Interview mit „Passion 21"-Macher Manfred Schweigkofler

«Die letzten Zeugen»

Die Geschichte Jesu Christi darzustellen ist mitunter schwierig. Mal wird der Begründer des christlichen Glaubens lediglich als historische Figur dargestellt, mal als spiritueller Religiongsstifter, der, vom Heiligen Geist erfasst, Wunder an seinen Mitmenschen bewirkte. Viele Verfilmungen sind gescheitert, manche Aufführungen verlieren sich in großen historischen Kulissen mit Hunderten von Statisten, die Nähe zum sentimentalen Kitsch und Pathos ist schleichend. Allgemein wird die Verfilmung der Passionswoche durch den italienischen Filmemacher Pier Paulo Pasolini „Das 1. Evangelium Matthäus" Mitte der 60er Jahren als das bis dato gelungenste Werk angesehen. Es ist klar, kraftvoll und schlicht gehalten.

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Der Südtiroler Autor und Regiesseur Manfred Schweigkofler inszeniert das Stück „PASSION 21" am Festspielhaus Neuschwanstein.Bild: passion21
Neuer Ansatz

Jetzt hat sich eine Team rund um den Südtiroler Dramaturgen Manfred Schweigkofler an die Erzählung des Leben Jesu Christi herangewagt und einen völlig neuen, äußerst spannenden Ansatz gefunden, der wie bei Pasolini Einfachheit und glaubwürdige Authenzität vermittelt. In der 75-minütigen Aufführung „PASSION 21", die am Donnerstag den 7. April im Schauspielhaus Füssen Premiere feiert, wird die Figur Jesu Christi selbst nicht in Erscheinung treten, lediglich fünf seiner letzten Wegbegleiter werden in einer Art multimedialer Teichoskopie über ihre Begegnung mit Christus berichten. Der „Mensch" Jesu spiegelt sich in den Eindrücken seiner letzten Wegbegleiter und wird, obwohl, nie selbst anwesend, für die Zuschauer „begreifbar".

Die letzten Wegbegleiter

Im Interview mit TRENDYone erzählt der gebürtige Bozner Schweigkofler (60), der als Creative Director, Regiesseur, Dramaturg und Kulturmanager in Bozen und über 17 anderen Ländern erfolgreich wirkte, über sein Projekt „PASSION 21". Das Bühnenstück entstand in Zusammenarbeit u.a. mit dem ursprünglichen Ideengeber, dem norwegischen Pfarrer Ingvar Aarseth, der einer christlichen Glaubensgemeinde im Spielort Füssen vorsteht. „Die Geschichte Jesu, die wir erzählen, ist eine sehr heutige, menschliche Geschichte, kein schrilles, lautes Musical, sondern eine bewußt spartanische Reduktion der Beschreibung Jesu durch seine letzten Wegbegleiter im irdischen Leben: Maria Magdalena, den Jüngern Petrus und Judas, dem Hohepriester Kaiphas und dem römischen Statthalter Pilatus. Die Musik von David Hügers & Apollo21 in unserer Teichoskopie ist filmisch angelegt, sie hält sich zurück, verstärkt aber die provozierten Gefühle und trägt mit einer jeweils individuellen Melodie die Berichte der fünf Boten.", so Manfred Schweigkofler. „Ich habe meine Darsteller gebeten, jeder für sich eine glaubwürdige, menschliche Figur zu schaffen, die klar durchzeichnet ist. Für Magdalena war Jesus eine glücklich machende, segensreiche Begegnung, die ihr menschliches Bewußtsein erweitert hat; für Petrus und Judas war Jesus ein Revolutionär zur rechten Stunde, dessen Lehren aber von beiden anders interpretiert und umgesetzt werden. Petrus ist der Pragmatiker, der Bedächtige, der Zweifler, Judas hingegen kann alles nicht schnell genug gehen, ein Heissporn und Überaktivist.", erläutert Schweigkofler. „Der Hohepriester Kaiphas hingegen ist lediglich ein Hüter der öffentlichen Ordnung, für ihn ist das Verhalten Jesu und seiner Anhänger ein Stören einer weltlichen Ordnung, mit der man sich aufs Beste arrangiert hat. Der römische Statthalter Pontius Pilatus ist Fremder in der Provinz Judäa, ein Besatzer. Für ihn als Agnostiker ist die an ihn herangetragene Aufgabe, sich mit Jesu zu beschäftigen ein aufgezwungenes Übel, zu dem er kein rechtes Urteil zu finden vermag.", erklärt der Autor Schweigkofler.

Eindringliches Erlebnis

Bewußt möchte Schweigkofler Bezüge zur Gegenwart aufzeigen. Wie reagieren heute Betroffene auf Menschen, die Dinge in Frage stellen, die Grundstürzendes bewirken können? Aus welchen Motiven handeln die betroffenen Personen und warum? „PASSION 21" ist kein göttliches Singspiel, kein Kitsch, kein Melodram, es ist der Versuch mit reduziertem, doch kraftvoll eingesetztem Schauspiel, gepaart mit einer völlig neuen Art der Präsentation, wie u.a. Video-Mapping, Klangbildern und Bewegung, eine Kunstform zu schaffen, die ein möglichst wahrhaftiges Bild des Menschen Jesu Christi vermittelt. „Somit können sich die Besucher*innen der Aufführung auf einen spannenden, überraschenden und eindringlichen Abend freuen, der allen eine neue Form des „Storytelling" präsentieren wird.", so Schweigkofler. „PASSION 21" feiert am 7. April Premiere im Schauspielhaus Neuschwanstein. Tickets sind im Vorverkauf erhältlich an ausgewählten Vorverkaufsstellen sowie unter www.passion-21.de. Das Stück gastiert bis einschliesslich Sonntag, den 24. April in Füssen.