer, sondern Macher“, richtete Hans-Peter Rauch seine ersten Worte an die Meisterinnen und Meister. „Menschen, die in den letzten Jahren viel gearbeitet, viel gelernt und nie aufgegeben haben. Sie alle, liebe Meisterinnen und Meister, haben gezeigt, was man mit Einsatz und Herzblut erreichen kann. Herzlichen Glückwunsch, darauf dürfen Sie stolz sein.“ Rauch betonte: „Der Meisterbrief ist kein Stück Papier. Er ist ein Versprechen – an Qualität, Verantwortung und Zukunft. Er steht für Können, für Wissen, aber auch für Haltung. Die Meisterfortbildung war für Sie ein Marathon und kein Sprint. Und wer sie besteht, hat gezeigt, dass er nicht nur Talent hat, sondern auch Ausdauer, Disziplin und Leidenschaft.“

Handwerk im Zentrum wichtiger Zukunftsprojekte

HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner gratulierte den jungen Meisterinnen und Meistern ebenfalls herzlich: „Ihr Meisterbrief hat eine lange Tradition und ist genau deswegen ein Werkzeug der Zukunft. Er steht für Wissen, das man nicht einfach so googeln kann, für Können, das keine KI nachahmen kann, und für Kompetenzen, die echten Mehrwert schaffen. Damit haben Sie die Grundlage gelegt, um in einer sich wandelnden Wirtschaft erfolgreich zu sein.“ Wagner betonte die Bedeutung des Handwerks: „Wir leben in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen und das Handwerk steht dabei nicht am Rand, sondern im Zentrum. Ob Energiewende, Mobilitätswende oder Digitalisierung – keine dieser Entwicklungen gelingt ohne das Know-how und die Lösungsorientierung des Handwerks.“

Jubiläum einer Erfolgsgeschichte – 125 Jahre HWK Schwaben

Mit Blick auf das Jubiläum der HWK Schwaben sagte Wagner: „Das Handwerk lebt von Begeisterung und von jungen Talenten. Genau dieses Zusammenspiel prägt auch die Arbeit unserer Kammer – seit nunmehr 125 Jahren. Eine Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr feiern wir unser Jubiläum: 125 Jahre Begleitung, Unterstützung und Gestaltung des Handwerks in Schwaben – und heute mehr denn je bei Digitalisierung und nachhaltigem Wirtschaften, aber auch bei Fachkräftesicherung und Existenzgründung. Dieses Jubiläum ist für uns daher kein Rückblick, sondern ein Auftrag, das Handwerk stetig weiterzudenken.“ Die Selbstverwaltung des Handwerks sei ein Privileg und die Kammern vom Staat gesetzlich geregelte Solidargemeinschaften. Es zählten Solidarität und Subsidiarität: „Solidarität bedeutet, gemeinsam für die Wirtschaftsgruppe Handwerk einzustehen und nicht nur Eigeninteressen zu verfolgen, und Subsidiarität, dass die Starken die Schwächeren unterstützen“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Wagner.

Unterstützung bei Betriebsnachfolge im Handwerk gefordert

HWK-Präsident Rauch rückte neben den Forderungen nach Entlastung bei Steuern und Abgaben, Strompreisen und einer Stärkung der Berufsorientierung vor allem das Thema Nachfolge in den Mittelpunkt. Das Handwerk stehe vor großen Herausforderungen. Der Fachkräftemangel betreffe besonders kleine und mittlere Betriebe: „Viele Inhaberinnen und Inhaber suchen Nachfolger – oft vergeblich. Dabei ist das Handwerk ein Schatz, den es zu bewahren gilt. Wenn kein Nachfolger gefunden wird, verlieren wir nicht nur Betriebe, sondern auch Wissen, Arbeits- und Ausbildungsplätze und ein Stück Heimat“, so Rauch. Es müsse alles getan werden, um Betriebsübergaben einfacher und unbürokratischer zu machen und jungen Menschen den Übergang zur Selbstständigkeit zu erleichtern.

Zusammenhalt in der Handwerksfamilie

Dankesworte richtete Rauch an das Ehrenamt und an alle, die die jungen Handwerkerinnen und Handwerker auf ihrem Weg zum Meistertitel unterstützten: „Familien, Prüferinnen und Prüfer, Freunde, Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte. Sie alle haben mitgetragen, mitgeholfen, mitgefiebert. Ihnen allen möchte ich ausdrücklich sagen: Ohne Sie geht es im Handwerk nicht. Es braucht Zusammenhalt in der Handwerksfamilie.“

Markus Söder würdigt Handwerk und Meisterkultur

Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder stellte sich im Talk den Fragen von Moderator Markus Othmer und betonte seine Wertschätzung für das Handwerk: „Ich habe großen Respekt vor dem Meister. Das ist eine der bedeutendsten Prüfungen, die man in Deutschland ablegen kann. Bayern lebt sehr stark vom Handwerk. Es ist regional, treu und ökonomisch solide – da gibt’s keine Luftbuchungen, da wird sauber gearbeitet. Das Handwerk bildet aus, stärkt Regionen und ist die Basis unserer Wirtschaft.“

Auch auf die Bedeutung des Meisterbonus ging Söder ein: „Wenn das Studium kostenfrei ist, kann es nicht sein, dass der Meister Geld kostet. Deshalb haben wir uns entschieden, die Unterstützung beim Meisterbonus dauerhaft beizubehalten. Wir wollen so viele Meisterinnen und Meister wie möglich in Bayern.“ Othmer wies darauf hin, dass Betriebsnachfolgen und Neugründungen entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Handwerks seien. Auch hier könnte ein Bonus – ähnlich wie beim Meister – wichtige Anreize schaffen. Söder pflichtete bei: „Ja, wir müssen das machen mit dem Gründer- und Nachfolgerbonus. Ich bin da sehr offen.“

Großes Lob fand Söder zudem für die Selbstverwaltung und die Kammern: „Ich war früher skeptisch gegenüber Pflichtmitgliedschaften, aber heute habe ich großen Respekt vor den Kammern. Die duale Ausbildung ist weltweit ein Vorbild – darauf werden wir überall angesprochen. Mein Dank gilt allen Prüferinnen und Prüfern und den Ehrenamtlichen. Das macht unser Handwerk unschlagbar. Wenn etwas 125 Jahre überlebt, wie die Handwerkskammern, dann muss es gut sein.“

Zum Thema Entbürokratisierung kündigte der Ministerpräsident weitere Initiativen an: „Bayern hat über 700 Einzelmaßnahmen zur Entbürokratisierung umgesetzt. Deutschland erstickt an Bürokratie – wir brauchen endlich mehr Freiheit. Manchmal muss man mit der Kettensäge oder der Metzgersäge ran, um Vorschriften zu kürzen. Weniger Bürokratie, mehr Mut, mehr Schnelligkeit – nur so bleibt unsere Wirtschaft stark.“