Katja Berg als Evita auf der Freilichtbühne Augsburg.

Musicalstar zurück am Staatstheater

Ab dem 21. Juni wird es südamerikanisch. Dann, wenn die Lebensgeschichte der charismatischen Evita, die zur argentinischen Volksheldin wurde und viel zu jung starb, aufgeführt wird. Andrew Lloyd Webber machte die Story mit eingängigen Balladen und südamerikanischen Anklängen zu einem seiner Welterfolge. In Augsburg wollen Musicalstars wie Katja Berg in der Titelrolle, Opernchor, das Ballett Augsburg und die Live-Begleitung der Augsburger Philharmoniker damit für magische Musicalnächte sorgen.

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Katja Berg als Evita Perón.Bild: Jan Pieter Fuhr
Evita, eine Frau, die polarisiert (e), was fasziniert Dich an der Rolle?

Eva Duarte de Perón war eine komplexe Persönlichkeit. Mich fasziniert bei ihr der Kontrast zwischen öffentlicher Verehrung und heftiger Kritik. Für die einen war sie eine Heilige, für die anderen eine Opportunistin. Die Ambivalenz macht sie als Figur sehr spannend zu spielen.

Wie geht man eine Frau, die doch widersprüchlich ist bzw. für andere gilt, im Rollenstudium an?

)Sie ist nicht nur eine historische Figur, sondern auch ein Symbol, eine eine Projektionsfläche, eine Kämpferin- und zugleich eine Frau mit tiefen Ängsten, Sehnsüchten und Strategien. Mein Rollenstudium darf sich nicht nur auf die „Heldin“ oder die „Böse“ beschränken, sondern konzentriert sich auf ihre vielschichtige ambivalente Persönlichkeit. Dabei stelle ich mir Fragen wie: Woher kommt sie? Was hat sie erlebt? Welche Erfahrungen prägen sie: Armut, Machtlosigkeit, früher Verlust des Vaters, Vaterkomplexe, Aufstieg, Ablehnung, Sehnsüchte. Und vor allem… was macht Eva Angst? Was treibt sie an? Ist es Macht, Liebe, Angst vor Bedeutungslosigkeit? Wann spielt sie bewusst eine Rolle und wann ist sie authentisch? Wenn sie die Verführerin spielt, oder die glühende Patriotin, die first Lady oder die Heilige der Armen. Besonders am Ende des Stückes ist sie zerbrechlich und- wie ich es empfinde- sehr ehrlich in allem was sie sagt und fühlt. Denn sie war am Ende genauso überrascht und überwältigt von ihrer frühen Krebsdiagnose und kämpfte dagegen an.
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Es ist für mich besonders berührend zu spielen, wie sie am Ende ihrer Tage fast wie ein junges Mädchen da steht- schwach, allein und liebesbedürftig. Webbers Musik unterstreicht dies wunderbar und es ist mir fast unmöglich, für diese einstige Diva nicht etwas Wärme und Mitgefühl zu empfinden. 

Es gibt eine musikalisch neue Fassung, was sind hier Besonderheiten für dich in der Rollen-Umsetzung?

Ich habe die Rolle für über 10 Jahren schon einmal gespielt und für mich persönlich gibt es keine tiefgreifenden Änderungen in Komposition oder Interpretation. Ich denke dies bezieht sich eher auf die Zusammensetzung des Orchesters und die Arrangements die aufgewertet wurden. Für mich in jedem Fall ein großes Vergnügen und viele Gänsehautmomente. Gesanglich ist sie eine wahnsinnig anspruchsvoll und gehört zu den schwierigsten Frauenrollen im Musical-Repertoire. Man braucht einen großen Stimmumfang vom tiefen Mezzo-Register bis hohen Sopran-Tönen und muss möglichst viele klangliche Farbpaletten haben von verführerisch, verletzlich, fanatisch, kalkulierend und triumphierend- und dies oft sehr schnell hintereinander. Ob mit rockig- aggressivem Ton oder lyrisch-getragenem Klang- Du brauchst viel Kontrolle über Deine stimmliche und schauspielerische Dynamik. Das reizt mich und macht mir riesigen Spass.